„Sisters in Arms“: Frauensolidarität und Geschichtsverfälschung

In Hamburg hat am Mittwoch die Deutschlandpremiere des Spielfilms „Sisters in Arms“ von Caroline Fourest stattgefunden. Neben wahren Begebenheiten wird darin die Geschichte des Kampfes kurdischer Frauen verfälscht.

Die französische Autorin, Feministin und ehemalige Charlie-Hebdo-Journalistin Caroline Fourest bringt ihren ersten Film auf die Leinwand: „Sisters in Arms“, ein Film über bewaffnete Kämpferinnen in der kurdischen Bewegung. Der Film wirkt wie das Hollywood-Remake von Eva Hussons „Girls of the Sun“. Sogar die Story ist sehr ähnlich. Frauen geraten in die Gefangenschaft des IS und am Schluss wird ein kleiner Junge aus den Fängen des IS befreit.

Im Vorspann heißt es, der Film beruhe auf wahren Begebenheiten. Wahr ist und das ist auch im Film sehr eindrücklich dargestellt: Im August 2014 fällt der sogenannte IS in die Region Şengal in Südkurdistan ein. Die südkurdischen Peschmerga ziehen sich kampflos zurück, der IS kann tausende Frauen und Kinder in die Sklaverei verschleppen. Tausende Männer werden ermordet.

Zara, die Protagonistin des Films, ist eine der Frauen. Sie wird von einem Dschihadisten verschleppt, von ihm vergewaltigt, kann aber fliehen und schließt sich einer Fraueneinheit an. Eine starke Entscheidung, die viele ezidische Frauen getroffen haben, die ezidischen Fraueneinheiten Şengals (YJŞ) wurden gegründet. Soweit die an die Wahrheit angelegten Begebenheiten. Aber dann wird es merkwürdig. Die Fraueneinheit von Zara scheint irgendwo in Südkurdistan stationiert zu sein. Darüber, dass die Kommandantin Schnaps trinkt und mit dem Kommandanten flirtet, kann frau noch hinwegsehen, obgleich diese Kultur weit von der Realität der tatsächlichen Fraueneinheiten, auch der internationalistischen weit entfernt ist. Die Fraueneinheit kämpft gegen den IS, wunderbare Frauensolidarität. Nun jedoch beginnt die Geschichtsfälschung, wie auch schon bei „Girls of the Sun“. Plötzlich kämpfen die Frauen unter einer ezidischen Fahne, gemeinsam mit Peschmerga, von denen sie doch eben noch im Stich gelassen wurden, verschwestern sich mit Peschmerga-Frauen, die ja bekanntlich im wahren Leben einer Combat Exclusion ausgesetzt sind.

Hier treffen wir wieder auf die Tragödie des kommerziellen kurdischen Films. Gelder gibt es natürlich nicht für Filme, in denen die tatsächliche Realität abgebildet wird. Nämlich unter anderem die Realität, dass nur die PKK-Guerilla und die YPG/YPJ im August 2014 den Ezid*innen zur Seite standen.

Geht es um die Darstellung des Befreiungskampfes, ist es so, dass fast jeder Film, der von irgendeiner Seite Gelder erhält, die Tatsache verleugnet, dass die kämpfenden Frauen, von denen diese Filme handeln, im wahren Leben allein Frauen der YPJ, der YJA-Star oder der YJŞ sind. Diese Fakten wollen jedoch diejenigen, die Gelder vergeben, nicht auf die Leinwand bringen. Wie schon bei „Girls of the Sun“ werden in „Sisters in Arms“ die Leistung und die großen Opfer, die die YPG/YPJ im Kampf gegen den IS gegeben haben, anderen zugeschrieben. Die wunderbare Hevaltî der YPJ und der YJŞ werden denen zugeschrieben, die sie schmählich im Stich gelassen haben.

Genau wie Eva Husson rechtfertigt auch Caroline Fourest die Geschichtsverdrehung des kommerziellen Erfolges wegen und nicht weil „die Leistung aller kämpfenden Gruppen gewürdigt werden soll“. Dies ist eine unerträgliche Lüge und spiegelt auch die Realität im wahren Leben wieder. Die Peschmerga werden zum Beispiel von der Bundeswehr und den USA unterstützt, diejenigen aber, die tatsächlich und wirklich den IS besiegt haben, werden gnadenlos verraten und verkauft.