Die uralte Stadt Semsûr (tr. Adiyaman) ist durch das Erdbeben am 6. Februar großflächig zerstört worden. Momentan wird von 11.000 Toten ausgegangen. Siebzig Prozent der Gebäude sind eingestürzt oder stark beschädigt.
Nach Angaben des Gewerkschaftsverbands KESK hat die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD erst vor zwei Tagen Zelte und Heizgeräte in Semsûr verteilt. Wer bereits ein eigenes Zelt hat, bekommt keinen Ofen. Drei Tage nach dem Beben wurde von AFAD ein Zeltlager für 1500 Personen errichtet. Im Industriegebiet sind weitere 1000 Menschen untergebracht. Nach wie vor sind längst nicht alle Verschütteten geborgen und ihre Angehörigen fordern, dass auch in der Nähe der Ruinen Zelte aufgestellt werden. Viele Menschen haben sich behelfsmäßige Unterkünfte aus Brettern und Planen gebaut.
Nach wie vor wird davon berichtet, dass in vielen Dörfern im Umland noch keine Rettungsteams gewesen sind. In der gesamten Stadt gibt es kein Wasser, nur an sehr wenigen Stellen gibt es Strom.
Mithat Sancar, Ko-Vorsitzender der HDP, in Semsûr
Die Geschichte der Stadt reicht bis in die Antike zurück. Heute ist sie nahezu unbewohnbar. Das bestätigte auch der HDP-Vorsitzende Mithat Sancar, der das Erdbebengebiet bereist. Die Dimension der Zerstörung in Semsûr sei riesig und die Versorgung der Bevölkerung nicht gewährleistet, erklärte Sancar: „Das dringendste Problem sind Zelte. Das sagen die Menschen überall als erstes. Sehr viele Menschen sind obdachlos. Fast die ganze Stadt ist unbewohnbar. Den Angaben zufolge sind 2000 Gebäude eingestürzt. Zusammen mit den beschädigten Häusern macht das fast die ganze Stadt aus.“
Zudem bestehe Seuchengefahr: „Auch am neunten Tag seit dem Erdbeben gibt es keinen Strom und kein Wasser. Hier sind kranke Menschen, Kinder, Alte. Es gibt keine Organisation für ihre Versorgung. Der Staat und die Regierung kontrollieren die öffentlichen Mittel, aber es findet keine ernsthafte Bemühung statt, die aufgerissenen Wunden zu heilen. Die Bevölkerung wird über die Solidaritätsarbeit versorgt. Der Grund dafür, dass die Zerstörung so groß ist, muss bei der Politik und der Art der Regierung gesucht werden. Das Bauwesen basiert auf Profit und funktioniert über Korruption und ausbleibende Kontrolle.“