Die türkischen Pläne für Südkurdistan – Teil 6

Der türkische Staat erzielt durch die Ausbeutung Südkurdistans ein Jahreseinkommen von zehn Milliarden Dollar.

Seit den 1990er Jahren richtete der türkische Staat sein Interesse auf die Region Kurdistan, um neue Absatzmärkte für industrielle Produkte und neue Gewinne zu erzielen. Inzwischen sind Jahre vergangen und mittlerweile stammt die Mehrheit der in Südkurdistan erhältlichen Waren aus türkischer Produktion.

Was wird aus der Türkei importiert?

Der türkische Staat exportiert in die Region Kurdistan Baumaterialien, Eisen/Stahl, Zement, Dekoration, Elektronik, Lebensmittel, Mehl, Gemüse, Kleidung und viele weitere Produkte. Neben dem Import vieler Waren aus der Türkei beutet der türkische Staat die Region auch durch seine Fabriken in der Region ökonomisch aus. Es befinden sich sechs türkische Zementfabriken in der Region. Die Mas-Fabrik in Silêmanî (Sulaimaniyya) produziert täglich 18.000 Tonnen Zement.

Der Gewinn aus der in Erbet befindlichen Kunststoff- und Aluminium-Fabrik fließt nicht in die Region, sondern direkt in die Taschen des türkischen Staates. Die Firmen des türkischen Staates verkaufen nicht nur in der Region, sondern gleichzeitig auch an den Irak. Weil es in der Region keine Produktion, keine Fabriken gibt, hat der türkische Staat mit seinen Fabriken und Firmen die gesamten Handelsnetzwerke der Region unter Kontrolle.

Überall „türkische Waren“

Die Bedingungen für die Herstellung landwirtschaftlicher Produkte sind in der Region ziemlich gut, deshalb ist es umso sinnloser, dass die landwirtschaftlichen Produkte aus der Türkei kommen. Obwohl der beste Reis in der Germiyan-Region angebaut wird, wird Reis aus der Türkei importiert. Dem liegt die Kontrolle der Türkei über die Handelsnetze, aber auch die Vernachlässigung der Landwirtschaft durch die Regionalregierung, zugrunde. Auch Linsen, Butter, Nudeln, Tomatenmark und viele andere Waren kommen aus der Türkei.

6.000 türkische Unternehmen

Nach Angaben von Mele Yasîn vom Verband der Produzenten der Region Kurdistan gibt es 6.000 türkische Firmen in der Region, 2.000 weitere sollen eröffnet werden. Yasîn erklärt, nahezu alle importierten Waren könnten in Kurdistan produziert werden könne, es fehle jedoch an der nötigen Förderung und Unterstützung.

Wenn es hier Produktion gibt, braucht niemand türkische Waren

Mele Yasîn betont, dass die Regierung die Entwicklung der regionalen Ökonomie unterstützen müsse: „Die meisten Produkte, die aus dem Iran und der Türkei importiert werden, werden auch in der Region Kurdistan produziert. Immer wenn die Regierung Schritte zur Förderung der lokalen Ökonomie unternehmen möchte, wird sie von der Türkei und dem Iran unter Druck gesetzt. Beide Staaten wollen keine lokale Produktion. Aber wenn die Regierung die Produktion der Region steigert und den Bedarf von hier aus deckt, dann könnte sie zum ökonomischen Zentrum und zum Handelszentrum werden. Die Region hat dieses Potential. Wenn es Produktion gibt, dann kann der Bedarf daraus gedeckt werden.

Wenn die lokale Produktion steigt, sinken die Importe

Yasîn betont, dass die Bäckereien in Silêmanî in der Lage sind, den Brotbedarf der Stadt abzudecken. Die Produktion habe auch noch Steigerungspotential und es sei dann nicht mehr notwendig, Brot zu importieren: „Es ist nach der Eröffnung der Bäckereien und der Brotproduktion nicht mehr nötig, 90 Prozent des Brotes aus dem Iran zu importieren.“

Das Geld darf nicht in die Türkei fließen

Der Händler Soran Abdulxafur aus Silêmanî erklärt: „Diejenigen, die hier in der Region Handel treiben, sollten den Unterschied gut kennen und keine türkischen Produkte kaufen. Dann könnte der türkische Staat mit dem in Region verdienten Geld Südkurdistan nicht angreifen. Deswegen ist es sehr wichtig, zu produzieren und die lokale Produktion und den Kauf lokaler Produkte zu fördern.“

ROJNEWS | DANA OMER