Im ezidischen Siedlungsgebiet Şengal wird weiter gegen die Auflösung der selbstverwalteten Strukturen in der Region protestiert. Den 38. Tag in Folge haben sich Menschen zu der Mahnwache vor dem Gebäude des Asayîşa Êzîdxanê versammelt, um die lokalen Sicherheitskräfte zu verteidigen.
Die südkurdische PDK-Regierung hatte am 9. Oktober vergangenen Jahres über die Autonomieverwaltung hinweg ein Abkommen mit der irakischen Regierung geschlossen, um ihre Herrschaft in der Region zu reinstallieren. Teil des Abkommens ist die Schließung der Selbstverteidigungs- und Sicherheitskräfte der Region.
Viele Menschen aus Şengal sind nicht bereit, den Angriff auf ihre Strukturen hinzunehmen, die unter dem Eindruck des Genozids der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) im August 2014 gegründet wurden. So beteiligen sich die verschiedensten Gruppen an dem Sit-In am Asayîşa Êzîdxanê. Jeden Tag lösen sich neue Delegationen von Initiativen und Räten unter der Parole „Das Asayîş sind wir alle“ ab. Die Mahnwache bekommt großen Zuspruch aus der Bevölkerung. Bisher hat sich die irakische Regierung nicht zu praktischen Schritten gegen die Sicherheitskräfte hinreißen lassen, jedoch den Beschluss über die Auflösung auch nicht zurückgenommen.
Xidir Hemo, ein Mitglied des Rates von Gefallenen-Familien, begründete seine Teilnahme an der Mahnwache damit, dass die Sicherheitskräfte der Region die Existenz der ezidischen Gemeinschaft garantieren und für den politischen Willen der Menschen stehen. „Die Aktion hier und das ‚Zelt der Würde‘ sind für uns Eziden von existenzieller Bedeutung. Als Vater eines Gefallenen rufe ich mein Volk auf, an der Verteidigung unserer Errungenschaften teilzunehmen“, so Hemo.
Empörung über Reinstallation von PDK-Herrschaft
Die Reinstallation der Herrschaft der PDK hat für die Region Şengal besondere Brisanz. Denn die mit der Türkei kollaborierende Regierungspartei der Barzanî-Familie hatte die Ezidinnen und Eziden im Sommer 2014 durch ihren fluchtartigen Rückzug dem Genozid des IS überlassen. Die Pläne, nun die schwer erkämpfte Selbstverteidigung der Region zu zerschlagen, stoßen daher auf größte Entrüstung.