Girê Spî: Besatzungstruppen planieren antiken Siedlungshügel

Die türkisch-dschihadistischen Besatzungstruppen haben im nordsyrischen Girê Spî eine kulturhistorisch wertvolle Stätte planiert. Der Siedlungshügel Tell Sahlan liegt in Obermesopotamien und stammt aus altassyrischer Zeit.

Angehörige der türkisch-dschihadistischen Invasionstruppen haben nach Angaben der Nachrichtenagentur ANHA damit begonnen, einen antiken Siedlungshügel im besetzten Girê Spî (arab. Tall Abyad) in Nordsyrien dem Erdboden gleichzumachen. Dabei würden die Besatzer Planierraupen einsetzen, wie auch auf Videoaufnahmen zu erkennen ist. Nähere Angaben zum Ausmaß des Schadens in der 4.000 Jahre alten historischen Siedlungsstätte Tell Sahlan nahe des modernen Dorfes Khirbet al-Riz wurden nicht gemacht.

Video: ANHA

Der Siedlungshügel Tell Sahlan aus altassyrischer Zeit befindet sich im Belich-Tal im nördlichen Mesopotamien, das umgangssprachlich bisweilen auch als Obermesopotamien bezeichnet wird. Der Belich entspringt in Riha (türk. Urfa) in Nordkurdistan und mündet bei Raqqa in den Euphrat. Er verläuft östlich des Euphrat und westlich des Khabur. Die Siedlungsgeschichte im Mündungsdreieck der beiden Flüsse verläuft über die Etappen von vier Stadtgründungen in wenigen Kilometern Entfernung voneinander. Der älteste Ort war Tell Zaidan, einer von drei bis zu zehn Hektar großen Siedlungshügeln von insgesamt 14 Siedlungen im Belich-Tal, die ansonsten weniger als ein bis vier Hektar groß waren. Tell Zaidan war während der Halaf-Zeit (um 6000 bis 5300 v. Chr., benannt nach Tell Halaf) und der Obed-Zeit (5900–4300) besiedelt. In der proto-urbanen Siedlung Tell Zeidan war im Mai ein vom IS angelegtes Massengrab entdeckt worden.

Kulturraub nimmt kein Ende

Seit Beginn der türkischen Invasion in Nordsyrien tauchen immer wieder Bilder aus der Besatzungszone auf, die zeigen, wie türkische Soldaten und Milizionäre historische und heilige Orte zerstören und Raubgrabungen durchführen. Insbesondere in der Region Efrîn, die für ihre vielen historischen Orte bekannt ist und deren Wurzeln bis weit in die Vergangenheit zurückgehen, wie die Knochen eines zweijährigen Neandertalerkindes aus einer Höhle in Efrîn zeigen, fanden systematische Angriffe auf das kulturelle Gedächtnis statt. Um die Plünderungen zu kaschieren, wurden in einigen Regionen sogar Militärbasen über den historischen Orten errichtet.