Gegen die Besatzung Südkurdistan durch den türkischen Staat halten sich Mitglieder der kurdischen Jugendbewegung seit dem 14. Juni als „lebende Schutzschilde“ in Qendîl auf. Die Angriffe der türkischen Armee werden ohne Unterbrechung fortgesetzt. Am 28. Juni wurden am Berg Kortek in der Qendîl-Region zwei Zivilfahrzeuge von der türkischen Luftwaffe bombardiert. Drei Menschen kamen dabei ums Leben, sieben Personen wurden verletzt.
An vielen Orten ist gegen dieses Massaker protestiert worden. Bei den Protestaktionen ist ein Abzug der türkischen Truppen aus Südkurdistan gefordert und das Schweigen der Regierungen in Bagdad und Hewlêr (Erbil) verurteilt worden.
Wir haben in Qendîl mit Aktivistinnen der Bewegung junger Frauen gesprochen, die sich an den „lebenden Schutzschilden“ beteiligen. Canda Efrîn ist davon überzeugt, dass der türkische Staat das kurdische Volk mitsamt seiner Geschichte auslöschen möchte: „Es werden Kinder und Frauen getötet und dann wird behauptet, dass sich der Angriff gegen die PKK gerichtet hat. Bei dem Luftangriff auf Kortek in der vergangenen Woche wurden drei Menschen aus einer Familie getötet. Die südkurdische Regionalregierung schweigt weiterhin zu diesen Angriffen. Damit stimmt sie der Besatzung des eigenen Landes zu. Nach dem Besuch des Präsidenten Neçirvan Barzani in der Türkei sind die Angriffe intensiviert worden. Niemand darf zu diesen Verbrechen schweigen, wir müssen die Toten von Kortek rächen. Gerade als Frauen müssen wir in die Berge gehen, uns mit unserer ganzen Kraft und unserem Willen gegen die Besatzung stellen und beweisen, dass wir frei sind.“
Die Aktion der „lebenden Schutzschilde“ findet nicht nur in Qendîl statt, sondern auch in Bradost, erzählt Canda Efrîn. „Wir sind hier, weil wir zeigen wollen, dass wir uns vor den Raketen und Kampfflugzeugen des türkischen Staates nicht fürchten. Für unsere Freiheit sind wir bereit, alles zu geben, auch unser Leben. Bis die Gesellschaft, die Frauen und ganz Kurdistan frei sind, werden wir unsere Aktionen fortsetzen.“
Widerstand gegen alle patriarchalen Herrschaftssysteme
Avesta Xabur, eine weitere Aktivistin, weist darauf hin, dass der türkische Staat die Region entvölkern will und die PKK dafür als Vorwand benutzt: „Die PKK-Bewegung hat der ganzen Welt bewiesen, dass sie für Freiheit kämpft. Die Menschen in Kurdistan sind Massakern ausgesetzt. In Rojava hat der türkische Staat Efrîn besetzt, jetzt soll Başûr [Südkurdistan] besetzt werden. Mit Angriffen auf die Zivilbevölkerung sollen die Menschen eingeschüchtert und gegen die PKK aufgebracht werden. Das Schweigen auch der irakischen Zentralregierung ist ein Zeichen ihres patriarchalen Herrschaftssystems. Als lebende Schutzschilde leisten wir Widerstand gegen alle Herrschaftssysteme, die sich gegen die Freiheit von Frauen richten.“
Avesta Xabur ruft alle Jugendliche dazu auf, sich an ihrem Kampf zu beteiligen. „Wer schweigt, stimmt der Besatzung zu. Lasst uns gegen die Besatzung kämpfen. Berxwedan Jiyan e – Widerstand heißt Leben.“