Zehra Doğan aus dem Gefängnis entlassen!

Die Journalistin und Künstlerin Zehra Doğan ist nach über zwei Jahren aus einem türkischen Gefängnis bei Mersin entlassen worden.

Nach zwei Jahren und einem Monat in türkischer Haft ist die Journalistin Zehra Doğan aus dem Frauengefängnis in Tarsus entlassen worden. Vor dem Gefängnistor wurde die ehemalige Redakteurin der in der Türkei verbotenen Frauennachrichtenagentur JINHA von Kolleg*innen mit Blumen in Empfang genommen.

Nach ihrer Entlassung erklärte Zehra Doğan: „Natürlich bin ich glücklich, dass ich das Gefängnis verlassen konnte. Gleichzeitig bin ich traurig, weil ich meine Freundinnen dort zurücklassen musste. In den Gefängnissen findet ein Hungerstreik statt, den Hungerstreikenden geht es immer schlechter. Es muss sofort etwas für sie getan werden.“

Zu ihren Zukunftsplänen sagte die Journalistin, die sich auch als Malerin einen Namen gemacht hat: „Ich werde meinen Beruf fortsetzen, wo auch immer ich bin.“

Wer ist Zehra Doğan?

Zehra Doğan gehört zu den Gründerinnen der Frauennachrichtenagentur JINHA. Als Künstlerin thematisiert sie die politischen Verhältnisse und das Leben von Frauen. Während des Selbstverwaltungswiderstands in Nordkurdistan hatte die Journalistin aus Nisêbîn (Nusaybin) und Cizîr (Cizre) berichtet. Aufgrund ihrer Berichterstattung und einem Bild, das die türkische Flagge über von Panzern zerschossenen Häusern zeigt, wurde Zehra Doğan am 21. Juli 2016 festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Die Anklage lautete „Mitgliedschaft“ und „Propaganda für eine terroristische Organisation“. Am 9. Dezember 2016 wurde Zehra Doğan vom Vorwurf der Mitgliedschaft in einer terroristische Organisation freigesprochen, aber ein Berufungsgericht bestätigte am 2. Juni 2017 das erstinstanzliche Urteil über zwei Jahre, neun Monaten und 22 Tage Gefängnis wegen ihrer Aktivitäten in sozialen Medien und der „Terrorpropaganda“. Sie kam erneut ins Gefängnis, zunächst in Amed (Diyarbakir), später wurde sie mit zwanzig weiteren Frauen gegen ihren Willen nach Tarsus verlegt.

Während ihrer Haft machte Zehra Doğan Reportagen mit ihren Mitgefangenen und malte Bilder auf Zeitungspapier und Kartons, weil ihre Malutensilien beschlagnahmt wurden. Ihre Bilder sind in vielen europäischen Ländern ausgestellt worden.

Weltweit bekannt wurde Zehra Doğan durch ein riesiges Wandbild, mit dem der britische Street-Art-Künstler Banksy in New York gegen ihre Inhaftierung protestierte. Das etwa 20 Meter breite Kunstwerk zeigte stellvertretend für die Tage ihrer Haftstrafe eine Strichliste, die an einer Stelle zugleich ein Gefängnisgitter darstellen.