Libysche Nationalarmee fängt türkisches Schiff ab

Nur Stunden nach der Ratifikation eines Militärpakts zwischen der Türkei und der „Einheitsregierung” Libyens hat die Libysche Nationalarmee von General Haftar im Mittelmeer ein Schiff mit türkischer Besatzung abgefangen.

Truppen der Libyschen Nationalarmee (LNA) von General Chalifa Haftar haben im Mittelmeer nach eigenen Angaben ein Schiff mit türkischer Besatzung beschlagnahmt. Sie hätten das unter der Flagge Grenadas fahrende Schiff nahe der libyschen Küstenstadt Derna abgefangen, teilte LNA-Sprecher Ahmed al-Mismari am späten Samstagabend mit. Von dort sei es für eine Inspektion in den von der LNA kontrollierten Hafen in Ras al-Hilal gebracht worden.

Auf der Facebook-Seite von Al-Mismari waren Aufnahmen zu sehen, wie LNA-Truppen die drei Crewmitglieder befragen. Auch Kopien ihrer türkischen Pässe sind zu sehen. Details über ihren Verbleib oder ihren Gesundheitszustand wurden nicht benannt. Die türkische Regierung kommentierte den Fall zunächst nicht.

Im Libyen-Konflikt unterstützt Ankara die „Einheitsregierung” von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch in Tripolis und liefert dessen Truppen insbesondere Panzer und Drohnen. General Haftar wird von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Ägypten und Russland unterstützt.

Die Beschlagnahmung des Schiffes erfolgte nur wenige Stunden nach der Bestätigung eines am 27. November geschlossenen Abkommens zur militärischen Zusammenarbeit zwischen der Türkei und der sogenannten libyschen Einheitsregierung durch das türkische Parlament. Der Militärpakt erlaubt es der Türkei, militärische Ausbilder und Berater nach Libyen zu schicken. Ankara habe auch die Genehmigung für gemeinsame Militärübungen und dürfe auf Anfrage Waffen und Militärfahrzeuge nach Libyen senden, heißt es in einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hatte immer wieder die Entsendung von Soldaten nach Libyen in Aussicht gestellt. Am Freitag forderte Fajis al-Sarradsch neben der Türkei auch Algerien, Großbritannien, Italien und die USA auf, „Abkommen zur Sicherheitskooperation“ umzusetzen.