Anlässlich des Opferfestes Eid al-Adha (ku. Cejna Qurbanê) veranstaltete die Provinzorganisation der DEM-Partei Wan (tr. Van) ein viertägiges Festprogramm. Die Menschen feierten zusammen mit Politiker:innen der DEM-Partei. Auf der Tagesordnung stand auch der Kampf für die Freiheit von Abdullah Öcalan und der mit dieser Forderung geführte Gefängniswiderstand von Tausenden von politischen Gefangenen aus der PKK und PAJK.
Die Menschen, die an den Feierlichkeiten teilnahmen, sprachen von einer getrübten Freude an dem Fest, da keine Nachrichten aus den Gefängnissen kommen. Die Gefangenen protestieren mit einem vollständigen Kommunikationsboykott gegen die Isolation Öcalans und der Gefangenen allgemein und schlossen sich der weltweiten Kampagne „Freiheit für Abdullah Öcalan und eine politische Lösung der kurdischen Frage“ an. Die Angehörigen der Gefangenen fordern eine stärkere öffentliche Unterstützung für den Gefängniswiderstand und die Erfüllung der Forderungen der Gefangenen.
„Wir müssen die Stimme für die Gefangenen erheben“
Mehmet Salih Işık erklärte, dass das Opferfest einen wichtigen Platz in der islamischen Welt einnehme und diese Feiertage für die Kurden getrübt seien: „Die Gefangenen werden unmenschlich und rechtswidrig behandelt. Der einzige Grund, warum sie im Gefängnis sind, ist, dass sie ihre Rechte einfordern. Wir dürfen das, was geschieht, nicht akzeptieren, wir müssen für die Gefangenen auf die Straßen gehen und Krach schlagen.“ Işık betonte, dass es seit Jahren kein Lebenszeichen von Abdullah Öcalan gebe und Besuche beim kurdischen Repräsentanten ermöglicht werden müssten.
„Wenn diese Frage nicht gelöst wird, wird die Türkei nicht vorankommen“
Abdulkerim Kurdi sagte, dass der Islam auf dem Verständnis „Was du für dich selbst möchtest, solltest du auch für deinen Nächsten wollen“ beruhe. In diesem Sinne unterstrich er, dass dem kurdischen Volk Rechte wie allen Völkern zustehen: „Unsere Freunde und Freundinnen befinden sich widerrechtlich im Gefängnis. Wir können die Freude des Opferfestes nicht empfinden, weil sie nicht bei uns sind. Wir sind traurig, dass die Gefangenen aufgrund ihrer Aktion keinen Besuch empfangen und nicht telefonieren. Solange diese Probleme jedoch nicht gelöst sind, wird es in der Türkei keinen Fortschritt und keinen Frieden geben.“
„Kurdische Einheit ist wichtig“
Şemseddin Yılmaz erklärte: „Wenn die Isolation heute weitergeht, liegt das daran, dass sich das kurdische Volk nicht einig ist. Wenn Zwangsverwalter in unseren Gemeinden ernannt werden, liegt das wiederum an der fehlenden Einheit. Wenn das kurdische Volk einig ist, werden weder die Isolation noch die Zwangsverwalter Bestand haben. Hierfür ist ein Widerstand wie der von Wan notwendig.“ Dabei nahm er Bezug auf den Widerstandskampf von Wan nach den Kommunalwahlen am 31. März, als die AKP versucht hatte, durch Aberkennung der Bürgerrechte des gewählten Ko-Bürgermeisters der DEM-Partei ihren eigenen Kandidaten ins Amt zu bringen.
„Aus dem Tiefschlaf erwachen“
Macide Varan sagte, die Menschen könnten das Fest nicht feiern, weil Tausende von Gefangenen in den Gefängnissen sitzen und es kein Lebenszeichen von Abdullah Öcalan gebe: „Die Freude am Fest ist für uns bitter geworden. Es gibt keinen Feiertag für uns. Herr Öcalan und unsere Kinder werden gefangen gehalten. Wir haben seit Jahren nichts mehr von Herrn Öcalan gehört. Das kurdische Volk wird nicht frei sein, solange er nicht frei ist. Die Gefangenen protestieren, indem sie keine Telefonanrufe und Familienbesuche verweigern, und machen so auf die Situation von Herrn Öcalan aufmerksam. Wir hingegen sitzen zu Hause und sind nicht in der Lage, ausreichend Unterstützung zu leisten. Das ist unser Versäumnis. Wir müssen für die Gefangenen eintreten. Die Kurden müssen aus ihrem Tiefschlaf erwachen. Wir müssen für Rêber Apo eintreten. Weder wir noch unsere Kinder werden frei sein, solange er es nicht ist.“