Sieben Jahre Filmkommune von Rojava

Die Filmkommune von Rojava produziert seit 2015 trotz aller Angriffe auf die Region immer neue Filme. Ihre Werke sind zu einer Stimme der Revolution von Rojava geworden.

Vor sieben Jahren wurde die Filmkommune von Rojava gegründet. Seitdem produziert sie immer neue Filme, nicht nur zur Revolution in Rojava, sondern auch zum Widerstand in Amed-Sûr in Nordkurdistan oder von Şengal in Südkurdistan. Aufsehen erregte sie vor allem mit ihrem Film über den Widerstand von Kobanê.


Die Filmkommune von Rojava wurde 2015 in Dirbêsiyê gegründet. Zunächst wurde damit begonnen, eine Akademie aufzubauen, um Kultur in Form von Kinofilmen weiterzuverbreiten. Die Filmkommune gründete so ihre erste Akademie und benannte sie nach Şehîd Yekta Herekol. Der Theateraktivist und Freiheitskämpfer Yekta Herekol war Anfang des 21. Jahrhundert prägend für das kurdische Theater und die Filmkunst. Er ist sowohl für seine künstlerischen Werke als auch für sein revolutionäres Engagement berühmt. Im März 2004 setzte er sich in Aleppo aus Protest gegen die Repression durch das syrische Regime mit dem Aufruf, den revolutionären Kampf zu verstärken, selbst in Brand.

An der Akademie Şehîd Yekta Herekol wurde die Filmkommune weiter entwickelt. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Erstellung von Kinoproduktionen. Dafür bildete die Kommune viele Filmschaffende aus. Aufgrund der türkischen Angriffe musste die Akademie jedoch schließen. Nach dem Prinzip, dass eine Akademie weniger ein Ort als vielmehr eine gemeinsame Arbeit von Menschen ist, ging der Ausbildungsprozess dennoch ungebrochen weiter. Es fanden nach Bedarf bis zu einem Monat lange Bildungseinheiten statt. Schließlich wurde die Akademie – der Angriffe zum Trotz – wieder eröffnet und hat bis heute 25 Filme produziert. Abgesehen von drei Filmen wurde alles, inklusive der Postproduktion, in Rojava durchgeführt. Berühmt wurden die Filme „Bajarên Wêranbûyi“ (englischer Titel: Stories of destroyed Cities) zum Widerstand von Şengal und „Ji bo Azadiyê” (englischer Titel: The end will be spectacular) zum Kampf um Amed-Sûr. Im Moment wird ein Film zum Kampf um Kobanê produziert. Darüber hinaus arbeitet die Kommune seit 2019 an der Produktion einer Serie, die kurz vor dem Abschluss steht.

Die ersten Absolvent:innen der Akademie Şehîd Yekta Herekol gründeten die Filmkommune von Efrîn. Diese musste allerdings aufgrund der türkischen Invasion 2018 in die Şehba-Region ausweichen. 2018 wurde außerdem die Filmkommune von Kobanê gegründet. In Serêkaniyê wurde ein Synchronisationsstudio eingerichtet, aber aufgrund der türkischen Invasion 2019 muss das Team seine Arbeit in Qamişlo fortsetzen.

Drei Filmkommunen

Die Filmkommune von Rojava orientiert sich aktuell in ihrer Organisierung an Projekten und deren Bedarf. Sie stellt mittlerweile eine unter der Kunst- und Kulturbewegung TEV-ÇAND zusammengeschlossene Dachorganisation der Filmkommunen von Şehba, Kobanê und Cizîrê dar.

Die Filmkommune von Rojava hat ein Komitee für Drehbücher, für Produktion und für Diplomatie und schafft den Bedürfnissen entsprechend immer neue Institutionen. Das Budget kommt aus der Kunst- und Kulturbewegung TEV-ÇAND. Die Filmkommune arbeitet darüber hinaus mit der Einrichtung für Kultur und Kunst der Selbstverwaltung von Rojava zusammen.

Neue Kommunen werden in Raqqa und Tabqa aufgebaut

Da die Filmkommune noch nicht lange besteht und die kurdische Bevölkerung sehr an der Filmkunst interessiert ist, sind die meisten Mitglieder der Kommune bisher Kurd:innen, aber es gibt auch Mitglieder anderer Herkunft. Bei der Gründung und dem Aufbau der Filmkommune spielten Persönlichkeiten aus der Türkei und aus anderen Regionen eine wichtige Rolle. Nun wird die Einrichtung von Filmkommunen in den vor allem von Araber:innen bewohnten Städten Raqqa und Tabqa vorbereitet. Für die Mitarbeit ist es nicht notwendig, Film studiert zu haben, stattdessen reicht die Bereitschaft aus, sich in die Arbeit einzubringen.

Kein Kino ohne Verbindung zur Revolution

Die Filmwissenschaftlerin und Regisseurin Sêvînaz Evdidikê aus der Filmkommune von Rojava erklärt: „Ich habe nie daran gedacht, an einer filmischen Arbeit teilzunehmen, die nicht die Revolution widerspiegelt und von ihr getrennt ist. Das war auch nie mein Wunsch. Die Filmkommune passte am besten zu mir. Ich habe diesen Weg gewählt, weil ich das Kino liebe, aber ich hätte niemals in einer Produktion mitmachen können, die sich nicht auf die Revolution bezieht. Als Kino und Revolution zusammenwuchsen, stieg mein Interesse am Kino noch mehr.“