Die Bewegung für demokratische Kultur und Kunst (Tevgera Çand û Hunerê ya Demokratîk) hat mit einer schriftlichen Erklärung Ömer Bağcı (Nom de Guerre: Mazdek Ararat), Kämpfer der Volksverteidigungseinheiten (Yekîneyên Parastina Gel, YPG), gedacht. Bağcı war am vergangenen Freitag bei einem Verkehrsunfall in der nordsyrischen Stadt Kobanê tödlich verunglückt und am Tag darauf von Tausenden Menschen auf seine letzte Reise auf den Gefallenenfriedhof Şehîd Dîcle begleitet worden. Bei der Bevölkerung war Ömer Bağcı bekannt als „Held des Kinos“ und gehörte zu den Mitbegründern der Filmkommune Rojava. Die Filmkommune wurde 2015 in Kobanê gegründet und bildet seitdem Drehbuchautor*innen, Regisseur*innen und Filmemacher*innen aus. Ihr Ziel ist es, dem elitären Kino ein populäres Kino entgegenzusetzen, in dem sich die Menschen einander ihre Geschichten erzählen können. Neben dem kulturellen Austausch liegt ein weiterer Fokus auf der Perspektive der Frauen und der Unterdrückten. Kurdisch, das jahrzehntelang in Syrien verboten war, wurde erstmalig zur Kinosprache.
„Tief erschüttert nehmen wir Kenntnis vom Tod unseres Genossen Mazdek, war er doch ein Vorbild für uns alle. Als eine herausragende Figur der Revolution und seinem selbstlosen Einsatz, seiner Bescheidenheit und seiner Frohnatur wird unsere Verbundenheit stets seinem Weg gelten.
Heval Mazdek war nicht ‚nur‘ ein Filmemacher, auch wenn er bekannt für sein Engagement für ein revolutionäres Kino war. Wenn nötig, war er in Kobanê Kämpfer, Lehrer in der Kunstakademie, Darsteller am Filmset, ein Veteran, der die Herzen der Menschen in Rojava eroberte, und ein Guerillakämpfer in den Bergen Kurdistans. Seine Worte ‚das Richtige ist, den Weg zu gehen‘ sind nicht nur für uns bedeutend. Denn stehen zu bleiben, während es Unrecht und Grausamkeiten gibt, ist wahrhaftig die falsche Entscheidung.
Heval Mazdek folgte den Spuren von Halil Dağ (Journalist, Buchautor und Filmemacher, gefallen am 1. April 2008 bei Zusammenstößen mit dem türkischen Militär in Şirnex, Anm. d. Red.) und ebnete uns damit den richtigen Weg, der zu beschreiten ist. Seit Beginn der Revolution von Rojava beteiligte er sich an einer Vielzahl von Projekten, trug zur Ausbildung und Förderung hunderter junger Filmemacher*innen bei, gründete mit anderen die Filmkommune Rojava und war Mitglied von Sine Çiya, dem Filmteam von Halil Dağ. Das von Mazdek Ararat und den gefallenen Künstler*innen Yekta, Hêvî, Zerdeşt, Delîla und all den anderen an uns übergebene Erbe erleuchtet uns als TEV-ÇAND unseren Weg.
Mit der Teilnahme unseres Freundes Mazdek an der Karawane der Gefallenen ist unser Anspruch an eine kulturelle und künstlerische Revolution in Kurdistan gestiegen. Denn wenn die Gefallenen gehen, überlassen sie uns ihre unvollendeten Träume und Ideale. Als ihre wahrhaftigen Gefährten ist es unsere Pflicht, ihre Träume zu verwirklichen. An dieser Stelle geben wir unser Wort darauf, ohne zu zögern ihren Weg zu beschreiten.
Wie unser Freund Mazdek stets zu sagen pflegte; den Weg gehen, ihn beschreiten für die Freiheit und Menschheit, für das Schöne und Gute im Leben und für Gerechtigkeit - das ist unser Anliegen. Und die Gefallenen sind unsere Wegbereiter. In diesem Sinne gedenken wir Mazdek Ararat mit größtem Respekt und tiefer Dankbarkeit und sprechen seiner Familie und dem Volk Kurdistans unser aufrichtiges Beileid aus.“