Landwirtschaft in Wan ist am Ende
Aufgrund von Krieg und auf großangelegte neokoloniale Ausbeutung fokussierter Landwirtschaftspolitik ist die Produktion in der nordkurdischen Region Wan praktisch zum Erliegen gekommen.
Aufgrund von Krieg und auf großangelegte neokoloniale Ausbeutung fokussierter Landwirtschaftspolitik ist die Produktion in der nordkurdischen Region Wan praktisch zum Erliegen gekommen.
Nordkurdistan ist eine vor allem von Landwirtschaft und Tierzucht geprägte Region. Die Menschen lebten von ihrer eigenen Produktion und dem Verkauf ihrer Produkte. Die Provinz Wan (tr. Van) war eine der Regionen mit den meisten Nutztieren und der größten Weizenproduktion. Die Landwirtschaft leidet allerdings unter einem massiven Einbruch. So lag die Zahl der Schafe und Ziegen in der Region vor zehn Jahren noch bei acht Millionen; heute liegt sie bei zwei Millionen. Aufgrund der gestiegenen Treibstoffpreise lohnt sich auch das Bewirtschaften der Felder für Kleinbäuer:innen oft nicht mehr. Statt die Landwirtschaft und Viehzucht durch gezielte Maßnahmen zu fördern, hat der türkische Landwirtschaftsminister Vahit Kirişci eine Verordnung ins Spiel gebracht, die vorsieht, dass wenn Bäuer:innen ihr Land zwei Jahre lang nicht bewirtschafteten, dieses verpachtet würde. Der Ko-Bürgermeister von Serav (tr. Saray), Davut Acar, in der Provinz Wan beantwortete Fragen von ANF zu diesem Thema. Er kritisierte, dass die Regierung „den Preis für ihre falsche Politik“ die Bäuer:innen zahlen lasse.
„Alle Weiden sind zu militärischen Sperrgebieten erklärt worden“
Davut Acar warnte, die hohen Treibstoffkosten und die Weide- und Almverbote hätten sowohl Landwirtschaft als auch die Viehzucht an den Rand des Abgrunds gebracht. Er erklärte, dass die Bäuer:innen nicht verkaufen können, was sie produzieren, und Verluste erlitten: „Die Landwirte können das, was sie produzieren, nicht auf den Markt bringen. Sie können es nicht verkaufen, das liegt unter anderem an den hohen Treibstoffpreisen. Unsere Region ist eine Agrar- und Viehzuchtregion, aber an den Grenzen werden Mauern gebaut und Gräben ausgehoben. Das fügt den Landwirten großen Schaden zu. Wir leben in der Grenzregion, daher gibt es ein Sperrgebiet von etwa tausend Quadratkilometern. Dabei handelt es sich um die Weiden und Almen. Die Dorfbewohner können ihre Tiere nicht weiden lassen und das Gras nicht mähen. Ein ganzer Landstrich kann nicht genutzt werden. Das führt zur Abwanderung aus den Dörfern. Unser Volk leidet unter dieser Situation.“
„Den Bauern wird sogar das Recht auf Eigentum entzogen“
Acar wies darauf hin, dass es im Bezirk Serav außer der Landwirtschaft und der Viehzucht keine weiteren Möglichkeiten gebe, den Lebensunterhalt zu bestreiten: „Die Grenze wurde in einen Ort der Willkür verwandelt. Dutzende von Menschen wurden an der Grenze wegen Schmuggels umgebracht. Uns blieb die Landwirtschaft und die Viehzucht, jetzt wird uns auch das genommenen. Man versucht, den Bauern auch noch die falsche Agrarpolitik in Rechnung zu stellen. Warum soll der Bauer mit Verlust produzieren? Zuallererst muss die Regierung dafür eine Lösung finden. Sie sagt: ‚Wir werden das Land beschlagnahmen, wenn es nicht bewirtschaftet wird.‘ Das ist die Usurpation von Eigentumsrechten. Wir fordern die Regierung auf, diese Politik aufzugeben und ein gesundes Umfeld zu schaffen, in dem die Bauern produzieren können.“