Şengal-Rat ruft ezidische Vertriebene zur Rückkehr auf

Der Demokratische Autonomierat Şengal ruft die vertriebenen Ezidinnen und Eziden auf, in ihre Heimat zurückzukehren.

Am Sonntag fand das erste Treffen des Demokratischen Autonomierats Şengal (MXDŞ) unter Beteiligung des neuen Vorstands statt, der beim vierten Kongress im vergangenen Juli gewählt wurde. An der Zusammenkunft nahmen auch die Ko-Vorsitzenden der Regionalräte teil. Die Versammlung begann mit einer Schweigeminute für alle Gefallenen von Êzîdxan. Anschließend wurde der Bericht des Vorstandsausschusses vorgetragen.

Menschen vertrauen irakischer Regierung nicht mehr“

Der Ko-Vorsitzende des MXDŞ, Merwan Bedel, wies auf die Krise im Irak hin und sagte: „Im Irak herrscht eine politische und soziale Krise. Die Regierung schlägt den Menschen einen Weg vor, das Problem zu lösen, aber er wird von den Menschen nicht akzeptiert. Die Menschen vertrauen der derzeitigen Regierung nicht mehr.“

PDK hat Ezid:innen nur für eigene Interessen benutzt“

Zu den Annexionsbestrebungen der PDK gegenüber der Şengal-Region erklärte der Politiker: „Die PDK hat Şengal von 2003 bis 2014 regiert und die Ezid:innen nur für ihre eigenen Interessen benutzt. Deshalb fanden die Massaker von Siba Şêx Xidir und Til Ezer statt.“ Am 14. August 2007 fand der bis heute folgenschwerste und opferreichste Terroranschlag in der Geschichte des Irak in den beiden ezidischen Dörfern Til Ezer und Siba Şêx Xidir statt. Durch vier von Attentätern des Terrornetzwerks Al-Qaida simultan verursachten Explosionen wurden 796 Menschen getötet und 1.562 weitere verletzt. Beide Dörfer wurden nahezu dem Erdboden gleichgemacht.

Sie haben Şengal die Sklaverei aufgezwungen“

Bedel weiter: „Sie haben den Menschen von Şengal keinen anderen Weg als die Sklaverei gelassen. Deshalb akzeptiert das ezidische Volk das Abkommen vom 9. Oktober nicht. Die PDK hat die Ezid:innen elf Jahre lang benutzt und anschließend dem IS übergeben. Deshalb akzeptieren wir ihre Herrschaft nicht.“ Die irakische Regierung und die PDK hatten am 9. Oktober 2020 mit der PDK ein Abkommen über Şengal unterzeichnet, in dem sie sich die Herrschaft über die selbstverwaltete Region aufteilen. Auf Wunsch des türkischen Staates und den USA wurden die Ezid:innen in dem Abkommen vollkommen übergangen. Der Hauptzweck dieses Abkommens ist die Zerstörung des Selbstverwaltungssystems, das die ezidische Gemeinschaft nach 74 Genoziden aufgebaut hat.

Wegen der PDK sind aus jedem Haushalt zehn Personen in die Hände des IS geraten“

Şêx Şemo vom Stamm Mala Zero erklärte auf der Sitzung: „Zehn Personen aus jedem ezidischen Haushalt sind wegen der PDK in die Hände des IS geraten. Deshalb akzeptieren wir die Präsenz der PDK in Şengal nicht. Auch wenn hundert Abgeordnete wie Mihemed Xelîl kommen, wir werden ihnen nicht erlauben, Şengal zu betreten.“

Wir grüßen den Widerstandskampf in den Bergen aus tiefstem Herzen“

Dayê Kinê vom Rat der Freiheitsbewegung der ezidischen Frauen (Tevgera Azadiya Jinên Êzidî, TAJÊ) bezog sich auf den Kampf um Şengal und sagte: „Überall auf der Welt werden die Frauenrechte verletzt. Aber demgegenüber steht der Frauenfreiheitskampf. Wir als Frauen von Şengal kämpfen für unsere Heimat, unsere Gefallenen und unseren Fortschritt. Wir grüßen den Widerstandskampf in den Bergen der Freiheit aus tiefstem Herzen.“

Die Veranstaltung schloss mit einem gemeinsamen Aufruf an die vertriebene ezidische Bevölkerung, in die Şengal-Region zurückzukehren.