Salafisten aus Idlib werden nach Libyen verlegt

Die Türkei setzt salafistische Truppen nicht nur in Nordsyrien und Idlib ein, sondern hat laut Meldungen bereits jetzt 500 Dschihadisten von Idlib nach Libyen verlegt.

Libyen spielt ebenso wie Syrien in den neoosmanischen Expansionsplänen eine wichtige Rolle, berichtet der Journalist der Nachrichtenagentur Mezopotamya, Nazım Daştan. So brennt die türkische Regierung darauf, die von der Türkei hochgerüstete, von den salafistischen Muslimbrüdern dominierte Regierung mit eigenen Truppen zu unterstützen. Bereits jetzt hat die türkische Regierung 500 Salafisten aus Idlib abgezogen und nach Libyen transportiert. Die Weltöffentlichkeit schweigt dazu. Um dieses Schweigen zu verstehen, sollten wir zunächst die Geschichte der Entwicklungen in der Region betrachten.

Vor neun Jahren begannen die Aufstände in Tunesien und Libyen und breiteten sich bis Ägypten und Syrien aus. Vielerorts wandelten sich die Volksaufstände unter dem Einfluss imperialer und regionaler Mächte in Bürgerkriege und internationale Konflikte. Insbesondere in Libyen und Syrien konkurrieren die USA, Russland, Israel, europäische Mächte und die Türkei, die Landkarten werden neu gezeichnet. Viele bezeichnen die Geschehnisse in der Region daher auch als Dritten Weltkrieg.

Der Dritte Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs wurde die politische und militärische Landkarte des Mittleren Ostens und Nordafrikas neu gezeichnet. Der zweite Weltkrieg hatte unter anderem starken Einfluss auf die Entwicklungen in der Türkei. Seither entwickelte sich der Mittlere Osten zu einem Vulkan vor dem Ausbruch. Der sogenannte „arabische Frühling“ breitete sich von Tunesien nach Libyen, Jemen, Ägypten und Syrien aus. Während der ersten beiden Weltkriege hatte es eine Blockbildung und Polarisierung im Vorfeld gegeben. Der Dritte Weltkrieg entwickelte sich anders. Statt sich entlang diese Blocks auf ganzer Linie zu bekriegen, existieren Allianzen an einem Ort und bekriegen sich dieselben Parteien mit ihren Proxies an einem anderen Ort. Diese Strategie im Dritten Weltkrieg zeigt sich beispielsweise an den Allianzen und Antagonismen in Syrien und Libyen.

Unterschiedliche Fronten, unterschiedliche Abkommen

Während die Angriffe der Türkei auf Nord- und Ostsyrien andauern, vertieft sich die Krise zwischen der Türkei, dem Iran und Russland in Idlib immer weiter. Die Türkei erfüllt nicht ihre im Astana-Abkommen übernommene Verpflichtung, die Region von bewaffneten Gruppen zu „säubern“. Daher fanden mit den Angriffen des syrischen Regimes auf Idlib neue Gespräche zwischen Russland und der Türkei statt. Die in Idlib herrschende Salafistengruppe „Hayat Tahrir al-Sham“, die vom Al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra angeführt wird, wird von der Türkei weiter gestärkt und Libyen wurde mit in die Gleichung aufgenommen. In den Gesprächen zwischen Russland und der Türkei lag daher nicht nur Idlib auf dem Tisch, sondern auch Nord- und Ostsyrien und Libyen.

500 Salafisten nach Libyen entsandt

Nun sind Aufnahmen aufgetaucht, die zeigen, wie während dieser Gespräche dschihadistische und salafistische Gruppen, die in Idlib gegen das syrische Regime kämpfen, nach Libyen transportiert wurden. Unter diesen Gruppen befinden sich unter anderem anscheinend Kämpfer von Ahrar al-Sharqiya und den Sultan-Sultan-Murad-Brigaden, die ebenfalls Teil der Besatzungstruppen in Efrîn und der Invasionsarmee SNA in Nordostsyrien sind. Diese Dschihadisten sollen 2.000 Dollar Lohn erhalten, die Verletzten 35.000 Dollar Entschädigung. Allerdings haben die bisher als erste Vorhut entsandten 500 Dschihadisten bisher nur 300 Dollar erhalten. Die Dschihadisten wurden mit türkischen Schiffen von Hatay bei Idlib nach Libyen gebracht.

Schweigen zur Entsendung von Dschihadisten

Die USA, England, Italien, Frankreich und Deutschland schweigen gegenüber russischen Berichten, dass die Türkei Dschihadisten aus Idlib nach Libyen schickt. Das deutet ebenfalls darauf hin, dass dies im Rahmen einer Verständigung zwischen Libyen und Russland geschehen ist. Es heißt, dies sei im Rahmen der Astana-Treffen unter Beteiligung der NATO vereinbart worden.

Die Allianzen sind von der Front abhängig

Die Türkei versucht ihre neoosmanischen, großtürkischen Pläne in Syrien umzusetzen, indem sie einen Teil von Nord- und Ostsyrien von Syrien abgetrennt hat. Sie bringt das in jedem Rahmen zur Sprache und versucht mit allen Kräften auf dieser Ebene Beziehungen aufzubauen. Auch in Libyen versucht die Türkei die gleiche Politik zu verfolgen. Während die Türkei bezüglich Idlib und Nordsyrien mit Russland am Verhandlungstisch sitzt, stehen sich die Türkei und Russland in Libyen als Gegner gegenüber. Während die Türkei die den Muslimbrüdern nahestehende Regierung der Nationalen Einheit unterstützt, steht Russland an der Seite von General Haftar.

Die Bedeutung von Tripolis

Die Türkei und ihre aggressive Libyenpolitik, insbesondere die Entsendung von Milizen nach Libyen, haben Widerhall in der Weltöffentlichkeit gefunden. Dabei ist Tripolis von besonderer Bedeutung für die Türkei, denn Tripolis war die letzte Stadt, welche die Osmanen in Nordafrika verloren.

Türkei versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Tripolis von Italien eingenommen und den Osmanen blieb keinerlei Einfluss dort. Nun soll im Dritten Weltkrieg das Rad der Zeit zurückgedreht werden. Mit dieser Absicht plant die Türkei Soldaten in die Region zu entsenden. Die Türkei könnte damit unumkehrbare Konsequenzen erzeugen.