Südkurdistan: 85 Tote durch türkische Angriffe seit 2015

Laut den „Christian Peacemaker Teams“ sind seit 2015 85 Zivilistinnen und Zivilisten bei türkischen Angriffen auf Südkurdistan getötet wurden. Von den 85 Todesopfern gehen 15 auf die ersten sechs Monaten des Jahres 2020 zurück.

Die Christian Peacemaker Teams (CPT) sind als Teil der weltweiten Friedensbewegung in vielen Krisenregionen der Welt präsent, so auch in Palästina, Kolumbien und Südkurdistan. Das CPT-Iraqi Kurdistan hat eine Stellungnahme abgegeben zu der Behauptung des türkischen Konsuls in Hewlêr, wonach die Zivilbevölkerung nicht von den Angriffen der türkischen Armee auf Südkurdistan betroffen sei.

In der Erklärung heißt es: „Während einer Pressekonferenz am 15. Juli 2020 sagte Hakan Karacay, Generalkonsul der Republik Türkei in Erbil, als Antwort auf eine Frage zu der laufenden türkischen Militäroperation in Irakisch-Kurdistan: ‚Wir haben niemals zivile Personen ins Visier genommen‘.

Wir als Christian Peacemaker Teams-Iraqi Kurdistan (CPT-IK), eine internationale Menschenrechtsorganisation, die seit 2007 die Auswirkungen der türkischen Militäroperationen auf das Leben und die Lebensgrundlagen der Zivilbevölkerung dokumentiert, möchten darauf aufmerksam machen, dass die Aussage von Herrn Hakan Karacay nicht der Realität entspricht.

Seit Beginn der Operation Adlerklaue der türkischen Luftwaffe am 15. Juni 2020, gefolgt von der Tigerklaue genannten Operation am 17. Juni sind mindestens sechs Zivilisten getötet und mindestens vier verwundet worden. Darüber hinaus sind bei diesen Militäroperationen landwirtschaftliche Flächen, Obstgärten und Flächen für die Viehzucht verbrannt worden und viele Dörfer sind existenziell bedroht“.

Die Organisation führt mehrere Beispiele an: „So wurde am 17. Juni 2020 der Zivilist Ebas Mexdîdî (30) durch die Bombardierung türkischer Flugzeuge in der Region Sîdekan getötet. Ebas war Hirtennomade.

Am 19. Juni wurden bei einem türkischen Luftangriff fünf Männer getötet, die sich nach der Arbeit zu einem Ausflug ins Balanda-Tal (Dolî Belende) in der Nähe von Şîladizê aufmachten. CPT-IK konnte die Namen von vier von ihnen dokumentieren: Mukhlis Adam, Azad Mahdi, Deman Omar und Ameen Salih.

Am 25. Juni bombardierte eine türkische Drohne einen Lebensmittelladen an einem Picknickplatz in Kuna Masî. Am Ort der Bombardierung hielten sich viele Familien auf. Der Angriff riss Peyman Talîbî, einer 31-jährigen Frau, das Bein vom Knie abwärts ab. Ihr anderes Bein wurde zweimal gebrochen und beide Arme erlitten Verbrennungen. Auch ihr Ehemann Keywan Kawa (30) und ihre beiden Kinder, ein siebenjähriges Mädchen und ein fünfjähriger Junge, wurden bei dem Angriff verletzt.

Am 10. Juli flohen die Bewohner des Dorfes Avla im Unterbezirk Batufa in der Provinz Dihok aus ihren Häusern, nachdem türkische Streitkräfte 26 Bomben auf das Dorf geworfen hatten.

Am 11. Juli zielte die türkische Artillerie mit sechs Mörsern auf das Dorf Badyeyan in der Provinz Dihok und richtete dabei Schäden an zehn Häusern an. Die Artillerie beschädigte auch Haine und Obstgärten von Einheimischen.“

15 Zivilisten bei türkischen Angriffen im Jahr 2020 getötet

Den CPT-IK zufolge wurden seit August 2015 mindestens 85 Zivilist*innen durch türkische Kampfjets, Drohnen, Artillerieangriffe und Schüsse getötet und mehr als 95 verwundet. Von den 85 Todesopfern gehen 15 auf die ersten sechs Monaten des Jahres 2020 zurück.

Bewohner von über hundert Dörfern mussten fliehen

Weiter heißt es: „Die Einwohner*innen von über hundert Dörfern mussten aufgrund der türkischen Operationen fliehen. Die Angriffe sorgten für einen besorgniserregenden Verfall der ökonomischen und physischen Sicherheit von mehreren tausend Familien“.