Guerilla: Eine universelle Widerstandkultur entwickeln

Mitglieder der kurdischen Guerillaorganisationen HPG und YJA-Star sehen den Bedarf nach Selbstverteidigungsstrukturen für Frauen und einer universellen Widerstandskultur. Ohne Frauenbefreiung können auch Männer nicht frei sein.

Kämpferinnen und Kämpfer der kurdischen Guerillaorganisationen YJA-Star und HPG haben sich gegenüber ANF zum internationalen Frauenkampftag geäußert und die Wichtigkeit von Selbstverteidigungsstrukturen für Frauen unterstrichen.

Dorşin Şervan, eine Kämpferin der Frauenguerilla YJA-Star, wies auf die alltägliche Zerstörung der Identität und Werte von Frauen durch die kapitalistische Moderne hin: „Dagegen müssen Frauen Widerstand leisten. Die Stimmen von Frauen müssen in jedem Bereich des Lebens hörbar werden, ihre Arbeit muss sichtbar gemacht werden. Für unseren Kampf in den Bergen Kurdistans gibt es viele Gründe. Freie Frauen und freie Männer kann es nach der Lebensphilosophie Abdullah Öcalans geben. Der Kampf um Befreiung darf nicht auf einen einzigen Tag beschränkt bleiben. Frauen sind ein Teil des Lebens. Sie müssen sich selbst verteidigen und ihr Leben mit eigenen Händen aufbauen.“

Der HPG-Kämpfer Siyabend Koçer ging auf den Zusammenhang zwischen der Befreiung von Frauen und der von Männern ein und sagte: „Es muss analysiert werden, welche Zerstörungen durch das machtbesessene Herrschaftssystem entstanden sind. Frauenbefreiung bedeutet gleichzeitig die Befreiung von Männern. Die Freiheit beider Geschlechter zeigt das Niveau einer Gesellschaft. Männer müssen die Arbeit von Frauen sehen und anerkennen. Als Freiheitskämpfer in den kurdischen Bergen leisten wir Widerstand, indem wir uns die Arbeit von Frauen und die Werte der Völker vor Augen halten. Wir folgen Frauen wie Sakine Cansiz, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Zilan.“

Leben in freier Partnerschaft

Die YJA-Star-Kämpferin Destina Zagros äußerte sich zu dem von Abdullah Öcalan vorgelegten Modell eines Lebens in freier Partnerschaft: „Unser Verständnis von Freiheit basiert auf den Gedanken Abdullah Öcalans. Als Freiheitskämpferinnen stehen wir für eine große Wahrheit. Wir praktizieren das Leben in freier Partnerschaft und kämpfen für unsere Werte. Die historischen Werte des kurdischen Volkes werden von Frauen bewahrt und verteidigt. In der PKK hat der Kampf von Frauen einen zentralen Stellenwert. Dadurch ändert sich auch der Blickwinkel von Männern. Männer können nur frei sein, wenn Frauen frei sind. Wir nennen das ‚Leben in freier Partnerschaft‘. Dieses Prinzip müssen sich alle Freiheitskämpfer*innen zu eigen machen.“

Für den HPG-Kämpfer Fedakar Ridvan hat der 8. März eine große Bedeutung: „Der Frauenkampf verfolgt große Ziele. Der Kampf kurdischer Frauen ist für Frauen weltweit zu einer Quelle der Inspiration geworden. Frauen werden zur Ware gemacht, ihre Arbeit wird verleugnet, sie werden zu Reklamezwecken benutzt und ihr Willen wird gebrochen. Dagegen muss eine permanente Widerstandskultur entstehen. Die Freiheit einer Gesellschaft hängt von dem Bewusstseinsgrad von Frauen ab. In den kurdischen Bergen ist jeder Lebensbereich ein Widerstandsort. Es muss eine universelle Widerstandskultur der Werktätigen, der Unterdrückten, der Völker und der Frauen entstehen.“