Emine und Ferit Şenyaşar festgenommen

Emine und Ferit Şenyaşar sind vor dem Gericht in Riha festgenommen worden. Sie fordern dort seit 22 Tagen Gerechtigkeit für ihre von Leibwächtern und Angehörigen eines AKP-Abgeordneten ermordeten Familienmitglieder.

Am 14. Juni 2018 hat sich während des Wahlkampfes in der nordkurdischen Stadt Pirsûs (tr. Suruç) ein schweres Verbrechen ereignet. Die heute 70-jährige Emine Şenyaşar verlor bei einem Angriff von Leibwächtern und Verwandten des AKP-Abgeordneten Ibrahim Halil Yıldız zwei ihrer Söhne und ihren Ehemann. Seit 22 Tagen protestiert Emine Şenyaşar gemeinsam mit ihrem Sohn Ferit Şenyaşar vor dem Gericht in der Provinzhauptstadt Riha (tr. Urfa) und fordert Gerechtigkeit. Am Dienstagmorgen wurden Mutter und Sohn erneut festgenommen.

Nehmt nicht uns, sondern die Mörder fest“

Die beiden Şenyaşars wurden ohne Angabe von Gründen mit unmittelbarem Zwang von ihrem Platz geholt und in ein Polizeifahrzeug gezerrt. Emine Şenyaşar rief bei ihrer Festnahme: „Nehmt nicht uns, sondern die Mörder fest!“

Bei dem Angriff handelt es sich nicht um den ersten Übergriff auf den Protest. Am 15. März war Emine Şenyaşar werden „Beamtenbeleidigung“ und am 25. März wegen „Verstoß gegen das Versammlungsgesetz“ festgenommen worden. Aufgrund einer Anzeige des Bruders des AKP-Politikers Ibrahim Halil Yıldız, Süleyman Yıldız, war Ferit Şenyaşar am Montag zum Verhör einbestellt worden.

Der Staatsanwalt schaut uns an, aber er sieht uns nicht“

In einem Tweet erklärt die Familie Şenyaşar: „Unser Kampf für Gerechtigkeit vor dem Gerichtsgebäude dauert nun bereits 22 Tage an. Der Generalstaatsanwalt geht jeden Morgen an uns vorbei. Er schaut uns an, aber er sieht uns nicht. So sehr er und der Justizminister uns nicht sehen wollen, bekommt unser Ruf nach Gerechtigkeit Unterstützung aus allen Provinzen der Türkei und den Europäischen Staaten.“