Die türkischen Pläne für Südkurdistan – Teil 5

Die kulturelle und ökonomische Besetzung Südkurdistans durch den türkischen Staat

Neben der militärischen Besetzung spielt auch die kulturelle und ökonomische Expansion nach Südkurdistan eine wichtige Rolle in den neoosmanischen Plänen der Türkei. So handelt es sich bei 40 Prozent des ausländischen Kapitals in Südkurdistan um türkisches Kapital. Der türkische Staat hat die südkurdische Ökonomie praktisch unter Kontrolle und plündert die Ressourcen der Region aus, während er der Bevölkerung seine Sprache und seine Kultur aufzuzwingen versucht.

Die Plünderungen und Zerstörungen durch den türkischen Staat sind offensichtlich. Neben der militärischen Präsenz, müssen wir aber auch über eine Form der ökonomischen Kolonialpolitik sprechen. Der türkische Staat hat die Ökonomie in Südkurdistan unter seine Kontrolle gebracht und benutzt sie als Mittel seiner Assimilationspolitik. Der fünfte Teil des Dossiers wird die ökonomischen und kulturelle Dimension der türkischen Expansionspolitik nach Südkurdistan beschreiben.

40 Prozent der Ökonomie sind in den Händen der Türkei

Nach Angaben des Unternehmerverbands von Silêmanî (Sulaimaniyya) befinden sich in den drei Provinzen der Autonomen Region Kurdistan, also Duhok, Hewlêr (Erbil) und Silêmanî 5.000 ausländische Unternehmen. Von diesen Firmen sind 500 in Silêmanî und der Rest in Hewlêr und Duhok. 2.000 dieser Firmen sind türkische Unternehmen. Das heißt, die türkischen Unternehmen machen 40 Prozent des ausländischen Kapitals aus.

Öl, Infrastruktur, Straßenbau und Strom in den Händen türkischer Unternehmen

Alle primären und lebensnotwendigen Bereiche des Handelssektors der Autonomen Region Kurdistan (KRG) sind unter der Kontrolle türkischer Unternehmen. Die Ökonomie der KRG befindet sich im festen Griff der türkischen Unternehmen und die türkische Ökonomie wird von den Profiten aus Südkurdistan auf den Beinen gehalten. Die Expansionspolitik und die Kriege Erdoğans stützen sich nicht zuletzt auf die in Südkurdistan erzielten Gewinne.

Der Leiter des Unternehmerverbands von Silêmanî, Soran Ehmed, berichtet, dass sowohl die Verwaltung des Öls, als auch die Infrastruktur der Städte Kurdistans, der Straßenbau und die Stromversorgung von Firmen aus der Türkei betrieben werden und dass die Versorgung mit anderen lebensnotwendigen Gütern ebenfalls von türkischen Unternehmen gewährleistet werde. Auch die Förderung aus der in Tawge befindlichen größten Ölquelle Kurdistans kontrolliert ein türkisches Unternehmen namens General Energy. Bei dieser Ölquelle handelt es sich um die größte Kurdistans.

Diese Ausbeutung hat keinen Nutzen für die Region

Soran Ehmed wies darauf hin, dass die Kurdistan Region sich in einer schweren ökonomischen Krise befinde, die vor allem von den vielen ausländischen Unternehmen in der Region ausgehe. Er bewertete die Situation folgendermaßen: „Die ausländischen Unternehmen wollen die ökonomische Entwicklung der Kurdistan Region nicht und beeinflussen die lokalen Ökonomien sehr negativ. (…) Sie setzen die Unternehmen aus der Region unter Druck, diese aber verfügen über keine Mittel zu reagieren.“ Soran Ehmed wies darauf hin, dass lokale Ökonomie entwickelt werden muss und kritisierte die ökonomische Zusammenarbeit der Kurdistan Regionalregierung mit dem türkischen Staat: „Alles was türkische Unternehmen produzieren, können wir auch herstellen … Wir müssen auf lokale Produktion setzen.“

Sie verbieten in Kurdistan Kurdisch zu sprechen“

Ein anderes wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist auch der kulturelle Druck, der auf die Bevölkerung Südkurdistans ausgeübt wird. Nach aktuellen Untersuchungen und Gesprächen mit Angestellten arbeiten viele der türkischen Firmen in der Region mit dem türkischen Geheimdienst MIT zusammen und versuchen die Angestellten zu Agenten zu machen. Darüber hinaus werden die in diesen Firmen angestellten Kurd*innen unter Druck gesetzt Türkisch zu sprechen und entsprechende Kleidung zu tragen. Auf diese Weise wird Kurdisch zu sprechen in Kurdistan eingeschränkt. Ein nordkurdischer Arbeiter einer türkischen Firma in Hewlêr kommentierte diese Situation: „In diesen Firmen ist es verboten Kurdisch zu sprechen. Wer Kurdisch spricht, wird bestraft.“

ROJNEWS | DANA OMER