KCK: „Wir müssen entschlossen für unsere Sprache eintreten“

Nach den Razzien und Festnahmen gegen kurdische Spracheinrichtungen in der Türkei ruft das Bildungskomitee der KCK dazu auf, den türkischen Faschismus durch Benutzung der kurdischen Sprache in jedem Bereich zu „ersticken“.

Kampf um Identität, Sprache und Kultur

In den letzten Tagen kam es in zu Razzien bei dem Sprachverein MED-DER, der mehrsprachigen Bildungskooperative ANKA und der Buchhandlung Payîz Pirtûk. 30 Personen wurden bei den auf Amed (tr. Diyarbakir) fokussierten Razzien festgenommen, 28 von ihnen befinden sich weiterhin im Gewahrsam.

Das Bildungskomitee der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) ruft zur Entschlossenheit angesichts der massiven Repression gegen die kurdische Sprache auf und sieht darin auch einen Ausdruck der Haltung gegenüber Abdullah Öcalan (Rêber Apo), von dem es seit März 2021 kein Lebenszeichen mehr gibt.

Ein multidimensionaler Krieg gegen das kurdische Volk

Das Bildungskomitee der KCK erklärte: „Die Isolation von Rêber Apo und die Angriffe auf die Identität, das Fortbestehen, die Sprache und die Kultur des kurdischen Volkes können nicht unabhängig voneinander betrachtet werden. Heute führt der türkische Besatzerstaat einen multidimensionalen Krieg gegen das kurdische Volk. Das kurdische Volk ist schweren politischen, wirtschaftlichen, sozialen, militärischen und kulturellen Angriffen ausgesetzt. Gegen all diese Angriffe haben Rêber Apo, die Freiheitsguerilla und das kurdische Volk einzigartigen Widerstand geleistet.

Kurdistan erhob sich immer wieder von Neuem aus der Asche

Das kurdische Volk hat sich allen Arten von Besatzung und Völkermord nicht gebeugt. Es setzt seinen Kampf mit starken Willen fort, diese Kraft entspringt dem Widerstand von Rêber Apo und der Guerilla Kurdistans. Seit hundert Jahren führt der türkische Staat alle Arten von grausamen Angriffen durch, um das kurdische Volk, die kurdische Sprache und die Jahrtausende alte Kultur zu zerstören. Seit der Gründung der faschistischen Republik war das kurdische Volk vielen Genozidversuchen ausgesetzt. Dorf- und Stadtnamen wurden geändert, kurdische Namen wurden verboten, die kurdische Sprache wurde aus allen Lebensbereichen verbannt, nationale Kleidung wurde verboten, und alles, was mit den Kurdinnen und Kurden zu tun hatte, wurde kriminalisiert. Hunderttausende von Menschen wurden vertrieben, verhaftet, getötet, brutal gefoltert, aber das kurdische Volk gab nicht auf. Seit hundert Jahren wehrt es sich gegen alle Arten von Völkermord und Assimilation, während der türkische Staat versucht, Kurdistan zu besetzen und einzuverleiben. Das ist ihm jedoch bisher nicht gelungen und wird ihm auch nicht gelingen. Kurdistan erhebt sich jedes Mal von Neuem aus seiner Asche.

Heute agieren der türkische Staat und das AKP/MHP-Regierung unter der Parole ‚Eine Sprache, eine Flagge, eine Nation, ein Staat‘, alle anderen Farben und Stimmen sollen eliminiert werden. Sie versuchen erneut, die kurdische Sprache aus allen Lebensbereichen zu entfernen. Sie können die kurdische Sprache in keiner Weise tolerieren und stehen der Sprache des kurdischen Volkes feindlich gegenüber. In der Großen Nationalversammlung der Türkei wird die kurdische Sprache immer noch als ‚eine unbekannte Sprache, eine Sprache, die nicht verstanden wird‘ definiert. Kurdische Jugendliche, die kurdische Lieder singen und Govend tanzen, werden verhaftet, gegen Schulen, Lehrende und Gemeinden wird ermittelt, weil kurdische Kinder in Zarokîstan in ihrer Muttersprache unterrichtet werden. Wenn zwei kurdische Wörter auf eine Straße geschrieben werden, werden sie sofort von Verbrecherbanden entfernt. Und nun wurden kurdischsprachige Bildungseinrichtungen und eine Buchhandlung geschlossen und Dutzende von kurdischen Lehrerinnen und Lehrern, Angestellten und Mitarbeitenden festgenommen.“

Überall Kurdisch sprechen

In der Erklärung des KCK-Bildungskomitees wurde darauf hingewiesen, dass die Assimilationspolitik gegen das kurdische Volk seit Jahren massiv betrieben wird: „Man will das kurdische Volk auslöschen. Sprache und Kultur machen die Existenz und den Körper eines Volkes aus. Wenn ein Volk seine Sprache und Kultur verliert, kann es nicht mehr weiterleben und existieren, es wird verschwinden. Rêber Apo bewertete in seiner 5. Verteidigung mit dem Titel ‚Verteidigung der Kurden gegenüber dem kulturellen Völkermord‘ die Assimilation wie folgt: ‚Das Ziel der Assimilation ist es, Sklaven für den Ausbeutungs- und Herrschaftsmechanismus zu den niedrigsten Kosten zu liefern. Die Identität der Assimilierten wird zerstört und die Kraft des Widerstands gebrochen. Sie sind bereit, nützliche Sklaven zu werden … Nützliche Sklaven müssen zu 100 Prozent wie ihr Herr aussehen. Ein solcher Sklave wird alles tun, um seinem Herrn zu gefallen … Wer kein Gewissen, keine Moral und kein Bewusstsein hat, steht sich dann um die Gunst der Herren in Konkurrenz gegenüber. Diese Sklaven haben kein freies Urteilsvermögen und sind zum freien Handeln nicht in der Lage. Sie verraten ihre soziale Identität. Sie verwandeln sich in Tiere, die sich als Mensch verkleidet und nur danach trachten, ihren Bauch zu füllen.‘

Ja, der mörderische türkische Staat will, dass das kurdische Volk verschwindet. Zu diesem Zweck greift er zu allen schmutzigen Praktiken. Er behauptet, ‚Kurden sind unsere Brüder‘, um das Land Kurdistans ungehindert zu besetzen, Massaker zu begehen und den Rassismus weiter voranzutreiben. Er verwendet den Namen Ehmedê Xanê und Feqiyê Teyran auf unmoralische Weise, um seinen Rassismus zu verbergen. Wir müssen entschlossen, hartnäckig und beharrlich unsere Identität und Sprache gegen die Unterdrückungspolitik verteidigen. Macht die kurdische Sprache und die kurdische Bildung zu einem Kampffeld. Hisst die Fahne des Kampfes, indem ihr eure Sprache, Kultur und Identität einfordert. Wenn wir nicht assimiliert werden und verschwinden wollen, müssen wir uns gegen die Assimilation wehren, den Kampf aufnehmen und unsere Kinder in der kurdischen Sprache, dem kurdischen Leben und der kurdischen Kultur erziehen. Unser Volk muss seine Sprache, seine Kultur und seine Zukunft schützen. Wie unser Volk in seinen Parolen sagt: ‚Unsere Sprache ist unsere Existenz‘, also müssen wir unsere Existenz schützen. Wir dürfen nicht zulassen, dass jemand unsere Existenz bedroht.

Den Faschismus mit kurdischen Liedern und Literatur ersticken

Alle Intellektuellen, Akademikerinnen und Akademiker, Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Patriotinnen und Patrioten, die demokratischen Kräfte in Kurdistan und der Türkei müssen die kurdische Sprache und Kultur schützen. Die kurdische Sprache und Kultur kann verteidigt werden, wenn die kurdische Sprache in allen Bereichen des Lebens gebraucht wird. Wenn in jedem Haus, in jedem Dorf, in jeder Straße, in jeder Stadt, am Arbeitsplatz, im Parlament, in der Gemeinde, in der Universität und in allen Schulen, Basaren, Geschäften, Cafés, im Fernsehen und im Radio Kurdisch gesprochen wird, werden wir den Faschismus der Invasoren und Völkermörder lähmen. Wir werden den Faschismus mit den kurdischen Sätzen und Geschichten, der Literatur und den Liedern ersticken. Mit der Benutzung des Kurdischen in jedem Bereich werden wir die Macht und die Kraft des türkischen Faschismus brechen. Der AKP/MHP-Faschismus hat Angst vor der kurdischen Sprache. Er weiß, dass er, solange die kurdische Sprache existiert, den Willen der Kurden nicht brechen können wird. Solange die Kurden ihre eigene Sprache sprechen und Bildung in ihrer Muttersprache erhalten, können die Kurden nicht vernichtet werden. Die Sprache ist der Ursprung und die Existenz der Kurden. Diesen Geist wollen sie zerstören. Sie haben Angst vor dem Geist der freien Kurdinnen und Kurden. Das kurdische Volk muss seinen Kampf für den Schutz und die Entwicklung der kurdischen Sprache in einer stärkeren und breiteren Weise fortsetzen. Alles sollte auf Kurdisch getan werden, Kurdisch muss überall gesprochen werden.“