Jugendkonferenz in Istanbul ruft zu gemeinsamer demokratischer Organisierung auf

In Istanbul diskutieren junge Menschen aus verschiedenen linken Gruppen über Wege zu einer demokratischeren Gesellschaft. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Bildungsgerechtigkeit, politische Selbstorganisation und sozialer Zusammenhalt.

Demokratie, soziale Gerechtigkeit, gemeinsame Kämpfe und Perspektiven

In Istanbul hat am Sonntag eine zweitägige Jugendkonferenz unter dem Titel „Jugend und demokratische Gesellschaft“ begonnen. Veranstaltet wird die Konferenz vom Jugendrat des Demokratischen Kongresses der Völker (HDK). Rund 200 Teilnehmende, darunter Studierende und junge Aktivist:innen aus verschiedenen linken Gruppen, kamen in einem Veranstaltungssaal im Bezirk Kağıthane zusammen, um über gesellschaftliche Mitbestimmung, Frieden und Perspektiven für eine demokratische Gesellschaft zu diskutieren.

Themen: Demokratie, soziale Gerechtigkeit, gemeinsame Kämpfe

Die Konferenz gliederte sich in mehrere thematische Panels. Im ersten Teil unter dem Titel „Der Aufbau des Widerstands für eine demokratische Gesellschaft“ hielten Vertreter:innen verschiedener Organisationen Beiträge zu Fragen politischer Freiheit, Bildungszugang, Antikapitalismus und studentischer Selbstverwaltung.

„Mit Selbstorganisierung gestalten wir eine sozialistische Zukunft“ war auf einem Banner der HDK-Jugend zu lesen

Redner:innen unter anderem von der Union revolutionärer Studierender, dem HDK-Jugendrat, der Partei der Arbeiterbewegung (EHP) und unabhängigen Initiativen forderten dabei eine stärkere Vernetzung linker Jugendbewegungen und betonten die Bedeutung selbstorganisierter Strukturen für gesellschaftlichen Wandel. Immer wieder wurde der Zusammenhang zwischen Demokratisierung, sozialer Gerechtigkeit und dem Kampf gegen staatliche Repression hervorgehoben.

Fokus auf Demokratisierung von Bildung und Gesellschaft

Ein wiederkehrendes Thema war die Situation an Universitäten, darunter die umstrittene Praxis der Zwangsverwaltung durch vom Staat eingesetzte Rektor:innen. Vertreter:innen der Studenteninitiative forderten eine stärkere Demokratisierung der Hochschulen und betonten, dass der Kampf um eine „demokratische Universität“ untrennbar mit dem Ringen um eine demokratische Gesellschaft verknüpft sei.

Appelle zu Einheit und gemeinsamer Organisierung

Im Verlauf der Konferenz wurde mehrfach zur vereinten politischen Aktion aufgerufen. Özge Nisa Eker vom HDK-Jugendrat betonte die Rolle des HDK als organisatorische Plattform für „vereinigten Widerstand“. Auch Vertreter:innen anderer Gruppen, darunter die Plattform für Arbeit und Gerechtigkeit und Freiheitliche Jugend, forderten eine kollektive und gesellschaftsübergreifende Organisierung von Studierenden, Arbeiter:innen und marginalisierten Gruppen.

Kritik an autoritären Entwicklungen und Forderung nach aktiver Friedenspolitik

In einem weiteren Panel sprach der Ko-Sprecher des Jugendrats der Partei der Völker für Gleichheit und Demokratie (DEM), Rêzan Kağanarslan, über das Konzept des vom kurdischen Vordenker Abdullah Öcalan vorgeschlagenen „demokratischen Gesellschaftsvertrags“. Er betonte die Notwendigkeit der politischen Einbindung von Jugendlichen in die Friedensarbeit und verwies auf die von Öcalan entwickelte Theorie der „Demokratischen Nation“. Frieden, so Kağanarslan, sei nur dann dauerhaft möglich, wenn er auf gesellschaftlicher Selbstorganisation basiere und nicht allein von staatlichen Institutionen abhängig gemacht werde.

Konferenz endet mit Appell zu Vernetzung und Kontinuität

Auch Referent:innen aus internationalistischen Bewegungen, darunter die Gruppe Tausend Jugendliche für Palästina, verwiesen auf die Bedeutung internationaler Solidarität. Der Ruf nach gemeinsamer, grenzüberschreitender politischer Arbeit zog sich durch zahlreiche Beiträge.

Mit einem Appell zur weiteren Zusammenarbeit und einem Ausblick auf künftige Aktionen endete der erste Konferenztag. Der zweite Tag soll laut Veranstaltenden der konkreten Planung gemeinsamer Initiativen gewidmet sein.