Bewohnerin bei Luftangriff auf Camp Mexmûr verletzt -UPDATE

Das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan wurde erneut von einer türkischen Killerdrohne angegriffen. Mindestens eine Zivilistin ist verletzt worden.

Das selbstverwaltete Flüchtlingslager Mexmûr in Südkurdistan wurde am Freitag erneut zum Ziel eines Angriffs der Türkei. Eine Killerdrohne hat das auch als Şehîd-Rustem-Cûdî-Camp bekannte Lager von Geflüchteten aus Nordkurdistan am frühen Morgen angegriffen. Dabei wurde eine 50 Jahre alte Bewohnerin verletzt. Die Drohne traf das Wohnhaus der Frau. Sie wurde in das campeigene Krankenhaus gebracht.


Der Name der verletzten Frau wurde mit Ayşe Muhammed Ahmed angegeben, genaue Angaben zu ihrem Zustand machte die Klinik noch nicht. Derweil sind zahlreiche Menschen, die sich zuvor um den Ort des Einschlags versammelt hatten, vor das Krankenhaus gezogen. Eine Abordnung der irakischen Zentralregierung ist ebenfalls eingetroffen. Sie will die Ermittlungen zu dem Drohnenangriff aufnehmen.

Mexmûr im Visier des türkischen Staates

In Camp Mexmûr, das sich südwestlich von Hewlêr (Erbil) in einem zwischen der Autonomieregierung der Kurdistan-Region Irak (KRI) und der irakischen Zentralregierung in Bagdad umstrittenen Gebiet befindet, leben etwa zwölftausend Menschen. Ein Großteil der Bevölkerung wurde in den 1990er Jahren im Zuge der antikurdischen „Aufstandsbekämpfung“ und der sogenannten Politik der verbrannten Erde – unter dem Vorwand, die PKK zu bekämpfen, wurden damals etwa 3.000 Dörfer entvölkert oder niedergebrannt – vom türkischen Staat vertrieben. Nach einer mehrjährigen Odyssee und Aufenthalten in verschiedenen Camps haben die Menschen 1998 am Rand der Wüste das Lager Mexmûr gegründet.

Drohnenangriffe auf Flüchtlinge

Der Türkei ist das basisdemokratisch organisierte und selbstverwaltete Geflüchtetenlager Mexmûr ein Dorn im Auge. Ankara kriminalisiert das Camp als „Brutstätte“ der kurdischen Arbeiterpartei PKK, das „gesäubert“ werden müsse, und greift es immer wieder aus der Luft an. Der letzte Luftangriff auf Mexmûr, ebenfalls in Form eines Drohnenschlags, hatte sich am vergangenen Samstag ereignet. Ziel des Angriffs war eine Moschee. Dabei waren eine Frau und ihre beiden Söhne, die sich in einem Gemeindezentrum auf dem Gelände des Gotteshauses aufhielten, verletzt worden.

Offiziell unter UN-Schutz

Offiziell steht Mexmûr samt seinen Bewohner:innen unter dem Schutz und der Kontrolle des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR). Praktisch ist die Organisation aber nur nominell präsent. Sie verließ das Lager bei den Angriffen der Terrorgruppe „Islamischer Staat“ (IS) im Jahr 2014 und kehrte danach nicht mehr zurück. Die Bevölkerung des Lagers wirft dem UNHCR deshalb vor, seine Pflichten gegenüber Mexmûr zu vernachlässigen. Seit 2019 ist das Camp einem Embargo der KRI-Regierung ausgesetzt, die von der Ankara-treuen Barzanî-Partei PDK dominiert wird. Im Frühjahr leisteten die Bewohnerinnen und Bewohner von Mexmûr zwei Wochen lang Widerstand gegen eine Militarisierung ihres Camps durch das irakische Militär, die von Ankara und Hewlêr forciert worden war.

Diese Meldung wurde um 11:07 Uhr aktualisiert und mit Angaben zur verletzten Person ergänzt