YPJ-Kommandantin bei türkischem Drohnenangriff ermordet

Bei den beiden Opfern des jüngsten türkischen Drohnenangriffs in Rojava handelt es sich um die YPJ-Kommandantin Jînda Cûdî und den QSD-Kämpfer Goran Amûdê. Die Frauenverteidigungseinheiten kündigen Vergeltung an.

Jînda Cûdî

Bei den beiden Opfern des Drohnenangriffs vom Donnerstag in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien handelt es sich um zwei Mitglieder der Demokratischen Kräfte Syriens (QSD). Wie die Generalkommandantur der Frauenverteidigungseinheiten (YPJ) am Samstag bekannt gab, ist unter den beiden Ermordeten auch die YPJ-Kommandantin Jînda Cûdî. Bei dem zweiten Opfer handelt es sich um den QSD-Kämpfer Goran Amûdê (Salih Xelîl). Beide hatten sich in einem zivilen Fahrzeug befunden, das auf einer Verbindungsstraße zwischen Amûdê und Qamişlo von zwei Lenkraketen getroffen wurde.

„Die Frauenrevolution von Rojava setzt ihre Entschlossenheit fort, ein freies Leben gegen den Genozid aufzubauen und dieses Schritt für Schritt umzusetzen. Das nimmt der faschistisch gesinnte türkische Staat zum Anlass, Angriffe jeglicher Art in unseren Regionen zu verüben. Dass revolutionäre Frauen besonders häufig zum Ziel von Angriffen mit unbemannten Kampfdrohnen werden, ist eine Schande für die internationale Gemeinschaft“, erklärte die YPJ-Kommandantur mit Blick auf die weitgehende Ignoranz gegenüber den Kriegshandlungen der Türkei.

Jînda Cûdî in Rojava © YPJ

Zur Biografie von Jînda Cûdî teilten die YPJ mit, dass die Kommandantin mit bürgerlichem Namen Xezal Belge hieß und 1985 in der nordkurdischen Provinz Şirnex (tr. Şırnak) geboren wurde. Sie gehörte demnach einer tief in der kurdischen Befreiungsbewegung verwurzelten Familie an; ihr Vater Yusuf Belge sowie ihre Brüder Firas und Rizgar kamen zu verschiedenen Zeitpunkten im Widerstand in der Botan-Region ums Leben. Jînda Cûdî schloss sich 2003 zunächst der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) an und war ein gutes Jahrzehnt Kämpferin der Frauenguerilla. Mit dem Aufkommen der Revolution von Rojava ging sie im Zuge einer Mobilisierungsphase nach Nordsyrien. Der von der Türkei in Geiselhaft gehaltene PKK-Begründer Abdullah Öcalan hatte die Guerilla aufgerufen, die Bevölkerung in Rojava zu schützen und sie beim Aufbau ihrer Selbstverteidigung zu unterstützen.

Für die YPJ war Jînda Cûdî lange Jahre im Fronteinsatz. So beteiligte sie sich an diversen Befreiungsoffensiven gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS), die 2014 weite Teile von Syrien und dem Irak überrannt und ein „Kalifat“ errichtet hatte. Sie kämpfte unter anderem in Dschaza (Jazaa), Rabia, Mabruka, Til Koçer, Serêkaniyê und Al-Hol und wurde mehrmals verletzt. „Dennoch zog Jînda Cûdî immer wieder zurück an die Front. Selbst noch so schwere Verletzungen konnten sie nicht davon abhalten“, so die YPJ. „Sie war eine Entschlossene, die ihre Heimat und ihr Volk um jeden Preis verteidigte. Jînda Cûdî war eine Revolutionärin, die nicht nur im Kampf gegen den IS eine aktive Rolle spielte, sondern auch bei der Schaffung der Grundlagen einer demokratischen Nation.“

Vergeltung um jeden Preis

Weiter betonte die YPJ-Generalkommandantur: „Der türkische Staat, der mit verachtenswerten Methoden gegen den IS kämpfende Frauen ermordet, offenbart mit diesen Angriffen einmal mehr die Realität des beabsichtigten Genozids an unserem Volk. Der Widerstand, den wir heute leisten, ist ein Kampf für ein würdevolles Leben. Diese Revolution wurde mit den bedeutendsten Söhnen und Töchtern dieses Landes verwirklicht, und niemand sollte daran zweifeln, dass wir sie mit der Entschlossenheit des ersten Tages verteidigen werden. Wir sind eine Kraft der Rache und der türkische Staat sollte wissen, dass wir auf unsere Vergeltung nicht verzichten werden. Wir werden den türkischen Faschismus für jeden Angriff und für jeden Besatzungsversuch zur Rechenschaft ziehen. Als YPJ sprechen wir dem widerständigen Volk von Botan und allen patriotischen Familien unser Beileid aus, insbesondere der ehrenwerten Familie unserer Kommandantin Jînda Cûdî. Wir versprechen, dass wir die Träume und Ideale unserer gefallenen Freundinnen verwirklichen und die Freiheit in jedem Fall erreichen werden. Die Rojava-Revolution baut auf dem Erbe von Kommandantinnen wie Jînda Cûdî auf. Und dieses Erbe wird durch die Bewahrung der Errungenschaften der Revolution noch hinzugewinnen.“