Mexmûr: Bewohner:innen durchwachen die Nacht

Die Bewohner:innen des selbstverwalteten Flüchtlingslagers Mexmûr haben die Nacht durchwacht, um weitere Versuche der irakischen Armee, das Camp mit Stacheldraht einzuzäunen, zu verhindern.

Auch in der vergangenen Nacht tat im selbstverwalteten Flüchtlingslager Mexmûr (Camp Şehîd Rustem Cûdî) niemand ein Auge zu. Die Lagerbewohner:innen setzten ihren Widerstand gegen die irakische Armee fort. Diese versucht seit zwei Tagen, das Camp in Südkurdistan mit Stacheldraht einzuzäunen. Die Menschen im Lager hielten auch in der Nacht zum Montag Wache, um jeglichen Einzäunungsversuch zu verhindern und den Rückzug der irakischen Armee zu fordern.


Hinter den Angriffen steht die Türkei

Hinter dem Versuch, das Camp einzuzäunen, steht die Türkei, die in dem Lager mit seinen 12.000 Einwohner:innen eine „Brutstätte der PKK“ sieht und Mexmûr immer wieder direkt mit Drohnen angegriffen hat. Offenbar hat die türkische Regierung den Irak unter Druck gesetzt, gegen Mexmûr vorzugehen. Dabei greift die irakische Armee auch zu Gewalt. Am Samstag setzte die irakische Armee Schusswaffen ein, dagegen verteidigten sich die Bewohner:innen mit Steinwürfen.

Es geht darum, das Camp aufzulösen“

Der Anwalt und Menschenrechtler Neriman Ahmet bewertet gegenüber RojNews die Angriffe auf Mexmûr: „Diese Menschen leben dort seit den 1990er Jahren und haben keinerlei Verbrechen begangen. Die irakische Regierung hat das Lager mehrfach ausgiebig inspiziert, aber nichts gefunden, was eine Straftat darstellen könnte. Seit 2019 hat die kurdische Regionalregierung das Lager vollständig isoliert. Selbst Kranke werden nicht zur Behandlung in die Krankenhäuser in Südkurdistan durchgelassen. Was jetzt geschieht, ist die Fortsetzung des Komplotts der PDK und des türkischen Staates gegen das Lager.“

Die südkurdische Barzanî-Partei agiert als ein Fortsatz der Erdoğan-Partei AKP und setzt als Regierungspartei in Südkurdistan alles daran, jede freiheitliche Tendenz zu ersticken. Ahmet warnt davor, dass die Errichtung eines Stacheldrahtzauns um das Lager nur der erste Schritt sei. Es gehe eigentlich darum, das Camp aufzulösen: „Man will das Lager vollständig schließen, damit nichts mehr von Mexmûr bleibt.“ Der Menschenrechtler wirft der irakischen Regierung vor, Mexmûr verkauft zu haben.