HPG geben Namen von vier Gefallenen bekannt

Die Volksverteidigungskräfte haben die Identitäten von vier in der Zap-Region gefallenen Guerillakämpfern bekannt gegeben.

Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, sind die Guerillakämpfer Mîrxan Raperîn, Fuat Apocî, Şiyar Botan und Serhed Amed zwischen dem 11. Juni und dem 11. August 2022 in der südkurdischen Zap-Region im Widerstand gegen die türkische Invasion ums Leben gekommen. Die HPG sprechen den Familienangehörigen der Gefallenen und dem kurdischen Volk ihr Beileid aus.

Codename: Mîrxan Raperîn Amed
Vor- und Nachname: Ramazan Başhan
Geburtsort: Amed
Name von Mutter und Vater: Bedriye – Şemsettin
Todestag und -ort: 11. August 2022 / Zap
Codename: Fuat Apocî
Vor- und Nachname: Moxtar Konepoşî
Geburtsort: Mêrîwan
Name von Mutter und Vater: Qumrî – Ali
Todestag und -ort: 11. Juni 2022 / Zap
Codename: Şiyar Botan
Vor- und Nachname: Emrullah Fırat
Geburtsort: Mersin
Name von Mutter und Vater: Şükran – Ikram
Todestag und -ort: 25. Juli 2022 / Zap
Codename: Serhed Amed
Vor- und Nachname: Delil Zengin
Geburtsort: Amed
Name von Mutter und Vater: Rahime – Mehmet
Todestag und -ort: 1. Juli 2022 / Zap


Mîrxan Raperîn Amed


Mîrxan Raperîn Amed stammte aus der Kreisstadt Çinar in der nordkurdischen Provinz Amed (tr. Diyarbakır). Çinar gilt als eine historische Hochburg des kurdischen Widerstands. Viele Guerillakämpfer:innen stammen aus der Kreisstadt. Schon in seiner Kindheit beteiligte Mîrxan sich an den Volksaufständen in Amed und lernte sowohl die Brutalität des Feindes als auch den Widerstand und insbesondere die Guerilla kennen. Viele seiner Familienmitglieder, zuletzt sein großer Bruder, hatten sich der Guerilla angeschlossen. Das brachte Mîrxan Raperîn Amed dazu, sich der PKK noch mehr anzunähern. So entschloss er sich, sich intensiver mit der Ideologie und Theorie des Apoismus auseinanderzusetzen, und nahm in diesem Sinne auch aktiver an der Organisierungsarbeit teil. Insbesondere beteiligte er sich an der basisdemokratischen Selbstorganisierung der Gesellschaft in Kommunen. Nach dem Angriff des IS auf Kobanê im Jahr 2014 ging er dorthin, um sich am Widerstand zu beteiligen, und schloss sich im selben Jahr in Mêrdîn der Guerilla an. Von Mêrdîn wechselte er nach Botan, wo er seine ersten Schritte als Guerillakämpfer in der Region Besta tat. Er beteiligte sich aktiv am Kampf um die nordkurdischen Städte. Obwohl er dabei verletzt wurde, gab er seine Stellung nicht auf und kämpfte mit großer Entschlossenheit weiter. Nach erfolgreichem Guerillakampf in Nordkurdistan kam er zur Ausbildung in die südkurdische Region Gare. Dort wurde er zu einem Kommandanten ausgebildet und in der Zap-Region stationiert. Die HPG berichten, er habe sich schnell an die schwierige Region angepasst und viele erfolgreiche Aktionen angeführt. So wurde er zu einem der führenden Kommandant:innen der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê gegen die türkische Invasion. Die HPG schreiben: „Unser Genosse führte in den Widerstandsgebieten von Zap einen effektiven Kampf und setzte geschickt die Guerillataktik der neuen Ära um. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Taktik der mobilen Guerillaeinheiten in der Zap-Region.“

Fuat Apocî


Fuat Apocî stammt aus Mêrîwan in Ostkurdistan. Merîwan ist bekannt für seine Aufstände und seine Widerstandstradition. So war auch Fuat Apocîs Familie vom Freiheitskampf geprägt. Mitglieder aus der Familie hatten sich den verschiedenen Parteien Kurdistans für den Freiheitskampf angeschlossen. Einer seiner Brüder war als Freiheitskämpfer in diesem Zusammenhang gefallen. Sein anderer Bruder Ferhad Pepûle hatte sich der apoistischen Guerilla angeschlossen und war bei einem Gefecht mit iranischen Regimetruppen ums Leben gekommen. Dass zwei seiner Brüder im Freiheitskampf gefallen waren, prägte Fuat Apocî zutiefst. So engagierte er sich bereits in jungen Jahren in der revolutionären Arbeit. Vor dem Hintergrund der heftigen Angriffe im Jahr 2015 entschied er sich schließlich, Guerillakämpfer zu werden.


Fuat Apocî kämpfte in verschiedenen Regionen Kurdistans und suchte immer neue Wege, um sich weiterzubilden. Insbesondere das Modell der Demokratischen Nation beeindruckte ihn und er erkannte darin den Moment der Befreiung für alle Unterdrückten. Er bildete sich in den neuen Guerillataktiken weiter und bestand darauf, an den vordersten Fronten eingesetzt zu werden. Insbesondere im Jahr 2021 beteiligte er sich an vielen erfolgreichen Aktionen gegen die türkische Invasion in den Medya-Verteidigungsgebieten. So war er an der spektakulären Aktion am Cehennem-Gipfel beteiligt, bei dem die Guerillakämpfer:innen die Zelte der türkischen Armee stürmten.

Şiyar Botan


Şiyar Botan kam aus einer aus der nordkurdischen Provinz Sêrt stammenden Familie. Er selbst wurde in Mersin geboren, weil seine Familie aufgrund der Zerstörung der Dörfer Kurdistans, der Folter und Verfolgung in die Metropole migrieren musste. Şiyar Botan wuchs dennoch mit der kurdischen Kultur und dem Widerstand auf und beteiligte sich bereits in jungen Jahren an der politischen Arbeit. In der Jugendarbeit engagierte er sich vor allem für die ideologische und organisatorische Weiterbildung. Dadurch konnte er viele junge Menschen motivieren, sich der Freiheitsbewegung anzuschließen. Mit dem IS-Angriff auf Kobanê im Jahr 2014 schlossen sich viele seiner Verwandten der Guerilla an. Beeindruckt von dieser Haltung suchte Botan ebenfalls den Weg in die Berge und trat der Guerilla bei.

Er begann seinen Weg als Guerillakämpfer in Xakurke. Dort erhielt er seine Grundausbildung und er bildete sich permanent ideologisch und praktisch weiter. Schließlich kämpfte er in der Şengal-Region gegen den IS. Nach erfolgreicher Verteidigung der ezidischen Gemeinschaft in Şengal ging er in die Medya-Verteidigungsgebiete und nahm insbesondere in der Region Zap lange Jahre an den praktischen Arbeiten teil. Dabei ging es vor allem um den Ausbau der Verteidigungsstellungen. Er zeigte großen Einsatz beim Aufbau der Tunnelanlagen und war von den neuen Guerillataktiken zutiefst überzeugt. Daher versuchte er auch immer, seine Genoss:innen in diesem Sinne weiterzubilden. Als die türkische Armee die Zap-Region 2021 angriff, kämpfte er in den Tunneln und den Verteidigungsstellungen. Bei einem Angriff der Türkei auf das Gebiet Saca kam er ums Leben.

Serhed Amed

Serhed Amed stammte aus der nordkurdischen Stadt Amed. Er kam aus einer patriotischen Familie und erlebte die Verfolgungs- und Unterdrückungspolitik des türkischen Staats mit eigenen Augen. So wuchs auch seine Entschlossenheit, Teil des kurdischen Freiheitskampfes und der Guerilla zu werden. Er trat der Guerilla in Amed bei und machte seine ersten Schritte als Kämpfer in der Zap-Region. Dort passte er sich schnell den schwierigen Bedingungen in den Bergen an und gewann Erfahrung. Als die türkische Armee 2015 versuchte, in die Medya-Verteidigungsgebiete einzufallen, war er einer von den ersten, die die Angriffe erwiderten.

Er professionalisierte sich in den neuen Guerillataktiken und war federführend in deren Umsetzung. Dabei vertiefte er auch sein ideologisches Wissen immer weiter. So nahm er begeistert an der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê teil und führte viele erfolgreiche Aktionen an vorderster Front an. Durch seine Erfahrung wurde er zu einem bedeutenden Guerillakommandanten in der Zap-Region.