KCK: Niederlage türkischer Kriegspolitik in Gare

Die KCK erklärt, die Niederlage der türkischen Armee in Gare habe den Charakter des türkischen Staates entlarvt, aber auch die Entschlossenheit und Stärke des kurdischen Volkes und seines Freiheitskampfes bewiesen.

Nachdem die türkische Invasion in der Region Gare in den südkurdischen Medya-Verteidigungsgebieten am Widerstand der Guerilla gescheitert ist, hat die Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) eine Erklärung zu den Ereignissen abgegeben.

In der Erklärung heißt es: „Wie bereits am 10. Februar 2008 in der Zap-Region startete der türkische Staat ebenfalls am 10. Februar 2021 [kurz vor dem Jahrestag der Verschleppung von Abdullah Öcalan] eine Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten. Über vier Tage bombardierten mehr als 50 Flugzeuge und Dutzende Helikopter die Region Gare. Unter diesem schweren Bombardement sollten Soldaten an vielen Stellen abgesetzt werden. Die Versuche Truppen abzusetzen, wurden in großem Umfang abgewehrt und waren weitgehend erfolglos. An den Stellen, an denen Truppen abgesetzt werden konnten, zeigten HPG und YJA-Star entschlossenen Widerstand und besiegten die türkische Armee. Wir beglückwünschen die Guerillakämpfer*innen, die der Armee des völkermörderischen türkischen Staates eine schwere Niederlage beigebracht haben. Wir gedenken derer, die in diesem Widerstand zum Schutz der Existenz des kurdischen Volkes gefallen sind, voller Dankbarkeit und Respekt.

Angriff zielte nicht nur auf einige Stellungen, sondern auf eine Invasion ab

Die faschistische AKP/MHP-Regierung und ihre Chefs Tayyip Erdoğan und Devlet Bahçeli haben seit Jahren wiederholt erklärt, dass sie die Kurden überall beseitigen wollen. Sie zeigten damit, dass sie einen Genozid beabsichtigen. Auf dieser Grundlage haben sie das kurdische Volk in Nordkurdistan angegriffen und Invasionen in Rojava und Südkurdistan durchgeführt. Mit diesen Angriffen und Invasionsoperationen sollte die von der PKK angeführte kurdische Freiheitsbewegung liquidiert werden, um den Völkermord zu vollenden und ein Unterdrückungssystem über die Völker des Mittleren Ostens zu errichten. Der Angriff auf Gare sollte nicht nur ein paar Stellungen gelten, wie es jetzt die AKP/MHP-Regierung und ihre Propagandaorgane behaupten. Sie hatten zuvor lang und breit erklärt, dass sich in Gare die Hauptquartiere der Guerilla und ihre Basen befänden. Diese Region werde besetzt, um anschließend Qendîl und andere Gebiete zu erobern und die kurdische Freiheitsbewegung zu vernichten.

Erdoğan und Bahçeli haben über die zu Lautsprechern des Regimes verkommenen Fernsehsender eine Feier in Ankara angekündigt. Sie hatten erklärt, die Niederlage der PKK zum 22. Jahr der Verschleppung von Abdullah Öcalan zu feiern. Sie würden auch die Marinesoldaten, die sie durch Lösegeld in Somalia befreit hatten, zur Propaganda der Macht der Regierung nutzen und die Vernichtung der PKK feiern.

Sie haben propagiert, sie könnten ‚eines Nachts plötzlich kommen‘ und die Guerilla vernichten. Sie haben davon geträumt, unter dem Einsatz aller möglicher Technik und schwerer Bombardierungen den Sieg zu erringen. Aber sie sind diejenigen gewesen, die trotz alledem in dieser Nacht plötzlich flüchten mussten. Wie im Zap kamen sie mit großem Aufgebot angeritten und mussten zu Fuß zurückschleichen.

Der Generalstabschef hat persönlich zugegeben, dass er eine solche Invasion seit Monaten geplant hat. Ein solcher Plan könnte nur durch monatelange Vorbereitung umgesetzt werden. Sie haben bereits den ersten Schritt dieses Plans in Heftanîn getan, aber auch hier angesichts des Widerstands der Guerilla ihr Ziel nicht erreicht. Diesmal haben sie ihren Plan noch umfassender vorbereitet. Sie waren vorher im Irak und hatten erklärt, sie würden die seit 40 Jahren gegen den türkischen Staat kämpfende PKK vernichten. Anschließend gingen sie nach Hewlêr in Südkurdistan, um den Plan gemeinsam mit der PDK zu konkretisieren. Mit Unterstützung des Geheimdiensts der PDK starteten sie am 10. Februar ihren Angriff. Wie im Februar 2008 sollte das Kommando- und Kontrollzentrum der Guerilla, das Hauptquartier, zerstört und der Angriff anschließend auf alle anderen Guerillagebiete ausgeweitet werden. Seit Tagen haben sie davon gesprochen, ihre Soldaten seien auf dem Weg nach Qendîl und würden die PKK vollständig vernichten. Damit haben sie ihre Ziele offen dargelegt.

Sieg von Gare stellt Sieg für alle Kurden dar

Nach dem Sieg über die PKK sollten dann alle kurdischen Errungenschaften beseitigt werden. Darunter auch der autonome Status der Region Südkurdistan, den die türkische Regierung bereits Dutzende Male als ‚Fehler‘ bezeichnet hatte. So sollte ein großer Schritt in Richtung Eroberung und Besetzung von Kêrkuk und Mosul erreicht werden. Dass sie Rojava vernichten werden, sagen sie ohnehin nahezu täglich. In diesem Sinne stellt die Niederlage der türkischen Armee in Gare einen Sieg für alle Kurdinnen und Kurden dar. Sie wollten den kurdischen Völkermord am 15. Februar abschließen und diesen Tag feiern.

Nach dem Erfolg der Guerilla in Gare sollten Kurdinnen und Kurden in allen vier Teilen Kurdistans und im Ausland diesen Widerstand wie einen Feiertag begehen. Sie sollten von diesem Sieg ausgehend das Komplott vom 15. Februar besiegen und die Freiheit von Rêber Apo [Abdullah Öcalan] und des kurdischen Volkes durchsetzen.

Dieser Erfolg ist nicht alleine ein Erfolg der PKK, es ist ein Erfolg des kurdischen Volkes und aller kurdischen politischen Kräfte. Das ganze Volk sollte diesen Sieg für sich beanspruchen. Die Menschen sollten sich um die Guerilla zusammenschließen und sich dem Kampf um die Befreiung aller vier Teile Kurdistans anschließen.

Die Guerilla ist die Verteidigerin des Status von Südkurdistan

Dieser Widerstand hat erneut gezeigt, dass die Guerilla die Hüterin und Verteidigerin des Status von Südkurdistan ist. Die Guerilla, die Hewlêr und Kerkûk und ganz Südkurdistan vor dem ‚Islamischen Staat‘ (IS) geschützt hat, hat die Region nun ein weiteres Mal vor einer Invasion bewahrt. Es hat sich gezeigt, dass wenn die Menschen mit der Guerilla zusammenstehen, kein Angreifer dem Status von Südkurdistan schaden kann. Der türkische Staat versucht durch Druck, Erpressung und Drohungen, die kurdischen politischen Kräfte gegen unsere Freiheitsbewegung ins Feld zu führen. Der historische Widerstand in Gare hat diese Politik besiegt und das kurdische Volk und seine politischen Kräfte vor einer solchen Hypothek bewahrt. Die Niederlage der türkischen Armee in Gare enthüllte den Charakter des türkischen Staates wie die Zap-Niederlage 2008 und zeigt, wie entschlossen und stark das kurdische Volk und seine Kämpferinnen und Kämpfer sind.

Vor dem Hintergrund dieser Realität ist es notwendig, die Unterstützung insbesondere der Frauen und der Jugend, aber auch des kurdischen Volkes im Allgemeinen für die Freiheitsbewegung zu steigern und die Teilnahme an der Guerilla zu fördern. So wie sich die kurdische Jugend nach dem Widerstand vom Zap und dem Angriff des IS massenhaft der Guerilla anschloss, sollte dies erneut geschehen. Denn die Guerilla ist die Garantie der Existenz und der Freiheit dieses Volkes.

Staat will mit den von ihm ermordeten Kriegsgefangenen die Tagesordnung bestimmen

Der türkische Staat will seine Niederlage in Gare verbergen und versucht mit den von ihm ermordeten Kriegsgefangenen, die Tagesordnung zu bestimmen. Dem AKP/MHP-Regime sollte keine Gelegenheit gegeben werden, sich durch die Vertuschung der eigenen Niederlage zu retten. Diese Niederlage ist die Niederlage von Tayyip Erdoğan und Devlet Bahçeli, die versuchen, sich mit Krieg und Blut an der Macht zu halten. Die Völker der Türkei sollten von dieser Macht, die die Türkei mit ihrer Kriegspolitik und faschistischen Repressalien sowohl innen- als auch außenpolitisch in eine Sackgasse manövriert und die Situation im Land unerträglich gemacht hat, befreit werden.

Regime erhöht nach Niederlage Repression gegen demokratische Kräfte

Nach dieser Niederlage hat die AKP/MHP-Regierung die Repression gegen das kurdische Volk und die demokratischen Kräfte verschärft. Das zeigt, dass die Lebensspanne dieser Regierung aufgebraucht ist. Das kurdische Volk und die demokratischen Kräfte müssen auf ihrer entschlossenen Haltung und den Forderungen nach Demokratie und Freiheit bestehen. Genau das ist im Interesse aller Völker des Landes. Die Völker der Türkei sollten wissen, dass die AKP/MHP-Regierung die Türkei nicht regieren kann, sie ist dazu nicht fähig. Jeden Tag führt sie das Land in noch größere Katastrophen und macht das Leben im Land noch unerträglicher. Die Menschen in der Türkei und die demokratischen Kräfte sollten der faschistischen Regierung Einhalt gebieten. Durch die Schaffung einer demokratischen Türkei und eines freien Kurdistans kann der Mittlere Osten zum Zentrum der gesellschaftlichen Demokratie werden.

Wir gratulieren der Guerilla, die einen großen Erfolg im Kampf für die Befreiung der Völker der Türkei und des Mittleren Ostens von dieser faschistischen Geißel erreicht hat, voller revolutionärer Leidenschaft. Wir gedenken unseren Gefallenen voller Respekt und Dankbarkeit. Wir rufen das kurdische Volk und die demokratischen Kräfte dazu auf, diesen Tag zu einem Fest der Demokratie zu machen und den Kampf auszuweiten.“