Initiative gegen Familienfehde in Bismîl
In Bismîl sind vor zwei Wochen neun Menschen bei einer Familienfehde ums Leben gekommen. Eine Abordnung kurdischer Politiker:innen hat die verfeindeten Familien jetzt besucht und zur Versöhnung aufgefordert.
In Bismîl sind vor zwei Wochen neun Menschen bei einer Familienfehde ums Leben gekommen. Eine Abordnung kurdischer Politiker:innen hat die verfeindeten Familien jetzt besucht und zur Versöhnung aufgefordert.
Im südöstlich von Amed (tr. Diyarbakır) gelegenen Kreis Bismîl haben Streitigkeiten zwischen zwei Familien über Landbesitz Mitte Juni zu einer bewaffneten Auseinandersetzung geführt. Bei der Schießerei im Dorf Şidada (tr. Serçeler) wurden vor zwei Wochen neun Personen getötet, aus beiden Familien wurden Tatverdächtige festgenommen. Eine Abordnung der Parteien DBP, YSP und HDP hat die beiden Familien zusammen mit Aktivistinnen der Freien Frauenbewegung (TJA) und des Rats der Friedensmütter heute besucht.
Bei dem Besuch der Familie Alyamaç, die fünf Angehörige bei der Auseinandersetzung verloren hat, wies der kurdische Politiker Ahmet Türk (HDP) auf eine Fehde seiner eigenen Familie hin: Dabei seien 13 Menschen ums Leben gekommen, erst nach dreißig Jahren wurde Frieden zwischen den Familien geschlossen. Danach sagten laut Türk beide Seiten: „Hätten wir uns doch schon früher ausgesöhnt.“
Türk erklärte weiter: „Für das menschliche Gewissen ist so etwas unerträglich. Unser Anliegen heute ist, eine Fortsetzung zu verhindern. Unser gesamtes Volk will derartige Vorfälle nicht mehr erleben. Letztendlich ist es eine große Katastrophe, und was wir auch sagen, wird euren Schmerz nicht mindern. Unsere Politik und unsere Partei kämpfen für Einheit. Wir kämpfen für Frieden. Wir alle müssen diese Dinge stoppen, wir müssen diese Schlechtigkeit verhindern und dürfen keine Eskalation erlauben. Es muss aufhören.“
Aydeniz: „Als Partei sind wir zur Vermittlung bereit“
Saliha Aydeniz, Ko-Vorsitzende der DBP (Partei der Demokratischen Regionen), sagte, dass das kurdische Volk mit der stattgefundenen Auseinandersetzung großen Schmerz erlitten hat: „Der Vorfall darf jetzt nicht noch größer werden und Frauen, insbesondere Müttern, fällt dabei eine große Mission zu. Frauen wollen Frieden und Einheit mehr. Sie wollen, dass der Vorfall beendet wird. Es sind vor allem Mütter, die am meisten darunter leiden. Deshalb müssen wir als Frauen eingreifen, um eine Eskalation zu verhindern. Wir müssen zusammenkommen und darüber reden, wie die Dinge zu lösen sind. Wir sind heute hier, um Frieden zu schaffen. Wir wollen Gerechtigkeit, und diese Gerechtigkeit müssen wir auch untereinander herstellen. Wenn ihr es auch wollt, dann lasst uns das Problem von heute an lösen. Als Partei sind wir zur Vermittlung bereit. Unseren Schmerz können wir nur gemeinsam lindern. Unsere Partei kämpft seit Jahren für Frieden, und auch hier wird Frieden einkehren.“
Im Anschluss wurde die Familie Taş besucht. Aus beiden Familien erklärten Angehörige bei den Gesprächen den Wunsch nach Aussöhnung und einer endgültigen Beendigung der Fehde.
Fotos: MA