Eine Delegation aus dem irakischen Parlament, an der unter anderem Yusra Recep (Yousra Rajab), Abgeordnete der Fraktion Tevgera Nifşe Nû (Bewegung Neue Generation), teilnahm, besuchte die Mahnwache gegen die Auflösung der Sicherheitskräfte der Selbstverwaltung von Şengal, Asayîşa Êzidîxanê, und das zwischen der südkurdischen PDK und irakischer Regierung geschlossene Abkommen über die de facto Auflösung der Autonomie der Region. Die seit vier Monaten andauernde Mahnwache wird von der Zivilgesellschaft der Region Şengal betreut. Im Moment stellt die Befreiungsbewegung ezidischer Frauen (Tevgera Azadiya Jinên Êzidî, TAJÊ) die Organisation des Protests.
„Forderungen legitim und angemessen“
Gegenüber ANF fordert Recep die umgehende Erfüllung der Forderungen der Protestierenden und kritisiert, dass bisher kein irakischer Regierungsvertreter den Protest besucht habe. „Diese Menschen fordern ihre legitimen Rechte”, betont sie. „Eine weitere Forderung der Bevölkerung ist, dass sie nicht wollen, dass die Kräfte, die sie an jenem schwierigen Tag im Stich gelassen haben, nach Şengal zurückkehren. Es ist ihr Recht, dies zu fordern. Denn die Bevölkerung hat keinerlei Vertrauen mehr in diese Kräfte.
„Forderungen stehen im Einklang mit irakischem Recht“
Das Volk will demokratische Autonomie und einen Status für Şengal. Diese Forderungen stehen auch im Einklang mit dem irakischen Recht. Die Einwohner von Şengal sind auch irakische Staatsbürger. Die irakische Verfassung erlaubt es jedem, mit seiner Religion, Identität und Sprache zu leben. Deshalb sind die Forderungen der Aktivistinnen und Aktivisten legitim. Ich unterstütze sie und halte alle ihre Forderungen für angemessen. Es ist ihr Recht, eine eigene Verteidigungskraft zu haben. Denn keine Kraft kann sie besser schützen als ihre eigenen Verteidigungskräfte.“
Recep fordert Gelder zum Wiederaufbau der Şengalregion und schließt mit den Worten: „Wir müssen entschlossener sein um sicherzustellen, dass ausländische Kräfte keinen Einfluss auf den irakischen Staat haben. Wir müssen alle unsere Probleme intern bewältigen. Die entschlossene Haltung und der Widerstand des ezidischen Volkes haben alle Pläne der internationalen Mächte über die Şengal-Region scheitern lassen. Wir werden bis zum Ende an der Seite der Menschen in Şengal stehen.“
Emşe Şengalî von der Frauenbewegung TAJÊ begrüßt den Besuch der Delegation und die Möglichkeit, die Forderungen der Bevölkerung von Şengal vorbringen zu können. Sie fordert: „Die Şengal-Widerstandseinheiten (YBŞ) und die Fraueneinheiten von Şengal (YJŞ) sowie der Asayîş müssen von der irakischen Regierung anerkannt werden. Diese Kräfte bestehen aus den Kindern dieses Landes, aus unseren Kindern. Sie sollen uns lassen, wir schützen uns selbst. Wo waren die irakischen Streitkräfte, als Tausende Frauen und Kinder vom IS entführt wurden? Die irakischen Streitkräfte, die nach Şengal kommen wollen, haben damals nichts für uns getan. Jetzt greifen sie uns sogar an. Wir haben das Recht, uns selbst zu schützen und uns wie alle anderen zu verteidigen. Wir glauben nicht, dass uns eine Macht von außen schützen wird. Wir haben hier YBŞ, YJŞ und das Êzidxan Asayîş. Unser einziger Wunsch ist, dass unsere Forderungen anerkannt werden.“