Berufungsgericht hebt Bakur-Urteile auf

Ein türkisches Berufungsgericht hat die Schuldsprüche gegen die Macher der Guerilladokumentation „Bakur“ aufgehoben und damit Vorwürfe der Terrorpropaganda entkräftet. Der Fall wurde zur Neuverhandlung an das erstinstanzliche Gericht zurückverwiesen.

Das regionale Berufungsgericht in Amed (tr. Diyarbakır) hat die Schuldsprüche gegen die Macher des Dokumentarfilms „Bakur“ aufgehoben und den Fall zur neuen Entscheidung an das erstinstanzliche Gericht zurückverwiesen. Damit ist der Vorwurf der „Propaganda für eine Terrororganisation“ gegen Çayan Demirel und Ertuğrul Mavioğlu vorerst entkräftet. Wann es zu einer neuen Anklage gegen die beiden kommt, wird sich jedoch erst in den nächsten Wochen entscheiden.

In „Bakur“ (Kurdisch für „Norden“) bieten die Regisseure Çayan Demirel und Ertuğrul Mavioğlu intime Einblicke in den Alltag der kurdischen Guerilla. Die Dokumentation entstand im Zuge der Rückzugsentscheidung der PKK aus Nordkurdistan im Rahmen des Friedensprozesses zwischen 2013 und 2015. Verschiedene Guerillaeinheiten werden mit der Kamera begleitet, um den Alltag und die Meinungen der Kämpferinnen und Kämpfer festzuhalten. Dabei reflektiert die Dokumentation große Themen wie die Frage nach Unabhängigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung und zeigt die Motive der Menschen, die für diese Ideale kämpfen.

Der Trailer von Bakur

Mit ihrer Dokumentation sorgten Çayan Demirel und Ertuğrul Mavioğlu 2015 landesweit und darüber hinaus für allerhand Kontroversen. So wurde die Erstvorführung auf dem 34. Filmfestival Istanbul vom türkischen Kulturministerium verhindert, was mehrere Verantwortliche dazu bewog, weitere Vorführungen zu verbieten. Zwei Jahre später wurden die Regisseure von „Bakur“ von der Oberstaatsanwaltschaft in Êlih (Batman) beschuldigt, mit dem Film „Terrorpropaganda“ zu verbreiten und „Methoden einer terroristischen Organisation zur Anwendung von Gewalt, Gewalt oder Drohungen zu legitimieren“. Gegenstand des Verfahrens war eine Filmvorführung, die 2015, also zwei Jahre zuvor, in Êlih stattgefunden hatte. Im Juli 2019 wurden Demirel und Mavioğlu von einem dortigen Strafgericht zu jeweils vier Jahren und sechs Monaten Freiheitsstrafe verurteilt.

ANF empfiehlt an dieser Stelle die Filmkritik des Magazins marx21: „Bakur“: Grundsatzdiskussionen im Kampfgebiet der PKK