Amedspor protestiert gegen Kindesmissbrauch

In der Türkei hat sich die Zahl der angezeigten Fälle von Kindesmissbrauch in den vergangenen zehn Jahren versiebenfacht. Der kurdische Fußballverein Amedspor hat heute auf den Anstieg von sexueller Gewalt an Kindern aufmerksam gemacht.

In der Türkei schlagen die Wellen der Empörung hoch. Mindestens ein Mann hat in Küçükçekmece im Westen der Provinz Istanbul eine Fünfjährige vergewaltigt. Das Mädchen war am Montag ohnmächtig und stark blutend vor dem elterlichen Haus gefunden und in ein Krankenhaus gebracht worden, wo es operiert wurde. Neun Männer – zwei türkische und sieben pakistanische Staatsbürger – waren daraufhin festgenommen worden. Als Tatverdächtiger gilt ein 18-jähriger Pakistaner. Das Kind ist inzwischen außer Lebensgefahr und befindet sich wieder zu Hause.

Der kurdische Fußballverein Amedspor hat bei seinem heutigen Heimspiel gegen den Zweitligisten Kastamonuspor mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion auf den Anstieg von Kindesmissbrauch aufmerksam gemacht. Die Spieler des Klubs trugen ein Banner mit dem Schriftzug „Das Kind schweigt, schweige du nicht“ aufs Feld. Zeitgleich riefen die Fans im Stadion Parolen wie „Die Kinder sollen nicht sterben, sondern ins Stadion kommen“ und „Wer die Kinder antastet, dem sollen die Hände brechen“. Anschließend wurde von den Amedspor-Spielen und Fans eine Schweigeminute eingelegt, um den Opfern von sexueller Gewalt zu gedenken.

Immer wieder Kindesmissbrauch in Küçükçekmece

In Küçükçekmece war im vergangenen Jahr einer der größten Sozialskandale in der Türkei öffentlich gemacht worden. Iclal Nergiz, damals noch Sozialarbeiterin im städtischen Krankenhaus des Istanbuler Vororts, hatte Alarm geschlagen, nachdem innerhalb von fünf Monaten 115 minderjährige Mädchen in dem Krankenhaus entbunden hatten. In dieser Zeit hatten jedoch rund 300 Minderjährige die Geburtsstation der Klinik von Küçükçekmece aufgesucht. Die Istanbuler Staatsanwaltschaft nahm erst Ermittlungen auf, nachdem Nergiz eine Liste mit 115 minderjährigen Wöchnerinnen der Presse übergeben hatte – die jüngste war gerade einmal 14 Jahre alt. Sie selbst darf das Gebäude inzwischen nicht mehr betreten: die Klinikleitung hat ihr ein Hausverbot erteilt und sie zwangsversetzt.