Kirschen, Haselnüsse und Olivenöl sowie viele weitere landwirtschaftliche Produkte aus der Türkei bzw. Nordkurdistan und den besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien stehen in den Regalen deutscher Supermärkte. Während die Landwirtschaft in den besetzten Gebieten in Nord- und Ostsyrien auf kolonialer Plünderung durch die türkische Besatzung und ihren Söldnergruppen beruht, basiert die große Landwirtschaft in der Türkei und Nordkurdistan ebenfalls auf brutaler Ausbeutung. Insbesondere Frauen sind in diesem Arbeitsbereich als Saisonarbeiterinnen tätig, um ihre Familien über Wasser zu halten.
Einer Recherche der Nachrichtenagentur Mezopotamya (MA) zufolge erhalten Frauen in Westan (tr. Gevaş) in der Provinz Wan (Van) bei einem Plantagenarbeitstag von zwölf Stunden bei Temperaturen über 35 Grad gerade mal 600 TL pro Tag (am 23. August 2024 knapp 16 Euro). Sie arbeiten ohne jeden Schutz von 6.00 Uhr morgens bis 18.00 abends. Immer wieder wird den Frauen sogar die Auszahlung dieses Hungerlohns verweigert. Die Preise von Lebensmitteln in der Türkei und Nordkurdistan haben jedoch europäisches Niveau erreicht. Die Frauen berichten, dass der Arbeitslohn nicht einmal ausreiche, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Aufgrund der Lebensbedingungen in Nordkurdistan sind die Frauen gezwungen, dennoch auf den Feldern und Plantagen der Großgrundbesitzer zu arbeiten.
„Jeden Tag steigen die Preise“
Komru Komi: Jeden Tag werden die Preise weiter erhöht
Komru Komi erklärte gegenüber MA: „Wir sind eine siebenköpfige Familie. Ich arbeite zusammen mit meinem Mann. Alle meine Kinder gehen zur Schule und wir haben eine Menge Ausgaben. Ich muss arbeiten, um Schreibwaren und Kleidung zu bezahlen. Wir kommen morgens um 6.00 Uhr und gehen abends um 18.00 Uhr. Der Tageslohn, den wir bekommen, beträgt 600 TL, das reicht für nichts. Jeden Tag werden die Preise weiter erhöht. In Wan gibt es keine andere Arbeit. Die Menschen wandern ab. Wir wollen, dass Fabriken und Textilwerkstätten eröffnet werden und dass unsere Jugend nicht migrieren muss. Wir wollen, dass unsere Jugend auf ihrem eigenen Land bleiben kann.“
„Wir haben keine Wahl“
Belkiza Tiniç: Es ist kaum möglich, mit dem Geld auszukommen
Belkiza Tiniç arbeitet zwölf Stunden am Tag, um ihre Familie durchzubringen. Auch sie betonte, dass es kaum möglich sei, mit dem Geld auszukommen, sie aber keine andere Wahl habe: „Mein Mann arbeitet auf dem Bau und sein Lohn reicht nicht aus. In Wan gibt es keine Arbeitsmöglichkeiten. Wir versuchen, mit dem, was wir hier bekommen, unseren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mein Mann will nicht, dass ich so arbeite, aber wir haben keine Wahl. Wie können wir mit dem Geld, das er auf der Baustelle verdient, unseren Lebensunterhalt bestreiten? Unser ganzer Kampf besteht darin, etwas nach Hause zu bringen.“
„Wir können nicht einmal zwei Kilo Fleisch kaufen“
Der Lohn ist viel zu niedrig für diese Arbeit, die wir leisten
Eine andere Frau, die auf dem Feld arbeitet, um das Schulgeld für ihre Kinder zu bezahlen, aber ihren Namen nicht nennen wollte, sagte: „Ich muss arbeiten, um meine Kinder zur Schule schicken zu können. Der Lohn ist viel zu niedrig für diese Arbeit, die wir leisten, aber wir können nichts machen. Der Zustand der Wirtschaft ist offensichtlich, und man kann sich nichts mehr kaufen. Keiner von uns kann einfach so kaufen, was er will. Wenn wir mit dem Geld, das wir bekommen, zum Metzger gehen, können wir nicht einmal zwei Kilo Fleisch kaufen.“