Mehmet Hanefi Bilgin in Dara Hênî beigesetzt

Der in einem türkischen Gefängnis aus bisher ungeklärter Ursache gestorbene politische Gefangene Mehmet Hanefi Bilgin ist in seiner kurdischen Geburtsstadt Dara Hênî beerdigt worden.

Der in Haft gestorbene politische Gefangene Mehmet Hanefi Bilgin ist am Montag in seiner kurdischen Geburtsstadt Dara Hênî (tr. Genç) beigesetzt worden. Die Anteilnahme bei der Beerdigung war groß. Unter den Trauergästen waren neben vielen Verwandten des Kurden auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der HDP-Verbände der gesamten Provinz Çewlîg (Bingöl), mehrere Parlamentsabgeordnete und Mitglieder des Gefangenensolidaritätsvereins TUAY-DER.

Im Vorfeld der Beerdigung, die auf dem städtischen Friedhof im Stadtteil Cumhuriyet stattgefunden hat, wurde der Leichnam von Mehmet Hanefi Bilgin am Çewlîger Flughafen in Empfang genommen. Vor dort aus geleitete ein Konvoi den Sarg bis nach Dara Hênî. In einer Moschee wurde die rituelle Waschung des Toten nach islamischer Tradition durchgeführt. Erst im Anschluss daran erfolgte die Zuführung auf den Friedhof. Bilgin wurde unter der Parole „Şehîd namirin“ (Gefallene sind unsterblich) beigesetzt.

Drei Jahrzehnte im Gefängnis

Mehmet Hanefi Bilgin saß fast dreißig Jahre im Gefängnis. 1992 war er von einem Staatssicherheitsgericht zu einer erschwerten lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, im Juni stand seine bedingte Entlassung an. Vor wenigen Tagen wurde der 58-Jährige tot in einer Zelle des Hochsicherheitsgefängnisses der nordtürkischen Provinz Bolu aufgefunden. Nach Angaben der Vollzugsleitung soll er einen tödlichen Herzinfarkt erlitten haben. Das Ergebnis der vom Institut für Rechtsmedizin (ATK) in Ankara durchgeführten Obduktion liegt noch nicht vor. Kondolenzbesuche erhält die Familie im Trauerhaus Yenişehir.

Zehnter toter Gefangener in zwei Monaten

Mit Mehmet Hanefi Bilgin sind seit Anfang Dezember mindestens zehn Gefängnisinsassen gestorben. Acht der Toten waren politische Gefangene, bei den anderen beiden handelt es sich um einen Straf- und einen Untersuchungsgefangenen. Die Demokratische Partei der Völker (HDP) zeigte sich entsetzt. Ihr menschenrechtspolitischer Sprecher Ümit Dede beklagte am Sonntag massive Verstöße gegen Gefangenenrechte, die durch ausgedehnte und systematische Angriffe gekennzeichnet seien. „Diese Todesfälle dürfen nicht losgelöst von der Politik der Regierung betrachtet werden. Der Staat hat die Hafteinrichtungen dieses Landes in Zentren physischer und psychischer Folter verwandelt. Es wäre nicht übertrieben, von Todestrakten zu sprechen.“ Alle Rechte der Gefangenen seien faktisch ausgehebelt, so Dede.