Mullah-Regime hängt 40-jährigen Kurden

Die iranische Regime-Justiz machte Hamid Hosseinnejad Heydaranlu für den Tod mehrerer Grenzsoldaten verantwortlich, die bei Gefechten mit der PKK-Guerilla getötet wurden. Nun wurde der Kurde hingerichtet. Er saß bereits seit zwei Jahren im Gefängnis.

Hamid Hosseinnejad Heydaranlu

Der kurdische politische Gefangene Hamid Hosseinnejad Heydaranlu* ist laut iranischen Staatsmedien in Teheran hingerichtet worden – ohne dass seine Familie oder sein Rechtsanwalt vorab informiert wurden. Menschenrechtsorganisationen sprechen von einer außergerichtlichen Tötung und fordern eine internationale Reaktion auf das Vorgehen der Islamischen Republik Iran.

Wie das in Paris ansässige Kurdistan Human Rights Network (KHRN) berichtet, wurde die Exekution des 40-jährigen Kurden gestern durch den stellvertretenden Staatsanwalt von Urmia (ku. Ûrmiye), Behzad Sarkhanlu, offiziell bestätigt. Demnach wurde Heydaranlu heimlich aus dem Zentralgefängnis in Ûrmiye nach Teheran überstellt und dort hingerichtet – vermutlich bereits am letzten Freitag im Evin-Gefängnis.

Regime verweigert Herausgabe des Leichnams

Seine Familie hatte Heydaranlu zuletzt am Donnerstag im Gefängnis besucht. Einen Tag später konnte er telefonisch kurz mitteilen: „Ich lebe, verfolgt meinen Fall.“ Danach verlor sich jede Spur – die Behörden gaben zwischenzeitlich sogar vor, dass die Hinrichtung ausgesetzt worden sei. Als die Familie sich nach seinem Verbleib erkundigte, hieß es dann, das Todesurteil gegen Heydaranlu sei vollstreckt worden, eine Herausgabe des Leichnams sei aber nicht vorgesehen. Offenbar gibt es auch Versuche, eine Trauerfeier für den Kurden zu verbieten.

Hamid Hosseinnejad Heydaranlu © privat/KHRN

Extralegale Hinrichtung

Hamid Hosseinnejad Heydaranlu wurde im April 2023 in seinem Heimatdorf in der Region Qere Êynî (Tschaldiran) bei Makû festgenommen – zunächst wegen angeblichen Schmuggels und Grenzhandels. Später warf man ihm die Beteiligung an einem Gefecht im Jahr 2017 vor, bei dem acht Grenzsoldaten von der Guerilla der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) getötet wurden. Grundlage des Todesurteils war ein erzwungenes Geständnis, das laut KHRN unter Folter in monatelanger Isolationshaft abgegeben wurde. Der Analphabet soll von Verhörbeamten verfasste Dokumente unterschrieben und ein vorgefertigtes „Geständnis“ vor laufender Kamera abgelegt haben.

Das Todesurteil gegen Heydaranlu wegen „Rebellion gegen den Staat“ im Zusammenhang mit einer vermeintlichen PKK-Mitgliedschaft wurde im Oktober vergangenen Jahres von einem Gericht in Ûrmiye verhängt. Sein Anwalt Osman Mosayen erklärte nach Bekanntwerden der Hinrichtung, dass gegen die Gerichtsentscheidung noch ein Wiederaufnahmeantrag anhängig war. „Der Fall befand sich zum Zeitpunkt der Exekution noch beim Obersten Gerichtshof“, so Mosayen. „Das bedeutet, dass selbst das Gericht von der Hinrichtung nichts wusste.“

Das KHRN und weitere Menschenrechtsorganisationen verurteilten die Hinrichtung auf das Schärfste. Die NGO Iran Human Rights (IHR) sprach von einem „außergerichtlichen Mord“ und forderte internationale Maßnahmen. „Hamid wurde nach einem Verfahren ohne minimale rechtsstaatliche Standards hingerichtet. Die Verantwortlichen in Teheran müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, erklärte IHR-Direktor Mahmood Amiry-Moghaddam.

Zum Zeitpunkt des Gefechts in der Türkei

IHR warnte bereits vor den Osterfeiertagen vor einer Welle politisch motivierter Hinrichtungen. In den ersten drei Aprilwochen wurden laut Angaben der Organisation mindestens 65 Menschen in iranischen Gefängnissen exekutiert – viele von ihnen waren demnach Angehörige ethnischer Minderheiten.

Hamid Hosseinnejad Heydaranlu war zusammen mit mehreren Afghanen festgenommen worden. Der dreifache Vater war zum Zeitpunkt des Gefechts zwischen der kurdischen Guerilla und iranischen Grenztruppen, für das er verantwortlich gemacht wurde, nachweislich mit seiner Familie in der Türkei – mit gültigen Pässen. Dies wurde laut IHR und dem KHRN im Prozess nicht berücksichtigt. Beide Organisationen riefen Regierungen mit diplomatischen Beziehungen zu Iran auf, entschieden gegen die Todesmaschinerie des Regimes zu handeln.

*Andere Schreibweise Hamid Hosseinnezhad Heidaranlou