Vom 5. bis 6. November fand an der Technischen Universität in Berlin die Frauenkonferenz „Unsere Revolution: Das Leben befreien“ des Netzwerks „Women Weaving the Future“ statt. Zwei Tage lang tauschten sich hunderte Frauen aus allen Teilen der Welt über die Krise des Patriarchats und seinen systematischen Krieg gegen Frauen, den weltweiten Frauenbefreiungskampf und die Erfahrungen unterschiedlicher Frauenbewegungen aus. Als Ergebnis der Zusammenkunft wurde die Gründung des Netzwerks „Jin Jiyan Azadî: Frauen weben die Zukunft“ beschlossen. Die wegweisende Abschlusserklärung lautet:
Auf unserer ersten Konferenz im Oktober 2018 riefen wir als Jin (Frauen), dass wir unser Jiyan (Leben) auf Azadî (Freiheit) gründen wollen. Die zweite Internationale Frauenkonferenz des Netzwerks Women Weaving the Future fand am 5. und 6. November 2022 in Berlin unter dem Motto „Unsere Revolution: Das Leben befreien“ statt. Insgesamt 800 Frauen aus 41 Ländern nahmen teil. Die Konferenz wurde mit großem Erfolg abgeschlossen.
Während wir unsere Konferenz abhielten, wurde „Jin Jiyan Azadî“ in allen Ecken der Welt als Maxime der Rebellion und der Lösung verkündet. Überall auf der Welt stehen die Frauen auf und rebellieren, um das 21. Jahrhundert zum Jahrhundert der Frauen zu machen. Wir gehen durch eine sehr dunkle Zeit, aber wir stehen auch am Beginn der Geburt eines neuen Lichts. Um mehr Profit und Macht zu erlangen, treibt das kapitalistische System unsere Welt durch Konflikte, Umweltzerstörung, Pandemien, Ausbeutung, Auslaugung, Veräußerung und Gewalt in einen dritten Weltkrieg. Frauen aus allen fünf Kontinenten erleben diesen Krieg durch die Kolonialisierung ihrer Körper und ihres Territoriums.
Wasser, Luft, Feuer und Erde werden mit uns sein!
Wir wehren uns gegen diesen Weg. Um ihn zu stoppen und stattdessen eine freiere und gerechtere Welt für alle zu schaffen, erklären wir der Welt, dass wir Verantwortung übernehmen und Subjekte werden wollen. Wasser, Luft, Feuer und Erde werden mit uns sein.
Wir haben überall auf der Welt „Ni Uno Menos“ und „Me too“ herausgeschrien. Wir haben zu Musik und Las Tesis getanzt und Nein zu Gewalt gegen Frauen gesagt. Wir sind auf die Straße gegangen, haben uns organisiert und unsere Selbstverteidigung gegen das patriarchale System entwickelt, das uns missachtet und objektiviert. Wir haben unsere Grundrechte verteidigt. Auf allen Kontinenten wehren sich Frauen gegen die Auslöschung ihrer Traditionen und Erinnerungen durch Poesie, Gesang, Tanz und Weisheit. Frauen, die sich der Heilkraft der Natur anschließen, kämpfen für die Zukunft, von der sie geträumt haben. Denn Worte sind leer ohne Taten. Worte ohne Taten sind blind.
Wir wenden uns gegen Rassismus, Ausbeutung, Kolonialismus, Militarismus, Multinationalismus und Staaten. Deshalb haben sie Angst vor uns. Sie sollen noch mehr Angst haben. Wir vereinigen und vermehren uns gegen diejenigen, die unsere Taten und Worte kriminalisieren und unsere Lebensenergie rauben.
Sie schulden uns das Leben unserer Mütter, unserer Großmütter, unserer Schwestern!
Die Sittenpolizei des iranischen Regimes hat uns Jina Amini genommen. Der türkische faschistische Staat hat uns unsere Genossin Nagihan Akarsel genommen. Im Sudan, im Jemen, in den Vereinigten Staaten und in Lateinamerika werden Frauen getötet, verhaftet und vergewaltigt. Sie schulden uns mehr als nur ein Leben. Sie schulden uns das Leben unserer Mütter, unserer Großmütter, unserer Schwestern. Wir sind ein Ausdruck ihres Widerstands.
Wir sind Zeuginnen einer Entwicklung in eine andere Richtung der jahrhundertealten Erfahrung von Frauenkämpfen. Wir durchlaufen einen Prozess, in dem verschiedene gesellschaftliche Gruppen in der Freiheit der Frauen ihre eigene Freiheit sehen und glauben, dass die Freiheit der Frauen die Freiheit der gesamten Gesellschaft gewährleisten wird.
Wir sind empört. Dies ist eine kollektive Empörung. Wir sind stark. Wir sind dabei, die Welt zu verändern.
Das erträumte Leben lässt sich nicht durch Wunder, sondern durch Revolution erreichen
Wir leben in einem neuen Zeitalter des Freiheitskampfes, angeführt von der Frauenrevolution. Wie Öcalan sagt: „Das erträumte Leben lässt sich nicht durch Wunder, sondern durch Revolution erreichen.“
In Kurdistan, in Iran, in Afghanistan, in Lateinamerika und Europa erheben wir uns und kämpfen für das Leben, das wir uns wünschen.
Als Frauen werden wir „xwebûn“ („wir selbst“), wir lehnen die Namen ab, die uns und unserem Land vom kapitalistischen, kolonialistischen und patriarchalen System gegeben wurden, und geben uns neue Namen.
Wir befinden uns jetzt in der Zeit der Frauen. Und die beste Antwort auf diese Zeit ist es, die gemeinsamen Bereiche des Kampfes und der Solidarität der Frauen dauerhaft zu machen. Mit dieser Konferenz verkünden wir die Gründung des „Jin Jiyan Azadî-WOMEN WEAVING THE FUTURE NETWORK“. Unser nächster Schritt nach dieser Konferenz wird die Erstellung einer gemeinsamen Roadmap im Lichte unserer Diskussionen der letzten zwei Tage sein.
Wir rufen alle Frauen, die sich nach einem anderen Leben außerhalb des derzeitigen Unterdrückungssystems sehnen, dazu auf, sich unserem Netzwerk anzuschließen und den gemeinsamen Kampf auf der Grundlage der Frauenrevolution zu stärken.