Beileidsbesuche bei Familien getöteter Journalist:innen

Nach dem tödlichen Drohnenangriff auf die kurdischen Journalist:innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin werden Proteste in der Türkei brutal unterdrückt, über hundert Menschen wurden festgenommen. Selbst Beileidsbekundungen sollen verhindert werden.

Proteste werden in der Türkei unterdrückt

In der Türkei werden Proteste gegen den tödlichen Drohnenangriff auf kurdische Journalist:innen in Syrien brutal unterdrückt. In Istanbul und Wan sind in den vergangenen beiden Tagen über hundert Menschen auf der Straße festgenommen worden, darunter auch Dutzende Journalist:innen. Selbst Beileidsbesuche bei den in Nordkurdistan lebenden Familien von Nazım Daştan und Cihan Bilgin sollen verhindert werden, die Umgebung ihrer Häuser in den Provinzen Agirî und Mêrdîn wird von der Polizei belagert. Der Besucherstrom reißt trotzdem nicht ab.

Journalist:innen besuchen Familie von Nazım Daştan in Giyadîn

Gezielte Tötung von Journalist:innen

Nazım Daştan und Cihan Bilgin sind am 19. Dezember durch einen türkischen Drohnenangriff in Nordostsyrien ums Leben gekommen. Die Journalist:innen arbeiteten seit vielen Jahren für kurdische Medien und berichteten zuletzt von der Front am Euphrat über die Angriffe der türkischen Armee und der Dschihadistenmiliz SNA auf die selbstverwaltete Region Nord- und Ostsyrien. Die kurdische freie Presse geht von einer gezielten Tötung aus, mit der die Türkei die Berichterstattung über ihr Vorgehen in Syrien verhindern will. Gezielte Angriffe auf Journalist:innen und Zivilist:innen in Konfliktgebieten sind Kriegsverbrechen.

Der Kampf um die Wahrheit wird immer weitergehen“

Aktivistinnen der Bewegung freier Frauen (TJA) gingen heute geschlossen zu dem Trauerhaus, in dem die Familie von Cihan Bilgin in Midyad Kondolenzbesuche empfängt. Die Frauen trugen Bilder der getöteten Journalist:innen in den Händen und wurden auf dem Weg von der Polizei gestoppt. Nach längeren Protesten gegen die Polizeiblockade konnten die Frauen sich durchsetzen und weitergehen. Unterdessen wurde die JinNews-Korrespondentin Öznur Değer von einem Polizisten mit einem sexistischen Ausdruck beschimpft.

Vor dem Trauerhaus wurden die Frauen von den Anwesenden mit der Parole „Şehîd namirin” (Die Gefallenen sind unsterblich) begrüßt. Die DEM-Abgeordnete Saliha Aydeniz sprach der Familie im Namen der kurdischen Frauenbewegung ihr Mitgefühl aus und sagte: „Der Kampf um die Wahrheit wird immer weitergehen.“

Fotos © MA