Ausstellung von Zehra Doğan in Rennes
Im französischen Rennes sind die Aktivitäten zum internationalen Frauenkampftag mit einer Ausstellung von Werken der kurdischen Journalistin und Künstlerin Zehra Doğan eingeleitet worden.
Im französischen Rennes sind die Aktivitäten zum internationalen Frauenkampftag mit einer Ausstellung von Werken der kurdischen Journalistin und Künstlerin Zehra Doğan eingeleitet worden.
In der Stadt Rennes in der Bretagne findet bis zum 31. März eine Veranstaltungsreihe rund um den internationalen Frauenkampftag am 8. März statt. Die Reihe beinhaltet Konferenzen, Lesungen, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen und Parties. Eingeleitet wurde das abwechslungsreiche Programm am 5. März mit einer Ausstellung von Werken der kurdischen Künstlerin und Journalistin Zehra Doğan, die nach über zwei Jahren in türkischer Haft vor eineinhalb Wochen aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Dort saß die heute 30-Jährige wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda. Auslöser war ein Wasserfarben-Bild, das die zerstörte nordkurdische Stadt Nisêbîn (Nusaybin) nach der türkischen Militärbelagerung im Jahr 2016 zeigt. In den Trümmern der Stadt hängen türkische Flaggen.
Zehra is imprisoned because she drew a painting of this famous photo. The court calls the painting "terrorist propaganda" pic.twitter.com/JEaUcXTumf
— Zehra Doğan (@zehradoganjinha) July 5, 2017
„Sie fragten mich: ‚Warum hast Du dieses Bild gemalt von den zerstörten Häusern mit türkischer Fahne?‘ Dann warfen sie mich ins Gefängnis. Dabei sind sie es, die dieses Bild gemacht haben. Ich habe es nur illustriert“, erklärte Doğan später.
Die Ausstellung in Rennes mit 30 Originalwerken der Künstlerin wird vom kurdisch-bretonischen Freundschaftsverein Amitiés Kurdes de Bretagne in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus, der Stadt Rennes, dem Maison Internationale de Rennes und der Baba-Zula-Bar organisiert. Ausstellungsort ist das Carré Lully im Opernhaus, der Kurator der Ausstellung ist Philippe Leduc vom Atellier Lucie Lom.
Zehra Doğan erlebte Angriff der türkischen Armee auf Nisêbîn
Als Journalistin gehörte Zehra Doğan zu den Gründerinnen von Jinha, der weltweit ersten Nachrichtenagentur, die ausschließlich von Frauen betrieben und inzwischen per Staatsdekret verboten wurde. Als Künstlerin thematisiert sie die politischen Verhältnisse und das Leben von Frauen. Während des Selbstverwaltungswiderstands in Nordkurdistan hatte die Journalistin aus Nisêbîn und Cizîr (Cizre) berichtet. Ihre Veröffentlichungen in den sozialen Netzwerken, ihre Artikel und Bilder brachten Zehra Doğan eine Anklage wegen „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung” ein. Am 23. Juli 2016 wurde sie in Mêrdîn (Mardin) festgenommen und inhaftiert. Am 9. Dezember 2016 wurde Doğan bei ihrer ersten Anhörung vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristische Organisation freigesprochen und kam frei.
Kurz danach stellte sie ihre Bilder aus, die sie in Haft gemalt hatte. Die Ausstellung trug den Namen „141” - die Anzahl der Tage, die sie im Gefängnis war. Am 2. Juni 2017 bestätigte ein Berufungsgericht das erstinstanzliche Urteil über zwei Jahre, neun Monaten und 22 Tage. Sie kam erneut ins Gefängnis, zunächst in Amed (Diyarbakir), später wurde sie mit zwanzig weiteren Frauen gegen ihren Willen nach Tarsus verlegt.
Auch außerhalb Nordkurdistans und der Türkei wurde Zehra Doğans Fall bekannt. Amnesty International, die Schriftstellervereinigung PEN, der Künstler Ai Weiwei und der britische Street-Art-Künstler Banksy gehören zu den bekanntesten Sympathisanten, die gegen ihre Inhaftierung protestierten.
„Ich bin traurig, weil ich meine Freundinnen dort zurücklassen musste“
Banksy zeichnete 2018 in New York ein etwa 20 Meter breites Wandbild. Es zeigt stellvertretend für die Tage ihrer Haftstrafe eine Strichliste, die zur gleichen Zeit ein Gefängnisgitter darstellt. Dahinter sieht man das Gesicht der Künstlerin. In Großbuchstaben prangt seine Forderung „Free Zehra Doğan“ in der unteren rechten Ecke. Doğan schrieb Banksy einen Dankesbrief, den sie aus dem Gefängnis schmuggeln ließ.
Nach ihrer Entlassung erklärte Doğan, sie sei glücklich, dass sie das Gefängnis verlassen konnte. „Gleichzeitig bin ich traurig, weil ich meine Freundinnen dort zurücklassen musste. In den Gefängnissen findet ein Hungerstreik statt, den Hungerstreikenden geht es immer schlechter. Es muss sofort etwas für sie getan werden”.