Dorfschützer in Sêrt verweigern Irak-Einsatz
Immer mehr Dorfschützer in Nordkurdistan geben ihre Waffen ab, weil sie bei der türkischen Militäroperation gegen die PKK im Nordirak als Vorhut eingesetzt werden sollen.
Immer mehr Dorfschützer in Nordkurdistan geben ihre Waffen ab, weil sie bei der türkischen Militäroperation gegen die PKK im Nordirak als Vorhut eingesetzt werden sollen.
Immer mehr Angehörige paramilitärischer Dorfschützerverbände in Nordkurdistan verweigern sich einem Einsatzbefehl der türkischen Armee für eine grenzüberschreitende Militäroperation gegen die PKK-Guerilla in der Kurdistan-Region im Irak. Zuletzt wurde aus der Provinz Sêrt (tr. Siirt) bekannt, dass zehn Dorfschützer den Dienst quittiert haben. Aufgrund staatlicher Drohungen haben einige von ihnen ihre Dörfer verlassen, um sich und ihre Familien zu schützen.
Auch in Colemêrg, Amed, Mêrdîn und Şirnex sind Dorfschützer aus dem Dienst für den türkischen Staat ausgeschieden, weil sie nicht an der Besatzungsoperation in Südkurdistan teilnehmen wollten. Die zehn Männer aus den Dörfern Belenoluk (Hêşeta Berêspî), Söğütönü (Nureşîn) und Bentköy (Serxanis) in Sêrt-Berwarî (Pervari) hatten bereits in der Vergangenheit vorübergehend die Waffen niedergelegt. Nach dem erneuten Befehl für einen Auslandseinsatz weigerten sie sich mit der Begründung, dass sie im Nordirak nichts verloren hätten.
Warnung der HPG
Offenbar spielte bei der Entscheidung auch eine Warnung der Guerilla eine Rolle. Wer sein eigenes Volk verrate, werde früher oder später die Konsequenzen erfahren, erklärten die Volksverteidigungskräfte (HPG) vor drei Monaten und forderten explizit die Dorfschützer auf, sich nicht an der Großinvasion in den Medya-Verteidigungsgebieten zu beteiligen.
Angespannte Stimmung in Dörfern
Die Stimmung in den Dörfern in Sêrt ist angespannt. Ein aus Sicherheitsgründen anonym gehaltener Anwohner berichtete gegenüber YÖP von einer Spaltung der Bevölkerung und sagte, einige Dorfvorsteher hätten den paramilitärischen Dienst nicht niedergelegt. Andere, die ihre Waffen abgegeben hätten, würden zum Verlassen der Dörfer gedrängt: „Die Menschen werden bedroht, zwar nicht offen und direkt, aber unterschwellig. Vier oder fünf Personen haben das Dorf aufgrund der Bedrohung verlassen. Sie bereiten jetzt ihren Umzug in andere Städte vor. Das ist nicht nur hier so, in anderen Landkreisen ist die Situation ähnlich. Die Leute sollen für Geld an der Operation teilnehmen, aber viele weigern sich.“
Was sind Dorfschützer?
Dorfschützer sind kurdische Paramilitärs im Dienst des türkischen Staates. Das System der Dorfschützer wurde in der Türkei 1985 zur Bekämpfung der kurdischen Befreiungsbewegung etabliert und hat seine Wurzeln in den Hamidiye-Regimentern im Osmanischen Reich. Die nach altbewährter Kolonialmethode gegründeten paramilitärischen Verbände heißen heute offiziell „Sicherheitsgarde“ und werden bei türkischen Militäroperationen in Kurdistan als Ortskundige und Kanonenfutter einsetzt. Ihr Auftrag umfasst auch Auslandseinsätze.