Erfolgreicher Widerstand in Wan
Nach einem Massenaufstand allen Versammlungsverboten und Polizeiangriffen in Wan (tr. Van) zum Trotz musste das AKP/MHP-Regime seinen politischen Putschversuch abbrechen. Die türkischen Behörden hatten dem Kandidaten der DEM-Partei, Abdullah Zeydan, (55,5 Prozent) die Bürgerrechte entzogen und sein Mandat dem AKP-Kandidaten (27 Prozent) übertragen. Der Hohe Wahlausschuss hatte gestern über den Widerspruch der DEM-Partei beraten und entschieden, den Wahlsieger anzuerkennen. Hinter diesem Erfolg steht jedoch der massive Widerstand der Bevölkerung.
Das Exekutivkomitee der Gemeinschaft der Gesellschaften Kurdistans (KCK) bezeichnet den Widerstand von Wan als eine „Revolution“. In der Erklärung der KCK heißt es: „Der Versuch des faschistischen AKP/MHP-Regimes nach seiner eigenen Niederlage, den Willen der Bevölkerung von Wan zu usurpieren, wurde durch Widerstand verhindert und vereitelt. Der historische Widerstand und Sieg von Wan wurde durch die gemeinsamen Anstrengungen, die Solidarität und den Einsatz aller Völker der Türkei erreicht. Wir feiern und würdigen diesen großen und bedeutungsvollen Widerstand der Völker. In vielen Teilen der Türkei, insbesondere in den kurdischen Städten, wurden Aktionen und Veranstaltungen in Solidarität mit den Menschen von Wan organisiert, und alle Völker der Türkei und die demokratischen Kräfte zeigten eine sehr wichtige Haltung gegenüber der Willkür der AKP/MHP-Regierung. Diese bedeutsame Haltung der Völker und der demokratischen Kräfte hat die Menschen einander näher gebracht und das Verständnis für ein gemeinsames Leben und die Basis für den Kampf gestärkt. Der in Wan errungene Sieg ist ein echter Sieg der Demokratie. Er zeugt von der demokratischen Haltung, die von den Völkern gegen die Bemühungen der AKP/MHP-Regierung, den Faschismus zu institutionalisieren, entwickelt wurde. Er hat den Weg für eine Demokratisierung der Türkei geebnet und gezeigt, dass der Widerstand und der gemeinsame Kampf der Völker gegen Faschismus, Reaktion, Ausplünderung und Räuberregime Ergebnisse bringen wird. In diesem Sinne handelt es sich um eine historisch sehr bedeutsame Entwicklung.“
„In Wan wurde der Wille des ganzen Landes befreit“
In der KCK-Erklärung heißt es weiter: „Es ist deutlich geworden, dass die auf Kurdenfeindlichkeit basierende Politik des AKP/MHP-Regimes die Türkei in immer tiefere Krisen und Katastrophen geführt hat. Das Regime unterdrückt nicht nur das kurdische Volk, es mutet der gesamten Türkei und der Bevölkerung Übles zu. Es beutet die Arbeit, die Ressourcen und die Werte der Türkei aus, unterwirft die Gesellschaft faschistischer Unterdrückung und stürzt sie in Hunger, Armut und Elend. Es unterdrückt die Forderungen der Gesellschaft nach Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und einem gerechten und würdigen Leben und versucht, ein faschistisches Ausbeutungsregime in der Türkei zu errichten. Das Regime bedroht das kurdische Volk jeden Tag, polarisiert die Gesellschaft und versucht, alle gegen das kurdische Volk aufzubringen und die Völker gegeneinander auszuspielen. Es duldet nicht einmal die kleinste demokratische Forderung und beraubt die Türkei im Namen des Kampfes gegen das kurdische Volk der Demokratie und der Freiheit. Damit stiehlt es dem Land die Zukunft. Das kurdische Volk, das türkische Volk und die anderen Völker der Türkei sind der Unterdrückung und Ausbeutung dieser rassistischen, faschistischen, reaktionären, ausbeuterischen und räuberischen Mentalität ausgesetzt. Der Kampf der Völker dagegen ist im Wesentlichen der gleiche. Das kurdische Volk kämpft für Freiheit und Demokratie und gegen Verleugnung, Rassismus und Faschismus. Es sieht in der Demokratisierung der Türkei die Lösung für seine Probleme und kämpft dafür. Die Demokratisierung der Türkei ist nicht nur die Forderung des kurdischen Volkes, sondern eine gemeinsame Forderung aller Völker des Landes. Diese Überzeugung ist in Wan stark verankert. Dort wurde nicht nur der Wille der Bevölkerung von Wan, sondern der Wille der gesamten Türkei befreit. Das ist es, was den Widerstand in Wan groß und bedeutsam macht. Dies ist eine äußerst wichtige und erfreuliche Entwicklung.“
„Widerstand der Völker machte dem Faschismus einen Strich durch die Rechnung“
Weiter erklärt die KCK im Hinblick auf die Wahlen: „Die Kommunalwahlen vom 31. März haben die neue Situation in der Türkei gezeigt. Repressalien und Betrügereien brachten keine Ergebnisse und der AKP/MHP-Faschismus erlitt eine große Niederlage. Die Gewinner waren die Völker und die demokratischen Kräfte. Unfähig, diese historische Niederlage zu akzeptieren, versuchte das AKP/MHP-Regime, den Willen des Volkes mit neuen Intrigen zu unterlaufen. Es griff sowohl in Kurdistan als auch in vielen Teilen der Türkei zu Methoden des Komplotts. Doch sowohl in der Türkei als auch in Kurdistan haben die Völker eine klare Haltung gegen diese Machenschaften gezeigt. Die gemeinsame Haltung im Osten und im Westen ist sehr bedeutsam, denn sie zielt auf die Sicherung der Demokratie ab. Der Widerstand und die Haltung in Wan diente ebenfalls diesem Ziel und hat mit dem Sieg den Widerstand gegen Komplotte in der ganzen Türkei verstärkt. Indem die AKP/MHP-Regierung den Willen der Bevölkerung von Wan an sich riss, wollte sie den Willen des Volkes in ganz Kurdistan und der Türkei rauben. Wäre sie in Wan erfolgreich gewesen, hätte sie das in Kurdistan und der Türkei durchgesetzt. Dieses faschistische Kalkül ist jedoch nicht aufgegangen und die Solidarität und der Widerstand der Völker haben dieses Kalkül durchkreuzt.
„Die Menschen in Wan haben eine neue Epoche eingeleitet“
Zweifelsohne stand die Bevölkerung von Wan im Mittelpunkt dieses Widerstands. Sie leistete einen einzigartigen Widerstand und versetzte dem Faschismus einen massiven Schlag. Der Widerstand, der am 2. April begann und am 3. April mit einem Sieg endete, ist eine Revolution. Die Menschen in Wan haben mit einer neuen Form des Serhildan [Aufstand, Erhebung], den sie aus eigenem politischen Bewusstsein und mit eigener Dynamik initiierten, eine neue Etappe des kurdischen Freiheitskampfes eingeleitet. Wir beglückwünschen diesen einzigartigen Widerstand und diese Revolution und bringen unsere Grüße und unseren Respekt zum Ausdruck. Zusammen mit der Bevölkerung von Wan beglückwünschen wir das ganze kurdische Volk und alle Menschen, die in vielen Städten gemeinsam und zeitgleich den Widerstand begonnen haben. Wir möchten es hiermit herzlich grüßen. Wir beglückwünschen auch die Frauen und Jugendlichen, die den Widerstand anführen.
Es ist nun notwendig, sich mit dem Sieg vom 3. April zu befassen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Prozess, den wir durchlaufen, macht es für die demokratischen Kräfte zwingend notwendig, ihre Einheit weiter zu entwickeln. Dies ist eine der wichtigsten Schlussfolgerungen, die aus dem Sieg vom 3. April zu ziehen sind. Denn dieser Sieg gegen den Faschismus war das Ergebnis des gemeinsamen Kampfes und der Solidarität. Die vollständige Niederlage der rassistischen, reaktionären, ausplündernden, räuberischen faschistischen Mentalität und die Demokratisierung der Türkei kann nur durch die weitere Stärkung des gemeinsamen Kampfes und der Solidarität erreicht werden. Der Weg dafür wurde in Wan geebnet, die ersten Schritte wurden getan. Nun gilt es, ihn noch größer zu machen. Mit diesem Wunsch und dieser Überzeugung rufen wir die Völker und die demokratischen Kräfte auf, ihre Einheit zu stärken."