Die HDP-Abordnung aus Ankara, die derzeit Südkurdistan zur Erkundung der Lage nach den türkischen Luftangriffen bereist, ist am Freitag im Flüchtlingslager Mexmûr eingetroffen. Zuvor hielt sich die Gruppe, der Feleknas Uca, Hüda Kaya, Murat Çepni und Hasan Özgüneş angehören, im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal auf, um sich vor Ort über die gegenwärtige Situation zu informieren und ihre Solidarität mit der betroffenen Bevölkerung auszudrücken.
Wie bereits in Şengal wurde die HDP-Abordnung auch in Mexmûr wärmstens empfangen. Nach einem Gespräch mit dem Volksrat des selbstverwalteten Lagers inspizierten die Abgeordneten die Einschlagstellen der Luftangriffe. Anschließend stand ein Besuch beim Verein der Angehörigen von Gefallenen an. Hunderte Bewohnerinnen und Bewohner waren gekommen, um die Delegation zu begrüßen. Im gesamten Innenhof wurden Stühle für eine Volksversammlung aufgestellt.
Hüda Kaya (l.) und Murat Çepni
Am 1. Februar waren bei zeitgleichen Luftschlägen der Türkei auf Şengal, Mexmûr und Dêrik in Rojava neun Menschen ums Leben gekommen. Dutzende weitere wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Der HDP-Politiker Hasan Özgüneş ergriff als erstes das Wort und erwies den Toten zunächst seinen Respekt, bevor er die Luftschläge verurteilte. „Als HDP versprechen wir, nicht eher zu ruhen, bis die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Bevölkerung von Mexmûr sollte wissen, dass wir im Herzen miteinander vereint sind.“ Mit den Luftschlägen von vergangener Woche habe der türkische Staat erneut demonstriert, dass sich seine Existenz jenseits von Würde, Moral und Gesetzlichkeit bewege, führte Özgüneş weiter aus.
Hasan Özgüneş (l.) und Feleknas Uca
Der Abgeordnete Murat Çepni ächtete die Angriffe gegen Süd- und Westkurdistan als „abscheuliche Verbrechen“ und bekundete den Menschen seine volle Solidarität. Seine Fraktionskollegin Hüda Kaya erklärte, die Angreifer von Mexmûr, Şengal und Dêrik seien Teil desselben politischen Lagers, das für Angriffe gegen die HDP verantwortlich sind. „Sie teilen dieselbe Mentalität und wollen uns vernichten. Wir stehen jenen zur Seite, die Opfer dieser genozidalen Aggression sind, und werden der Welt diese Realität vor Augen führen.”
„Jede*r Gefallene ist eine Lebensphilosophie für sich” steht an der Wand des Vereins
Die ezidische Politikerin Feleknas Uca kündigte eine baldige Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts über die in Şengal und Mexmûr gesammelten Ergebnisse zu den Luftangriffen und internationale Initiativen gegen die tödliche Vernichtungspolitik des türkischen Staates an. Filiz Budak, Ko-Vorsitzende des Volksrats des Camps, zeigte sich erfreut über die von der Delegation gezeigte Solidarität und bekundete Absicht, sich für Gerechtigkeit für die Opfer der Luftangriffe einzusetzen. „Die Bevölkerung Mexmûrs wird sich durch Angriffe wie diese nicht einschüchtern lassen. Wir halten am Widerstand für unser Selbstbestimmungsrecht fest”, hob Budak hervor und bedankte sich bei der Abordnung für den Besuch.