Şengal-Rat: Der Widerstand geht weiter

Der Demokratische Autonomierat Şengal hat angekündigt, bis zur Anerkennung eines autonomen Status und der Selbstverwaltung der ezidischen Region den Widerstand gegen Interventionen von außen aufrechtzuerhalten.

Der Demokratische Autonomierat Şengal (Meclîsa Xweseriya Demokratîk a Şengalê, MXDŞ) hat angekündigt, bis zur Anerkennung eines autonomen Status und der Selbstverwaltung der ezidischen Region den Widerstand gegen Interventionen von außen aufrechtzuerhalten. „Der Kampf ist nicht vorbei, ehe unser Volk nicht frei leben und über seine Zukunft selbst entscheiden kann”, heißt es in einer Abschlusserklärung zur regulären Versammlung des MXDŞ am letzten Freitag. Die seit 138 Tagen andauernde Mahnwache vor dem Gebäude der lokalen Sicherheitskräfte Asayîşa Êzîdxanê hingegen wurde vorerst beendet. Das Zelt werde aber nicht abgebaut, da die Aktion möglicherweise wieder aufgenommen wird.

Kolonialistische Staaten lösen Kriege aus

Bei seinem Treffen hat sich der MXDŞ unter anderem mit Fragen zum raschen Wandel im Nahen und Mittleren Osten, regionalpolitischen Entwicklungen und dem zwischen der irakischen Zentralregierung und der südkurdischen Leitung ausgehandelten Abkommen über die Aufteilung der Herrschaft im ezidischen Hauptsiedlungsgebiet beschäftigt. Der Vordere Orient befinde sich als Aktionsgebiet der kapitalistischen Moderne und der Nationalstaaten in einer „instabilen Situation” mit ständig wechselnden Sicherheits-, unübersehbaren Macht- und Interessensverschiebungen. „Es sind diese kolonialistischen Staaten, die Kriege zugunsten ihrer Interessen im Nahen Osten auslösen und keine Schritte zum Wohle der Zivilbevölkerung unternehmen. Eine neue Besetzung der US-Regierung bedeutet nicht, dass sich ihre Strategie geändert hat”, heißt es in der Erklärung des MXDŞ.

Versammlung des MXDŞ

Jede staatliche Machtausübung muss durch das Volk legitimiert werden

Mit Blick auf das im Oktober zwischen Bagdad und Hewlêr (Erbil) auf der der USA und Türkei ohne Einbeziehung der ezidischen Selbstverwaltung ausgehandelte Abkommen weist das Gremium auf die Reaktionen der Bevölkerung hin: Die ezidische Gemeinschaft habe deutlich zu verstehen gegeben, dass bei Entscheidungen über Şengal der Wille und das Interesse der dort lebenden Bevölkerung bestimmend sein muss. Jede staatliche Machtausübung müsse durch das Volk legitimiert werden. Werden Belange der Eziden vollkommen ausgehebelt, gebe es Widerstand.

Empörung über Reinstallation von PDK-Herrschaft

Die Reinstallation der Herrschaft der PDK hat für die Region Şengal besondere Brisanz. Denn die mit der Türkei kollaborierende Regierungspartei der Barzanî-Familie hatte die Ezidinnen und Eziden im Sommer 2014 durch ihren fluchtartigen Rückzug dem Genozid des IS überlassen. Die Pläne, nun die schwer erkämpfte Selbstverteidigung der Region zu zerschlagen, stoßen daher auf größte Entrüstung.

Gemeinsamer Wille Basis für gesellschaftliche Allianz

„In dieser Hinsicht gab es vor allem Aufrufe, Aktionen und Demonstrationen von unseren Geistlichen, der Bevölkerung, des Autonomierats, allen Institutionen, Stammesführern, der arabischen Gemeinschaft und militärischen Kräften. Zusammengefasst können wir festhalten, dass jede Person die richtige Haltung angenommen hat. Dieser gemeinsame Wille ist für uns ein Grund zum Feiern. Wir sehen ihn als Grundlage für eine gesellschaftliche Allianz an.“