Film-Kommune von Rojava: Alternative zum elitären Kino

Alberto Garcia ist Mitglied der Film-Kommune von Rojava. García erklärt, Ziel sei es entgegen dem „elitären Kino ein populäres Kino, in dem sich die Menschen aus den verschiedenen Regionen ihre Geschichte einander erzählen“ zu schaffen.

Zuletzt hatte die Film-Kommune von Rojava das siebentägige Filmfestival Kobanê veranstaltet. Wir sprachen mit Alberto García von der Filmkommune über das Filmfestival und den Aufbau einer alternativen Form von Film und Kino. Kino hat in der Familiengeschichte Garcías Tradition. Bereits sein Vater nahm während der kubanischen Revolution am Aufbau der Cineastischen Akademie von Kuba teil. García erklärt, Ziel sei es entgegen dem „elitären Kino ein populäres Kino, in dem sich die Menschen aus den verschiedenen Regionen ihre Geschichte einander erzählen“ zu schaffen.

Es war logisch, das Festival in einer Stadt mit solcher symbolischen Bedeutung zu veranstalten“

García sagt, es sei logisch gewesen das Festival in einer Stadt mit solcher symbolischen Bedeutung wie Kobanê zu veranstalten. Zum Festival erzählt er: „Wir sind über den insgesamt erfolgreichen Ablauf des Festivals glücklich. Es ist sehr schön gewesen ein Festival in einer Stadt, die zum Symbol des Widerstands gegen den IS geworden ist und jetzt im Moment gegen die Angriffe der Türkei Widerstand leistet, in Kobanê dieses Fest zu veranstalten. Wir haben an vielen Orten Vorführungen durchgeführt. Sie fanden in Ayn Isa, Şehba, Şengal, Mexmûr und vielen verschiedenen Flüchtlingslagern statt.“

Was für ein Kino?

García fährt fort: „An den Vorführungen nahmen Junge, Alte, Männer und Frauen teil. Sie waren gut besucht und es gab überall ein großes Interesse. Es war ja auch unser Ziel, dass Kino nicht elitär sein soll und die Teilnahme ist ein Ausdruck dessen. Kino ist etwas aus dem Leben. Es macht das Leben zum Thema. Es sollte darauf fokussiert sein, den Menschen die Gelegenheit zu geben, sich einander und ihre Geschichten kennenzulernen und eine gute Zeit zu verbringen. In diesem Sinne war es ein sehr buntes Festival. Es gab sehr viele Filme und Dokumentationen aus verschiedenen Ländern auf der Welt zu verschiedenen Themen. Werke aus Mexiko, Ecuador, Brasilien, den Philippinen, Südafrika, Spanien, Frankreich, Russland, Marokko, Palästina und vielen anderen Länder gaben dem Festival ihre Note. Ich denke, es handelte sich auch um einen großen Erfahrungsaustausch.“

Behinderungen gegenüber den Regisseur*innen und der Jury an der Grenze

García wies auch darauf hin, dass viele Regisseur*innen und Jury-Mitglieder aufgrund des Embargos über Rojava und Nordsyrien nicht einreisen konnten. So berichtet er: „Auf dem Festival gab es manche technischen Probleme. So konnten viele Mitglieder unserer Jury und Regisseur*innen aufgrund der Schwierigkeiten in Südkurdistan nicht am Festival teilnehmen. Wir haben dann mit der Jury über die Filme per Internet kommuniziert. Denn jedes unserer Jury-Mitglieder kam aus einem anderen Land. Aus Kuba, Spanien, Frankreich, Island und Palästina. Aber ich denke es war dennoch ein wertvoller Erfahrungsaustausch.“

In den Fußstapfen des Vaters

Alberto García beschreibt die persönliche Bedeutung des Festivals für ihn: „Dieses Festival hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Ich bis sehr zufrieden hier ein Teil der Arbeiten zu sein. Denn mein Vater war Teil der Cineastischen Akademie von Kuba und er engagierte sich stark für das revolutionäre Kino. Er hat besonders viel für den kulturellen Austausch zwischen Spanien und Kuba geleistet. Ich bin heute sehr glücklich, dass ich mich hier im Kulturaustausch von Rojava mit Spanien und den anderen Ländern engagieren kann. Ich bin davon überzeugt, dass das Festival in den kommenden Jahren ein noch größeres Echo finden wird.“

60 Prozent der Filme waren Frauenfilme“

Savinaz Evdiko, ebenfalls Mitglied des Vorbereitungskomitees des Festivals, wies auf die vielen Filme von Regisseurinnen aus Frauenperspektive hin und sagte: „Beim Internationalen Filmfestival Kobanê fielen insbesondere die Frauenfilme auf. Sechzig Prozent der Filme waren Frauenfilme von Regisseurinnen. Es gab viele Frauenfilme aus verschiedenen Ländern. Das war für uns auch eine Erfahrung in Bezug auf Filme mit Frauenperspektive. Es hat uns geholfen, Wissen über die Frauenperspektiven an verschiedenen Orten der Welt zu erfahren.“

Eine wichtige Erfahrung

Evdiko weiter: „Innerhalb eines Monats erreichten uns 600 Filme verschiedener Genres und unterschiedlicher Thematik. Wir haben einen Schwerpunkt auf die Filme mit Frauenperspektive gelegt. Die haben wir vorgezogen. Es gibt sehr viele Frauenfilme aus Lateinamerika, Spanien, dem Libanon, Rojava, Südkurdistan und dem Iran. Das war eine gute Erfahrung. Innerhalb von sieben Tagen zeigten wir die Filme an verschiedenen Orten. Die Teilnahme war gut. Ich kann sagen, dass sich das Interesse in den kommenden Jahren noch verstärken wird.“