Wan: Dorfschützer versuchen Dorf zu räumen

Die Bewohner:innen des nordkurdischen Dorfes Êzdînan in der Provinz Wan sollen ihren Ort räumen. Sie befürchten, dass sich die Dorfschützer Land und Ressourcen aneignen wollen.

Das Dorf Êzdînan (tr. Konalga) im nordkurdischen Şax (Çatak) ist akut von Räumung bedroht. Der Dorfschützerclan um Yahya Özbek setzt alles daran, dass die Bevölkerung den Ort verlässt. Das Dorf selbst ist Produkt von Gewalt. Es wurde 1998 im Rahmen des Dorf-Stadt-Projekts der Ecevit-Regierung aus zwölf Dörfern zusammengelegt. Die Menschen leben seit 20 Jahren in dem Dorf. Dorfbewohner:innen, die nicht nach Konalga umziehen wollten, wurden von der Militärpolizei mit Gewalt gezwungen. Nun sind die Menschen erneut von Vertreibung bedroht.

2014 wurde der Dorfschützerführer Yahya Özbek zum Dorfvorsteher „gewählt“. Bei ihm handelt es sich um eine berüchtigte Persönlichkeit, die in den 90er Jahren die „Blitz-Brigade“ der Dorfschützer in der Region anführte, die damals die Menschen in der Region terrorisierte. Der Dorfschützerclan zählt zu den Günstlingen der AKP und wird systematisch mit Posten in der Verwaltung ausgestattet. Nach Özbeks Wahl zum Dorfvorsteher begann er damit, die Räumung des Dorfes vorzubereiten. Er ließ die Region mehrfach aufgrund von Erdrutschen von der AKP zum Katastrophengebiet ausrufen und versuchte so, die Region evakuieren zu lassen. Die Dorfbewohner:innen wandten sich an das Büro des Gouverneurs mit der Bitte, die Evakuierung aufzuheben, und erklärten, dass sie in der Region Landwirtschaft und Viehzucht betreiben und nicht umgesiedelt werden könnten. Ihr Ersuchen blieb aber unbeantwortet.

Es gibt Wohnungen in Erçiş, geht dorthin“

Auch der Landrat Ekrem Çeçen baut Druck auf die Bevölkerung von Konalga auf, den Ort zu verlassen. Auf Beschwerden der Bevölkerung erklärte Çeçen: „Der Staat hat in Erçiş Wohnungen errichtet, wir siedeln euch dort an.“ Der Landkreis Erdîş (Erçiş) ist allerdings 200 Kilometer entfernt, daher weigerten sich die Dorfbewohner:innen, diese Anordnung zu akzeptieren. Çeçen antwortete darauf: „Das ist die Entscheidung des Staates, daran gibt es nichts zu rütteln.“

Die Dorfschützer wollen das Dorf niederreißen“

Dorfbewohner:innen erklären, dass sie erfahren hätten, in der Region von Konalga solle ein Großprojekt wie eine Mine oder ein Staudamm errichtet werden. Sie erzählen: „Mukhtar Yahya Özbek und seine Dorfschützer haben Kredite beim Staat aufgenommen. Sie können nicht einmal ihre eigenen Schulden zurückzahlen. Sie wollen uns vertreiben und Zuschüsse und Katastrophenhilfen einstreichen. Unser Dorf hat Bodenschätze. Nach den Informationen, die wir erhalten haben, ist hier der Bau von einem Staudamm oder einer Mine geplant. Wenn das hier ein Erdrutschgebiet sein soll, warum haben sie dann 383 Wohnungen gebaut? Zuerst haben sie uns mit Gewalt aus unseren Häusern vertrieben und uns hier angesiedelt, und jetzt wollen sie uns aus diesen Häusern holen, ohne uns eine Alternative anzubieten. Es gibt 20.000 Stück Vieh im Dorf Konalga. Sie sagen uns, ‚Lasst euer Vieh und euer Land zurück und geht‘… Die Dorfschützer wollen uns vertreiben und das Land an sich reißen. Sollen sie machen, was sie wollen, wir werden unser Dorf nicht verlassen.“