Irakische Armee blockiert Zugang nach Mexmûr

Der Zugang zum Geflüchtetenlager Mexmûr in Südkurdistan ist von der irakischen Armee komplett gesperrt worden, auch das Verlassen des selbstverwalteten Camps ist nicht mehr möglich. Die Bevölkerung leistet weiter Widerstand.

Die irakische Armee hat die Einfahrt ins Camp Mexmûr mit gepanzerten Fahrzeugen abgeriegelt. Der Zutritt in das selbstverwaltete Geflüchtetenlager in Südkurdistan ist damit vollständig blockiert, auch das Verlassen des Geländes ist nicht mehr möglich.


Das Camp mit seinen 12.000 Bewohner:innen wird seit Samstag von irakischen Militär- und Polizeieinheiten belagert und soll umzäunt werden. Die Menschen im Lager wehren sich gegen den Versuch, ihren Lebensraum in ein Gefängnis zu verwandeln. Am Samstag wurden zwei Personen aus Mexmûr verletzt, die irakische Armee setzte Schusswaffen ein. Auch Wohnhäuser wurden von Kugeln getroffen.

Camp Mexmûr steht seit Juli 2019 unter einem Ambargo der PDK, die Bevölkerung kann nicht mehr für den Einkauf, zur gesundheitlichen Behandlung oder zur Arbeit in umliegende Städte fahren. Durch diese Maßnahme haben bereits mehrere Menschen ihr Leben verloren. Zahlreiche weitere Personen sind in den vergangenen Jahren bei Drohnenangriffen der Türkei getötet worden.

Der Widerstand gegen die Belagerung wird am dritten Tag in Folge fortgesetzt. Die Bewohner:innen haben Zelte errichtet, in denen sie Wache schieben. Die Bevölkerung besteht aus Menschen, die Anfang der 1990er Jahre ihre Dörfer in Nordkurdistan aufgrund des türkischen Staatsterrors verlassen mussten, sowie ihren Nachkommen.


Jiyan Pûsat, eine junge Frau aus Mexmûr, berichtet, wie das irakische Militär in das Lager einzudringen versuchte: „Sie griffen von fünf Stellen aus an. Die Bevölkerung hat sich daraufhin an allen Stellen gegen die Armee positioniert. Es findet ein unvergleichbarer Widerstand statt, junge Menschen und Mütter leisten Widerstand.“ Pûsat fordert Unterstützung von der internationalen Gemeinschaft und vom kurdischen Volk, auch die UN sollen ihrer Verantwortung gerecht werden: „Wenn es keine starke Solidarität gibt, wird der irakische Staat nicht aufhören.“

Die Menschen in Mexmûr seien gegen Gewalt, aber zwei Bewohner seien von irakischen Kräfte verletzt worden, so Jiyan Pûsat weiter: „Wir wollen nicht mit Stacheldraht eingezäunt werden. Der irakische Staat behauptet, dass die Bevölkerung das will, aber Sie sehen ja selbst, die Menschen sind hier und wollen es nicht. Die Menschen hier schützen sich seit dreißig Jahren selbst. Es wird behauptet, dass wir geschützt werden sollen, aber das brauchen wir nicht. Wenn es um unseren Schutz geht, müssen zuerst die türkischen Luftangriffe gestoppt werden.“