Am 29. Juni wurde eine Sonderkommission zur Untersuchung der Folgen der türkischen und iranischen Angriffe auf Südkurdistan unter Beteiligung des Innenausschusses und der Ausschüsse für Peschmerga und Sicherheitskräfte im südkurdischen Parlament in Hewlêr ins Leben gerufen. Die Kommission stellte Untersuchungen in den Grenzregionen in Hewlêr, Dihok und Silêmanî an und erstattete am Montag im Parlament Bericht.
Hunderte Dörfer entvölkert
Unter dem Vorwand des Kampfes gegen PKK und PJAK wurden dem Report zufolge vom Iran und der Türkei Hunderte Dörfer entvölkert, Hunderte erntereife Felder abgebrannt und insbesondere in den Grenzregionen Zivilist*innen getötet. Außerdem kam es zu ernsten Umweltschäden. Die Kommission fordert die südkurdische und die irakische Regierung zum dringenden Handeln auf.
Folgende Fälle wurden dokumentiert:
Gouvernement Hewlêr:
*Im Distrikt Mêrgesor in der Grenzregion sind die Menschen aus 55 von 73 Dörfern geflohen. In den vergangenen Jahren wurden Dutzende durch türkische Angriffe getötet. Aufgrund der Zerstörung landwirtschaftlicher Flächen entstand ein zweistelliger Millionenschaden.
*Im Distrikt Çoman wurden die Einwohner*innen aus 15 Dörfern vertrieben. Auch hier kam es in den vergangenen Jahren aufgrund von türkischem und iranischem Artilleriebeschuss zu Dutzenden Toten.
*Im Distrikt Soran wurden mehr als 10.000 Einwohner*innen aus 104 Dörfern vertrieben.
Gouvernement Silêmanî:
*Am 25. Juni wurde die Ortschaft Kuna Masî von türkischen Bombern angegriffen, dabei wurden sieben Personen aus zwei Familien verletzt. Bei dem Angriff wurde die Stromversorgung Hunderter Dörfer der Umgebung gekappt und viele landwirtschaftliche Flächen, Häuser und Läden in Brand gesteckt.
*Im Dorf Sefre im Kreis Mahat wurde ein Gesundheitszentrum aufgrund eines Angriffs sowie die Stromversorgung und viele Häuser zerstört.
*Das Dorf Nalparêz im Distrikt Pêncwên wurde 2015 vom Iran bombardiert. Die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen wurden schwer beschädigt.
Gouvernement Dihok:
Die türkische Armee befindet sich im Großraum Zaxo etwa 15 Kilometer tief in Südkurdistan. Seit dem 5. Juni detonierten 669 Artilleriegranaten in Dörfern der Region. Seit 1992 sind 50 Menschen bei Angriffen getötet worden, Dutzende wurden verletzt.
*In Zaxo befinden sich 18 türkische Militärbasen.
*25 Dörfer in der Region um Derkarê wurden bombardiert, mindestens 200 Landwirt*innen können wegen der Angriffe nicht auf ihre Felder gehen.
*In der Region Batifa wurden 13 Dörfer angegriffen, 27 Dörfer wurden entvölkert.
*In Amêdî (Amediye) wurden die Einwohner*innen aus 198 von 348 Dörfern vertrieben, 28 Personen wurden bei Angriffen getötet. Trotz der Entfernung von mehr als 100 Kilometern von der Grenze mussten aufgrund der Angriffe viele Dörfer in der Umgebung von Çemanke verlassen werden.
*In der Umgebung von Kanî Masî befinden sich 17 türkische Militärbasen. Sechs Dörfer wurde entvölkert. Die Bevölkerungszahl der Region sank von 3500 Familien im Jahr 2018 auf 700.
*In der Region Şîladizê wurden die Menschen aus 85 von 92 Dörfern vertrieben.
*In der Umgebung von Dêrelûk leben noch in 14 von 56 Dörfern Menschen. Aus den übrigen Orten sind die Einwohner*innen geflohen.