Ayten Dersim aus der Koordination der PAJK (Partîya Azadîya Jin a Kurdistan - Partei der Freiheit der Frau in Kurdistan) ruft in einer auf der Website ihrer Organisation veröffentlichten Bewertung der aktuellen Situation zur Verschärfung des Freiheitskampfes auf und sagt: „In Anbetracht der aktuellen Phase und der Tatsache, dass das Morgenrot näher ist denn je, ist auch mehr Kampf und Opferbereitschaft notwendig.“
„Jahrtausende von Freiheitskämpfen liegen hinter uns“
Ayten Dersim geht zunächst auf die historische Dimension von Herrschaft, Patriarchat und Diskurs ein und erklärt: „Die Freiheit ist die Seele und die Lebensquelle aller Lebewesen und des Universums. Natürlich ist Freiheit das unverzichtbare Lebensziel der kolonisierten Völkern, der Frauen und der Verleugneten. Mit der Kolonialisierung der Frau und der Versklavung von Völkern kam auch der Kampf um Freiheit auf die Tagesordnung. Denn davor gab es eine matrilineare Gesellschaft, in der sich das Leben um die Frauen drehte. Damals war Freiheit ein selbstverständlicher Teil des Lebens, sodass auch kein Konzept von Freiheit existierte. Als die matrizentrische Kultur verloren zu gehen begann, haben Frauen im Laufe der Geschichte immer wieder versucht, das Verlorene zu finden und wiederzuerlangen. Es handelt sich um eine nie endende Suche von Jahrtausenden von Freiheitskämpfen. Von dem Moment an, in dem Herrschaft begann, wurde auch die Geschichte der Völker im Sinne der Herrschenden umgeschrieben und vereinnahmt. Geschichte wird daher in einem Atemzug mit Herrschenden betrachtet. Aber es gibt Jahrtausende der Geschichte, die ihr vorausgingen.
„Geschichte wird nicht nur geschrieben, sie ist lebendig“
Rêber Apo [Abdullah Öcalan] sagte: ‚Ich schreibe die ungeschriebene Geschichte, es ist die Geschichte der Völker und Frauen.‘ Jetzt kämpfen wir darum, in unsere Vergangenheit zurückzukehren und auszugraben, was verborgen bleiben soll, zu schreiben, was nicht geschrieben wurde, um die Freiheit zu erlangen, die wir verdienen, und die Geschichte neu zu schreiben. Wie ich eingangs erwähnte, hat dieser Kampf nie aufgehört, es gab immer einen ununterbrochenen Marsch für die Freiheit von Frauen und Völkern. Aber die Schwäche in der Organisation, die Schwäche in der Führung und vor allem die Schwäche, unsere eigene ungeschriebenen Geschichte zu wenig aus einer ganzheitlichen Perspektive auf der Grundlage des neuen apoistischen Paradigma zu betrachten, kann eine verzögernde und ablenkende Rolle dabei spielen, uns zum Ergebnis zu führen. Natürlich lassen sich noch viele weitere Gründe anführen. Aber als Freiheits- und Frauenbewegung sind wir die Verteidigerinnen der großen Geschichte der Freiheit, der Geschichte des Widerstands; wir beanspruchen das Erbe aller Widerstände und Freiheitskämpfe, wir tragen dieses ungeschriebene Erbe in die Gegenwart und in die Zukunft. Geschichte wird nicht nur geschrieben, sie ist lebendig, sie wird gelebt, sie ist heute.
„Es geht um Widerstand und Sieg“
Als Freiheitsbewegung haben wir auf unserem seit 50 Jahren andauernden revolutionärem Weg enorme Fortschritte gemacht und sehr schwierige Kreuzwege passiert, doch heute geht es wie in der Vergangenheit um Widerstand und Sieg. Es ist glasklar, dieser Kampf ist der Kampf um die Existenz der verleugneten und missachteten Völker, es ist der Kampf der Frauen. In unserem halben Jahrhundert des Kampfes hat die Geschichte Tausende von epischen Widerständen und große Opfer erlebt. Die Pionier:innen dieses Freiheitskampfes waren sich über ihre Ideale und Ziele im Klaren. Sie waren sich bewusst, dass sie einen hohen Preis zahlen würden, wenn sie sich auf den Weg machten, um Bewusstsein zu schaffen und Selbstvertrauen zu verbreiten. Am Anfang sagten sie: ‚Dieses Volk existiert und wird existieren. Auf dem Weg dieser Wahrheit zu wandeln, bedeutet bereits Würde und Freiheit.‘ Sie wussten, dass Freiheitskämpfer:in zu sein bedeutet, sich allen Schwierigkeiten zu stellen, Hindernisse zu überwinden und die eigene Überzeugung bei jeder Gelegenheit wie ein scharfes Messer zu schärfen. Diese Maxime ist die Lebensphilosophie, die von Rêber Apo dieser Bewegung gelehrt wird. Es handelt sich um eine Bewegung, die seit einem halben Jahrhundert die Hoffnung der Frauen und Völker ist.
„Wir sind Kinder von Feuer und Sonne“
Wir sind die Kinder des Feuers und der Sonne. Alle unsere Heiligen entstammen dem Feuer und der Sonne, und sie sind es, die uns mit der heiligen Liebe zur Freiheit verbinden. Wir haben unser Überleben im Nahen Osten und Kurdistan mit unseren Heiligen aus der Vergangenheit durchgesetzt, und unser Kampf wird nicht aufhören, bis wir uns unsere von den maskierten Göttern der heutigen Zeit gestohlene Existenz zurückholen. Wir waren, wir sind und wir werden sein, indem wir Widerstand leisten und kämpfen. Was wir erreicht haben, wird ein Spiegel dessen sein, was wir erreichen werden, und diejenigen, die bewusst sind, wissen, dass wir als Freiheitsguerillakämpfer:innen zu denen gehören, die den Tod durch ihr Selbstopfer töten, die eine Perspektive schaffen, wie man lebt und wie man kämpft und wie man in die Fußstapfen der Genoss:innen tritt, die sagten: ‚Ein gelebtes Leben muss frei sein oder nicht sein.‘
„Sara und Rûken haben die Realität freier Frauen gezeigt“
In der Dialektik der Freiheitsbewegung zeigen uns unsere Genossinnen und Genossen in jeder Phase mit ihren Aktionen unseren Willen und unsere Widerstandsperspektive. Mit diesem Willen sind unsere Weggefährtinnen Sara und Rûken voll von Liebe zur Menschheit zu Pionierinnen geworden, die Freiheitsgeschichte geschrieben haben. In Mersin, wo der Feind nie damit gerechnet hätte, haben sie mit ihrer Aktion die Realität von Frauen gezeigt, die sich durch die Philosophie der Freiheit weitergebildet haben.
Es ist notwendig, die Aktion und den Weg unserer Genossinnen Sara und Rûken und das Vermächtnis, das sie hinterlassen haben, zu verstehen. Diese Genossinnen haben einmal mehr die Realität der freien Frauenbewegung, die Ganzheitlichkeit des Handels von Frauen, die sich einen Sinn gegeben haben, aufgezeigt und der Spezialkriegspolitik des Feindes einen Schlag versetzt.
Durch Sara und Rûken haben wir wieder einmal gesehen, dass uns unsere Freiheitsgeschichte, unsere Wurzeln und unsere Geschichte des Kampfes seit Jahrtausenden getragen haben und uns mit der richtigen Denkweise und dem richtigen Handeln zum Erfolg führen werden.
Unsere Genossinnen Rûken und Sara sind das Ergebnis der Werte, die von der freien Frauenbewegung geschaffen wurden. Vor 30 Jahren ist eine Frauenarmee aufgebaut und eine Frauenpartei entwickelt worden, die mit ihrem Paradigma und ihrer Lebensperspektive feste Schritte nach vorne gemacht und Freiheit und Gesellschaftlichkeit geschaffen haben.
„Den Weltfrauenkonföderalismus aufbauen“
Heute ist die Parole ‚Jin Jiyan Azadî‘, die in Rojhilat (Ostkurdistan) gerufen wurde und sich im ganzen Iran verbreitete, eine Philosophie, die den freien Frauen, die bereit sind, ihr Leben zu opfern, um keinen Schritt von ihrer Führungsrolle zurückzutreten, in Fleisch und Blut übergegangen. Diese Philosophie wird Welle für Welle zur Utopie der Freiheit der Frauen in der ganzen Welt werden und den Weltfrauenföderalismus schaffen.
Es gibt ein Sprichwort: ‚Wenn die Nacht am tiefsten ist, ist der Tag am nächsten.‘ In Anbetracht des Prozesses, den wir durchlaufen, ist die Morgendämmerung nun näher an uns herangerückt, und es sind mehr Anstrengungen und Opfer erforderlich als je zuvor. Unser wichtigstes intellektuelles und operatives Ziel muss es sein, die physische Freiheit von Rêber Apo zu erkämpfen und uns um die Guerilla herum zusammenzuschließen. Wir rufen dazu auf, die Reihen des Kampfes zu verstärken und den Faschismus gemeinsam auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen.“