Rückkehr aus Deutschland nach Şengal

Ednan Manî ist nach acht Jahren in Deutschland mit seiner Familie in seine Heimat Şengal in Südkurdistan zurückgekehrt. Der Ezide ist glücklich über diese Entscheidung und will sein Dorf Mamîsê wieder aufbauen.

Şengal hat einen Platz in den Herzen aller Ezidinnen und Eziden. Das Gebirge in der Region hat der ezidischen Gemeinschaft seit jeher Schutz geboten. In allen Wadis hat das ezidische Volk Häuser errichtet. Früher gab es hier Hunderte Dörfer, aber in der Zeit von Saddam Hussein ist die Verbindung der Bevölkerung zu den Bergen abgebrochen. Die Menschen mussten sich in den Dörfern und Städten in der Ebene niederlassen. Eines dieser verlassenen Bergdörfer ist Mamîsê im Norden des Kersê-Wadis.

Wie die meisten Menschen wussten wir nichts von der Existenz dieses Dorfes. Auf dem Weg zu den Ausläufern des Gebirges fiel uns jedoch eine Gruppe Arbeiter auf. Sie bauten eine Straße zu diesem uns unbekannten Dorf.

In Mamîsê soll es vor Jahren zwanzig oder dreißig Häuser gegeben haben. Das Dorf liegt zwischen drei Bergen. Früher war alles voller Bäume: Feigen, Kirschen, Granatapfel, Walnüsse, Maulbeeren. Die Dorfbewohner:innen haben vom Ertrag dieser Bäume gelebt. Etwas außerhalb des Dorfes haben sie einen Brunnen gegraben, den sie Guharê genannt haben. Der Brunnen liefert immer noch frisches Wasser.

Bis vor einem Jahr standen in Mamîsê nur noch Ruinen. Dann haben die Enkel:innen der damaligen Bevölkerung mit dem Wiederaufbau begonnen. Einer von ihnen ist Ednan Manî, der aufgrund der ständigen Bedrohung der ezidischen Gemeinschaft ins Ausland gegangen ist. Dort hat ihn das Heimweh nie losgelassen. Nach acht Jahren in Deutschland ist er mit seiner Familie nach Şengal zurückgekehrt.

„Mir war klar, dass der Boden anderer uns niemals zur Heimat werden kann. Wir können nur auf unserem eigenen Land frei leben“, sagt Manî. Er lebt jetzt in der Ortschaft Sînunê in der Şengal-Region, aber sein Ziel ist es, sich eine Lebensgrundlage in Mamîsê aufzubauen. Um nicht ganz allein dort zu sein, bemüht er sich um die Rückkehr weiterer Menschen in das Dorf. „Ich habe jahrelang im Ausland gelebt, aber das war nichts für mich. Als ich erfuhr, dass wir noch Land in Mamîsê besitzen, bin ich mit meiner Familie zurückgekehrt. Wir sind seit einem Jahr wieder hier und darüber bin ich sehr glücklich, denn ich setze mich hier ein und vergieße Schweiß für mein eigenes Land. Jetzt pflanze ich Bäume in meinem Dorf. Auch einige Verwandte in Deutschland haben gesagt, dass sie zurückkommen wollen. Ich glaube, dass wir Mamîsê innerhalb der nächsten Jahre wieder aufbauen werden“, erklärt Manî.

Seinen Garten bewässert Ednan Manî jeden Tag zusammen mit seinem jüngsten Sohn Xeyrî. Xeyrî hat jahrelang im Ausland gelebt und seine Freunde musste er in Deutschland zurücklassen. Trotzdem ist er mit seinem neuen Leben zufrieden. Er wünscht sich, dass seine Freunde nachkommen.