Die unter der Losung „Für die Freiheit nach Amara“ von einem Bündnis zivilgesellschaftlicher Organisationen und der kurdischen Gefangenensolidarität angekündigte Fahrt an den Geburtsort von Abdullah Öcalan anlässlich des Geburtstags des PKK-Begründers konnte nicht wie geplant stattfinden. Die türkische Armee blockierte alle Zufahrtswege zu dem Dorf im Landkreis Xelfetî (tr. Halfeti) und stoppte den Verkehr rund um Amara – auf Anweisung des örtlichen Gouverneursamts. Zelebriert wurde der 74. Geburtstag des Vordenkers der kurdischen Befreiungsbewegung trotzdem. Die Feiergesellschaft riegelte kurzerhand die Verbindungsstraße zwischen Riha (Urfa) und Dîlok (Antep) ab und stimmte zu kurdischen Klängen und Liedern ausgelassene Tanzrunden an.
Der Geburtstag Öcalans wird seit jeher vom kurdischen Volk und vielen Menschen, die seine freiheitliche, basisdemokratische und frauenbefreiende Ideologie unterstützen, als Tag des Feierns und des Protests gelebt. In Nordkurdistan wird aus diesem Anlass eine kollektive Fahrt in sein Geburtsdorf Amara organisiert. Dahinter stecken auch in diesem Jahr wieder die Föderation der Solidaritätsvereine der Familien von Gefangenen (MED TUHAD FED) sowie Gruppen wie die Graswurzelbewegung KCD, die Bewegung Freier Frauen (TJA), die Vereinigung der Rechtsanwält:innen für die Freiheit (ÖHD) und die Parteien HDP und DBP. Sie begehen den 4. April als „Symbol des Friedens gegen den Krieg, der Freiheit gegen die Gefangenschaft und der Gleichheit gegen die Unterdrückung“ und setzen sich dafür ein, die seit inzwischen 24 Jahren andauernde politische Geiselhaft Öcalans zu durchbrechen und seine Beteiligung an einem Prozess für eine demokratische und friedliche Lösung der Kurdistan-Frage zu forcieren.
„Wir begreifen den 4. April als einen historischen Tag für die Kurdinnen und Kurden. Er gilt uns nicht lediglich als Geburtstag von Abdullah Öcalan, sondern als Tag der Wiedergeburt eines Volkes“, sagte die DBP-Vorsitzende Saliha Aydeniz bei einer Auftaktkundgebung im Vorfeld der Fahrt nach Amara. Mit dem 24. Juli nähere man sich nun aber auch einem weiteren bedeutsamen Datum: „An diesem Tag vor hundert Jahren wurde mit dem Vertrag von Lausanne die Vierteilung Kurdistans festgelegt. Damit wurde auch der Versuch unternommen, ein ganzes Volk seiner Identität zu berauben. Abdullah Öcalan ist der Begründer eines Widerstands, dem wir es zu verdanken haben, dass unsere Gesellschaft, unsere Kultur und unsere Sprache nicht in den Tiefen der Geschichte untergegangen sind. Er hat einen Weg geebnet, der es dem kurdischen Volk ermöglicht, gegen Assimilation, Unterdrückung und Kolonialisierung vorzugehen. Es ist ein Weg, der uns zu einem würdevollen Frieden und der Demokratisierung dieses Landes führt. Man muss nur gewillt sein, ihn zu gehen, statt ihn zu blockieren.“