Şengal verteidigen, bedeutet Rojava zu verteidigen

Die YPJ-Mitglieder Gilîdax Kobanê und Amara Serêkaniyê haben 2014 in Şengal gegen den IS gekämpft. Für sie ist die Verteidigung der Ezid:innen gleichbedeutend mit der Verteidigung von Rojava und sie wollen Şengal gegen weitere Angriffe verteidigen.

Die YPJ ist bereit, erneut Schulter und Schulter mit den Ezid:innen zu kämpfen, wenn es zu einem Angriff auf Şengal kommen sollte. Das erklären eine Kommandantin und eine Kämpferin der Frauenverteidigungseinheiten, die das ezidische Siedlungsgebiet in Südkurdistan bereits 2014 gegen den IS verteidigt haben. Die YPJ und YPG hatten damals einen Fluchtkorridor von Şengal nach Rojava freigekämpft und damit Hunderttausenden Menschen das Leben gerettet.

Die YPJ-Kommandantin Gilîdax Kobanê erinnert daran, dass die in Südkurdistan dominierende PDK im August 2014 ihre Truppen zurückgezogen und das ezidische Volk einem Massaker ausgesetzt hat. „Der IS hat ein sehr grausames Massaker in Şengal begangen. Die HPG und YJA Star sind dem ezidischen Volk aus den Bergen zur Hilfe geeilt, wir sind als YPJ und YPG aus Rojava gekommen. Als wir in Şengal ankamen, haben wir gesehen, dass der Angriff darauf ausgerichtet war, ein Volk von der Wurzel her zu vernichten. Die heutigen Bestrebungen der PDK sind ähnlich. So wie wir die Ezid:innen 2014 gegen den IS verteidigt haben, werden wir Şengal auch heute vor den Angriffen der PDK schützen.“

 

Gilîdax Kobanê erzählt von der damaligen Zeit und weist auf die Verbindung hin, die zwischen der Bevölkerung von Şengal und den Kämpfer:innen entstanden ist: „Wir waren in einem Haus untergebracht, in dem ein Bild von Abdullah Öcalan an der Wand hing. Es kamen zwei ezidische Jugendliche, die vor dem Massaker gerettet wurden. Als sie das Bild von Öcalan sahen, neigten sie ihre Köpfe zum Gruß. Ich sah, dass sie Tränen in den Augen hatten. Sie setzten sich zu uns und sagten, dass es Abdullah Öcalan gewesen ist, der sie gerettet hat. Sie verhielten sich sehr respektvoll Öcalan und uns gegenüber, die wir ihnen zur Hilfe geeilt waren. Auch heute noch stehen sie hinter uns. Während der Offensive zur Befreiung von Raqqa sind sie nach Rojava gekommen. Die Kämpferinnen und Kämpfer der YBŞ und YJŞ haben Schulter an Schulter mit uns in gegen den IS in Raqqa gekämpft. Die Bevölkerung von Şengal weiß, dass wir sie auch heute nicht allein lassen werden, wenn es zu einem Angriff der PDK kommen sollte. Wir werden uns an der Verteidigung von Şengal beteiligen und den Verrat am kurdischen Volk scheitern lassen.“

Teil des geplanten Genozids am kurdischen Volk

Gilîdax Kobanê sagt, dass die PDK die Selbstverwaltung und Selbstverteidigung der Menschen in Şengal brechen will. Die PDK agiert im Bündnis mit dem türkischen Staat und hat mit der irakischen Regierung in Bagdad ein Abkommen geschlossen, das sich gegen die Selbstbestimmung der Bevölkerung von Şengal richtet. Der Druck, den die PDK heute in Şengal für die Umsetzung des Abkommens ausübt, ist laut Gilîdax Kobanê Bestandteil des geplanten Genozids am kurdischen Volk.

Für die YPJ sei Şengal ein sowohl heiliges als auch strategisch wichtiges Gebiet, betont die Kommandantin: „Şengal hat für Rojava eine strategische Bedeutung. Şengal zu verteidigen, bedeutet, sowohl die Ezid:innen zu verteidigen, die 73 Ferman erlebt haben, als auch Rojava zu verteidigen. Als YPJ-Kämpferin sage ich, dass wir nicht auf einen Einsatzbefehl warten. Sollte es zu einem Angriff kommen, werden wir nicht tatenlos zusehen. Das würde sich nicht mit dem Gewissen vereinbaren lassen. Wenn es notwendig ist, werden wir kämpfend nach Şengal kommen.“

Niemand kann uns aufhalten“

Auch Amara Serêkaniyê war 2014 dabei, als der Fluchtkorridor von Rojava nach Şengal freigekämpft wurde. Die YPJ-Kämpferin wurde in Şengal verwundet. Sie sagt, dass die PDK sowohl die kurdischen Verteidigungskräfte HPG als auch die Ezid:innen in Şengal angreift. Diese Angriffe wertet sie als Teil des internationalen Komplotts gegen die kurdische Befreiungsbewegung: „Die internationalen Mächte haben beschlossen, die Kurden in Kurdistan verlieren zu lassen.“ Das Şengal-Abkommen sei Teil dieses Plans, an dem sich die vom Barzanî-Clan dominierte PDK als Freiwillige beteilige.

 

Amara Serêkaniyê erinnert daran, dass die PDK 2014 mit ihrem Rückzugsbefehl an die 12.000 Peschmerga die Ezid:innen in Şengal einem Genozid ausgeliefert hat. Dem IS seien damals sogar Waffen überlassen worden. Sie berichtet von den Geschehnissen im August 2014: „Als YPG und YPJ haben wir einen Korridor freigekämpft und sind nach Şengal gekommen. Es war eine brutale und grausame Situation. Der IS hatte die Leichen der Ezid:innen zerfetzt, sie lagen überall herum. Viele Frauen haben sich von Felsen herabgestürzt, um nicht in die Hände des IS zu fallen. Es war ein sehr schmerzvoller Anblick. Als wir diese Bilder sahen, konnte uns nichts mehr aufhalten. Das ist auch heute noch so. Sollte es zu irgendeinem Angriff auf Şengal kommen, kann uns nichts aufhalten. Im Moment wird der 74. Ferman vorbereitet. Als YPJ-Kämpferin sage ich: Wenn es zum Angriff kommt, werde ich als Fedai kämpfen.“