Die in der Kurdistan-Region Irak zum Tode verurteilten Kurden Mazlum Dağ und Abdurrahman Er wehren sich seit dem 18. Mai mit einem Hungerstreik gegen ihre Haftbedingungen im Gefängnis von Hewlêr (Erbil). Nach Angaben ihrer Angehörigen befinden sie sich in sehr schlechter Verfassung. Dağ und Er werden beschuldigt, am 17. Juli 2019 den türkischen Vizekonsul und Geheimdienstverantwortlichen Osman Köse sowie zwei weitere Personen in einem Luxusrestaurant in Hewlêr, der Hauptstadt der südkurdischen Autonomieregion, erschossen zu haben. Im Februar 2020 wurden Dağ und Er in einem Schauprozess auf Druck der Türkei zum Tode verurteilt.
Das Komitee für Außenbeziehungen der KCK (Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans) weist darauf hin, dass die PDK (Demokratische Partei Kurdistans) für die Gesundheit und Sicherheit der beiden jungen Männer verantwortlich ist. Die von der PDK dominierte Regierung betrachte sich selbst als kurdische Autorität, habe Dağ und Er jedoch zum Tode verurteilt, um die Forderungen der Türkei zu erfüllen. In der am Freitag veröffentlichten Erklärung des KCK-Komitees heißt es: “Das einzige Verbrechen dieser jungen Leute besteht darin, dass sie einen Gangster des türkischen Terrornetzwerks in Südkurdistan bestraft haben. Zwei junge Kurden zum Tode zu verurteilen, ist weit davon entfernt, kurdisch, patriotisch und humanitär zu sein.”
Zum Hintergrund erklärt die KCK: „Südkurdistan ist voll von Überwachungskameras, die jede Bewegung aufzeichnen. MIT-Agenten massakrieren tagsüber Revolutionär:innen auf den Straßen und an Arbeitsplätzen, aber die Sicherheitskräfte fangen sie nicht und sie entkommen leicht. Dies zeigt, dass die PDK es für zulässig hält, dass kurdisches Blut durch die Hände des MIT vergossen wird. Andererseits akzeptiert die PDK nicht, dass junge kurdische Patrioten einen Spion bestraft haben, und kann sogar innerhalb weniger Wochen die Todesstrafe verhängen. Wenn schon Todesurteile verhängt werden, dann gegen ehemalige Baathisten, IS-Mitglieder und Unterstaatssekretäre, die für das Blut von Hunderttausenden unschuldiger Kurd:innen verantwortlich sind. Doch anstatt sie zu bestrafen, werden sie von der PDK geschützt. Die wertvollsten Orte und Ländereien in Südkurdistan [Nordirak] werden ihnen zugewiesen, sie bauen dort ihre eigenen Projekte und machen sich so jeden Tag über das historische Gedächtnis des Volkes lustig.
Gegen die beiden jungen Kurden wurde nicht nur die Todesstrafe verhängt, sondern sie wurden auch unter strenge Überwachung gestellt, physisch und psychisch gefoltert und unter Druck gesetzt. All diese Methoden der Folter und Unterdrückung sind Praktiken des türkischen Staates gegen kurdische Gefangene. Dies ist eine Art, den Willen und die Ehre zu brechen, zu töten und zu quälen. Die höchste Stufe dieser Politik wurde in den 1980er Jahren gegen Kurd:innen und Freiheitskämpfer:innen im Gefängnis von Amed [tr. Diyarbakır] praktiziert. Mazlum Doğan, Kemal Pir und Sakine Cansız leisteten im Gefängnis von Amed großen Widerstand gegen diese Politik. Die PDK wendet diese Mentalität und Politik heute gegen Patrioten und Revolutionäre an, vom Xelan-Gefängnis bis zu den Gefängnissen von Akre und Hewlêr. Von der Folterung und Ermordung von Said Elçi bis zu Süleyman Muini und Hunderten anderen wie ihm gibt es zahllose Beispiele dafür, dass die PDK tut, was die Besatzer wollen.
Mazlum Dağ und Abdurahman Er werden mit der gleichen Mentalität gefoltert und unterdrückt. Sie befinden sich zum dritten Mal im Hungerstreik, um dies zu verhindern. Bei den letzten beiden Malen versprach die PDK, ihre Forderungen zu erfüllen, und sie beschlossen, ihren Hungerstreik zu beenden. Leider hat die PDK ihre Versprechen nicht gehalten und die Forderungen nicht erfüllt. Im Gegenteil, sie hat den Druck sogar noch erhöht. Aus diesem Grund befinden sich Dağ und Er nun schon seit 44 Tagen im Hungerstreik. Mit jedem Tag, der vergeht, verschlechtert sich ihr Gesundheitszustand. Trotz aller Appelle, insbesondere von Seiten ihrer Familien, hält die PDK an ihrer Politik der Unterdrückung und Folter fest, die ihr Leben ernsthaft bedroht.
Wir möchten hiermit bekannt geben, dass die PDK für das Leben und die Gesundheit von Mazlum Dağ und Abdurahman Er verantwortlich ist. Diese Politik der Unterdrückung und die Forderungen des türkischen Besatzungsstaates in Bezug auf diese beiden jungen Männer müssen sofort beendet werden, bevor es zu einer unvorhergesehenen Situation kommt. Wir rufen daher alle Menschenrechtsorganisationen, Intellektuellen, Politiker:innen, Patriot:innen und alle politischen und kurdischen Kräfte im Irak und in Kurdistan auf, gegen diese Politik und Praktiken der PDK vorzugehen.“