Kevana Zêrîn erinnert an Hozan Mizgîn
Am 11. Mai jährt sich der Todestag von Hozan Mizgîn zum 33. Mal. Das Kulturkollektiv Kevana Zêrîn erinnert an die Musikerin und Guerillakommandantin als Symbolfigur einer widerständigen Kunst.
Am 11. Mai jährt sich der Todestag von Hozan Mizgîn zum 33. Mal. Das Kulturkollektiv Kevana Zêrîn erinnert an die Musikerin und Guerillakommandantin als Symbolfigur einer widerständigen Kunst.
Anlässlich des 33. Todestages der kurdischen Sängerin und Guerillakommandantin Hozan Mizgîn (Gurbet Aydın) hat der Frauenkulturrat Kevana Zêrîn an ihr Leben, ihre Lieder und ihren Beitrag zur kurdischen Befreiungsbewegung erinnert. In einer Erklärung würdigte die Organisation sie als „unsterbliche Künstlerin“ und „Symbol des freiheitlichen Widerstands“.
Hozan Mizgîn war die erste Guerillakommandantin auf Provinzebene der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), zwischenzeitlich führte sie bis zu 700 Kämpferinnen und Kämpfer an. Am 11. Mai 1992 wurde ihre Einheit in der Nähe von Tetwan in der kurdischen Provinz Bedlîs (tr. Bitlis) von einem Denunzianten verraten und von türkischen Militäreinheiten eingekreist. Hozan Mizgîn lehnte eine Kapitulation ab und kam nach einem stundenlangen Gefecht ums Leben.
Symbolischer Gedenktag
Der 11. Mai wurde von Kevana Zêrîn symbolisch als Gedenktag für die gefallenen Künstler:innen innerhalb des kurdischen Befreiungskampfes ausgerufen. „Unsere größte Verantwortung ist es, die Erinnerung an jene wachzuhalten, deren Widerstand uns bis hierher getragen hat“, heißt es in der Erklärung. „Ihr Vermächtnis gibt uns Kraft, Hoffnung und eine klare Verpflichtung für die Zukunft.“
Ein Leben für Sprache, Musik und Befreiung
Geboren 1962 im Dorf Bilêder bei Êlih (Batman), verkörperte Hozan Mizgîn nach Darstellung des Frauenkulturrates früh die gesellschaftlichen Spannungen und politischen Kämpfe ihrer Zeit. Ihr bürgerlicher Vorname Gurbet – wörtlich „Fremde“ (Stadt, Land) oder auch „die Heimatlose“ – symbolisierte die Erfahrung von Entfremdung und Unterdrückung, insbesondere aus weiblicher Perspektive.
Nach einem prägenden Gespräch mit dem PKK-Mitbegründer Mazlum Doğan schloss sie sich 1980 der kurdischen Bewegung an, nahm den Namen Mizgîn („gute Nachricht“) an und wurde zur ersten Frau in ihrer Region, die sich aktiv dem bewaffneten Widerstand anschloss. Sie absolvierte ihre Ausbildung an der Parteiakademie in der libanesischen Bekaa-Ebene, war Teil des dritten Kongresses der PKK und engagierte sich anschließend in der Organisation kultureller Aktivitäten.
Gemeinsam mit Hozan Sefkan trug sie in Europa zur Gründung des „Verbands der patriotischen Künstler:innen aus Kurdistan“ (Hunerkom) und der Gruppe Koma Berxwedan bei. Sie war Mitorganisatorin der ersten Konferenz der Union Patriotischer Frauen Kurdistans (YJWK). Nach ihrer Rückkehr nach Kurdistan beteiligte sie sich am bewaffneten Kampf, unter anderem in Mêrdîn (Mardin) und in der Region Xerzan.
Lieder als Ausdruck von Schmerz und Hoffnung
Hozan Mizgîns Musik war zutiefst mit den Erfahrungen des kurdischen Volkes verwoben. Ihre bekanntesten Lieder – etwa „Lo Hevalno“, „Gundîno Hewar“, „Newroz“ oder „Çemê Hêzil“ – thematisierten Freundschaft, Sehnsucht, kollektives Leid und Widerstand.
„Hozan Mizgîn war nicht nur Künstlerin, sondern auch Revolutionärin – sie verkörperte den kulturellen Ausdruck des Widerstands von Anfang an,“ erklärt Kevana Zêrîn. „Mit ihrer Liebe zu ihrem Volk erfüllte sie ihre historische Rolle ohne Zögern. Ihr Wirken bleibt ein Bezugspunkt für alle, die Kunst als Verantwortung, Haltung und Würde verstehen.“
Der Frauenkulturrat betont, dass Widerstandskunst auch heute in vielen Formen weiterlebe – auf Imrali, in den anderen Gefängnissen, in den Bergen und im täglichen gesellschaftlichen Engagement. „Unsere gefallenen Kulturschaffenden haben uns diese Wahrheit als Vermächtnis hinterlassen. In Erinnerung an Hozan Mizgîn gedenken wir aller Gefallenen des kurdischen Befreiungskampfes mit Respekt und Dankbarkeit.“