Chemiewaffen am Girê Cehennem: Namen von Gefallenen veröffentlicht

Die HPG haben die Namen von fünf Gefallenen veröffentlicht. Zinar Gulcan Amanos, Destan Tendurek, Diyana Norşîn, Hebûn Dîrok und Serdem Şoreş sind am Girê Cehennem durch türkische Chemiewaffen ums Leben gekommen.

Die Guerillakämpfer:innen Zinar Gulcan Amanos, Destan Tendurek, Diyana Norşîn, Hebûn Dîrok und Serdem Şoreş sind im Juni am Girê Cehennem in der Zap-Region in Südkurdistan durch den Einsatz von Chemiewaffen ums Leben gekommen. Wie das Pressezentrum der Volksverteidigungskräfte (HPG) mitteilt, haben die Kämpfer:innen am Girê Cehennem zwei Monate lang Widerstand gegen die türkische Invasion geleistet. Die türkischen Invasionstruppen setzten Hunderte Male Chemiewaffen, Bomben von unkonventionell hoher Schlagkraft, Sprengstoff, Kampfjets und Hubschrauber ein, um den Widerstand der Guerilla zu brechen.

„Unsere Kommandant:innen und Weggefährt:innen Zinar, Destan, Diyana, Hebûn und Serdem haben ihre Herzen und Körper gegen den Feind eingesetzt und keine Kompromisse gemacht. Damit sind sie zu Symbolen der revolutionären Offensive Bazên Zagrosê [Falken vom Zagros] geworden. Ihr Kampf und die dabei gewonnenen Erfahrungswerte sind eine Anleitung für alle Genossinnen und Genossen und haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der Widerstand auch heute noch weitergeht“, erklären die HPG und sprechen den Angehörigen der Gefallenen und dem Volk Kurdistans ihr Mitgefühl aus.

                           

Codename: Zinar Gulcan Amanos
Vor- und Nachname: Zinar Xelîl Osman
Geburtsort: Girkê Legê
Namen von Mutter und Vater: Refika – Xelîl
Todestag und -ort: Juni 2022 / Zap

 

Codename: Destan Tendurek
Vor- und Nachname: Semra Kalın
Geburtsort: Agirî
Namen von Mutter und Vater: Münire – Galip
Todestag und -ort: Juni 2022 / Zap

 

Codename: Diyana Norşîn
Vor- und Nachname: Zehra Yeşiltepe
Geburtsort: Bedlîs
Namen von Mutter und Vater: Ferziye – Durmuş
Todestag und -ort: Juni 2022 / Zap

 

Codename: Hebûn Dîrok
Vor- und Nachname: Ahmet Akın
Geburtsort: Mêrdîn
Namen von Mutter und Vater: Halise – Hıdır
Todestag und -ort: Juni 2022 / Zap

 

Codename: Serdem Şoreş
Vor- und Nachname: Mehmet Şenol İnci
Geburtsort: Amed
Namen von Mutter und Vater: Süreyya – Mehmet Sıdık
Todestag und -ort: Juni 2022 / Zap

 

Zinar Gulcan Amanos

 

Zinar Gulcan Amanos ist in Girkê Legê in Rojava geboren. Seine Familie stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe und er beteiligte sich als Heranwachsender an der Jugendarbeit in Damaskus. In dieser Zeit wurde er vom syrischen Regime verhaftet und war ungefähr drei Monate im Gefängnis. Nach seiner Entlassung kehrte er zurück nach Rojava und nahm am Aufbau der revolutionären Strukturen teil. Er trat den Verteidigungskräften bei und kämpfte gegen islamistischen Organisationen wie al-Nusra und IS. Mit seinem Mut, seinen taktischen Fähigkeiten und seiner praktischen Intelligenz war er dabei sehr erfolgreich. Er wurde jedoch mehrfach im Kampf verletzt. 2012 traf ihn eine Kugel, 2013 wurde er in Serêkaniyê an Kopf und Körper von Granatsplittern verwundet, 2014 erlitt er in Cezaa eine Schusswunde am Fuß, im selben Jahr wurde er in Şengal am Bein und am Rücken verletzt, 2016 in Hol an beiden Füßen und an der Brust. Trotz der teilweise sehr schweren Verletzungen bewahrte er sein widerständiges Wesen und seinen Kampfgeist und ging jedes Mal nach der Genesung zurück an die Front. Er betrachtete jede Verwundung als Lektion und nutzte sie als Erfahrung für den weiteren Kampf. „Heval Zinar machte aus nichts ein Problem und überwand alle Schwierigkeiten. Er gab nie auf und fand immer Auswege. Damit war er ein beispielhafter Vertreter der apoistischen Militanz“, schreiben die HPG über Zinar Gulcan Amanos.

Aus Nordsyrien ging er schließlich in die Berge und schloss sich der Guerilla an. Obwohl er bereits große Kampferfahrung besaß und im Krieg gegen die Islamisten Kommandant gewesen war, nahm er in den Bergen an einer Grundausbildung teil, um die Prinzipien des Guerillakampfes zu erlernen. Er bezeichnete das Leben in den Bergen Kurdistans als eine Neugeburt und ein unbeschreibliches Glück für sich. In Garê und im Zap übernahm er Verantwortung bei der Errichtung von Verteidigungsanlagen und für mobile Einheiten. Nach einer Fortbildung an der nach Mahsum Korkmaz benannten Militärakademie ging er ins Kriegsgebiet und wurde 2020 erneut bei einem feindlichen Angriff verwundet. Nach seiner Genesung kämpfte er mit revolutionärer Überzeugung weiter und wurde zu einem der Kommandanten der Bazên-Zagrosê-Offensive gegen die türkische Besatzung.

Destan Tendurek

 

Destan Tendurek ist in Agirî-Patnos zur Welt gekommen und in einem der kurdischen Befreiungsbewegung nahestehenden Umfeld aufgewachsen. Einer ihrer Onkel kam im Befreiungskampf ums Leben. Destan empfand als Jugendliche große Sympathie für die Guerilla. Die Folter politischer Gefangener und die Unterdrückung des kurdischen Volkes erfüllten sie mit Wut und sie erlebte bereits als Kind mit, wie Menschen von Vertretern des türkischen Staats misshandelt wurden. Daher war es für sie selbstverständlich, sich am Freiheitskampf zu beteiligen. Sie engagierte sich in der Jugendbewegung und legte den Schwerpunkt auf die Arbeit mit Frauen, denen sie ein Bewusstsein vermitteln und die sie für den Kampf um Freiheit motivieren wollte. Dafür bildete sie sich selbst ständig weiter und teilte ihr Wissen mit ihrem Umfeld. Schließlich ging sie in der Region Serhed in die Berge und wurde Guerillakämpferin. Aus Nordkurdistan ging sie in die Medya-Verteidigungsgebiete und bekam eine Grundausbildung in Avaşîn. Als der IS Kurdistan angriff, war sie eine der Kurdinnen, die sich den Islamisten mit großem Mut entgegenstellten und die Bevölkerung verteidigten. Nach Vollendung ihrer Aufgabe kehrte sie zurück in die Berge und kämpfte im Zagros gegen die türkische Besatzung. Aufgrund ihrer gewonnenen Kampferfahrung übernahm sie die Aufgabe einer Kommandantin. Zuletzt kämpfte sie in beweglichen Einheiten und in den unterirdischen Verteidigungsanlagen im Zap gegen die türkische Invasion.

Diyana Norşîn

 

Diyana Norşîn ist in Bedlîs-Norşîn auf die Welt gekommen. Ihre Familie gehörte zum Stamm der Mûtki und stand der kurdischen Befreiungsbewegung nahe. Diyana wuchs unter dem Eindruck des Staatsterrors gegen das kurdische Volk auf. Gleichzeitig wurden ihr als junger Frau die Widersprüche in der eigenen Gesellschaft bewusst. Als der IS 2014 Şengal überfiel und einen Genozid und Femizid an den Ezid:innen beging, entschied sich Diyana zum bewaffneten Kampf. Dass sie als Kind ein Auge bei einem Unfall verloren hatte, hielt sie nicht davon ab, sich in Garzan der Guerilla anzuschließen. Ihr erstes Praxisgebiet war die Zap-Region, wo sie die Grundsätze des Guerillalebens und militärische Regeln lernte und sich gleichzeitig mit der Frauenbefreiungsideologie und den Vorstellungen Abdullah Öcalans auseinandersetzte. Destan war drei Jahre im Zap und zwei Jahre in Xakurke. Sie nahm am praktischen Kampf teil und gewann dabei große Erfahrung. Jeder Schlag gegen die türkischen Besatzer war für sie eine Racheaktion für die kurdischen Frauen. Sie übernahm das Kommando über eine Einheit und absolvierte eine militärische Fachausbildung, aus der sie als kompetente Kommandantin der YJA Star hervorging. Danach ging sie wieder in den Zap, um die erlernten Taktiken des modernen Guerillakampfes umzusetzen. Sie war eine der mutigen Kämpfer:innen, die tagelang Widerstand gegen die türkischen Chemiewaffenangriffe am Girê Cehennem leisteten.

Hebûn Dîrok

 

Hebûn Dîrok ist in Omeryan in Mêrdîn auf die Welt gekommen. Aus seiner Familie und seinem sozialen Umfeld schlossen sich viele Menschen der Befreiungsbewegung an, einige kamen dabei ums Leben. Hebûn wuchs in einer entsprechenden Atmosphäre auf und lehnte die kapitalistische Moderne und die Ungleichheit in einer Klassengesellschaft ab. Er wollte sich für ein freies, gleiches und menschenwürdiges Leben aller einsetzen. Die brutalen Angriffe des türkischen Staats insbesondere auf nordkurdische Städte in den Jahren 2015/2016 waren für ihn der Anstoß, sich dem Kampf anzuschließen. Er ging 2016 zur Guerilla und machte eine Grundausbildung in Gare, wo er die nächsten zwei Jahre blieb. Danach ging er in die Zap-Region und beteiligte sich vorbehaltlos an der Praxis. Er bildete sich ideologisch und militärisch weiter und entwickelte sich zu einem geschätzten Kommandanten, der im Widerstand gegen die türkische Invasion eine führende Rolle einnahm.

Serdem Şoreş

Serdem Şoreş ist als Sohn patriotischer Eltern in Amed auf die Welt gekommen. Er kannte die kurdische Befreiungsbewegung bereits als Kind und wuchs in einer politischen Atmosphäre auf. Der türkische Staatsterror gehörte zu seinem Alltag und er beteiligte sich zunächst an den Volksaufständen (ku. Serhildan) und später an der organisierten politischen Arbeit in der Jugendbewegung. Aufgrund seiner Arbeit wurde er verhaftet und war insgesamt fünf Jahre im Gefängnis. Während seiner Gefangenschaft bildete er sich weiter und setzte sein gesellschaftliches Engagement nach seiner Entlassung entschlossen fort. Danach wurde er in den YPS aktiv. 2020 ging er in die Berge und wurde Guerillakämpfer. Nach der Grundausbildung ging er in die Zap-Region. Im selben Jahr kam seine Nichte Delîla Argeş (Pelda İnci) im Kampf in Gabar ums Leben, seine Cousine Berivan İnci war bereits 2013 in Rojava gefallen. Obwohl Serdem noch keine Kampferfahrung hatte, beteiligte er sich mit großer Entschlossenheit am Widerstand und unterstützte seine Weggefährt:innen mit seiner organisatorischen Erfahrung. Zuletzt kämpfte er am Girê Cehennem.